Auf Wohnungssuche: Die teuersten Städte für Studenten
Studenten sind aus der Sicht eines Immobilieninvestors eine äußerst lukrative Zielgruppe. Sie stellen hohe Anforderungen an ihre Wohnsituation, Urbanität ist das Stichwort. Und sie ziehen überdurchschnittlich häufig um, sodass durch Neuvermietungen ein entsprechender Einfluss auf die örtlichen Mietspiegel ausgeübt wird. Zimmerpreise von 400 oder 500 EUR sind in deutschen Unistädten längst keine Seltenheit mehr, sondern zunehmend die Regel. Ein Zimmer im Studentenwohnheim muss nicht zwangsläufig die günstigste Alternative darstellen, denn schließlich müssen die Studentenwerke dieselben Preise für Bauflächen zahlen und dieselben Bauvorschriften einhalten. Durch die regelrechte „Studentenschwemme“ hat sich die Wohnungsnot zuletzt auf immer mehr Städte ausgebreitet.
München und Köln in der Spitze
München ist bei allen Zielgruppen beliebt, sodass selbst gut verdienende Paare nur noch in seltenen Fällen einen adäquaten und bezahlbaren Wohnraum in den Innenstadtbezirken finden. Studenten sind hiervon nicht ausgenommen, die klassische 3er- oder 4er-WG im Altbau lässt sich anders gar nicht vermarkten. Und doch gibt es mit Köln eine traditionelle Universitätsstadt, die nach Angaben des Deutschen Studentenwerks noch etwas teurer ist als die bayerische Landeshauptstadt. Demnach sind die Warmmieten insbesondere seit dem Wintersemester deutlich angestiegen.
Zweistellige Wachstumsraten waren die Folge, sodass im Durchschnitt mittlerweile 355 EUR im Monat für ein WG-Zimmer ausgegeben werden muss. Abweichungen hiervon gibt es mehr nach oben, als dass es eine nennenswerte Anzahl an günstigeren Wohnmöglichkeiten im für Studenten interessanten Stadtbereich gäbe.
Über mehrere Jahre galt München als die teuerste Studentenstadt, zuletzt wurde diese Entwicklung etwas gebremst. Durchschnittlich 358 EUR sind hier fällig, wobei die durchschnittlichen Zimmergrößen zwischen zehn und 15 Quadratmeter liegen. Im Gegensatz zur Rheinmetropole, die ein ähnliches Bevölkerungswachstum aufweist, sind hier WGs immer mehr die Regel. Selbst durchmischte Wohngemeinschaften mit jungen Berufseinsteigern oder Niedrigverdienern gehören immer häufiger zum Standard. Für eine Singlewohnung im Bereich bis zu 40 Quadratmeter Wohnfläche sind durchschnittlich 17,40 EUR pro Quadratmeter zu zahlen.
Die Nachfrage nach Innenstadtlagen ist ungebrochen
Auf Rang 3 folgt die Freie und Hansestadt Hamburg, die besonders stark von Gentrifizierung und dem Ausbilden neuer Szeneviertel geprägt ist. Bereits seit mehreren Jahren wird immer mehr Wohnraum modernisiert, neue Bauflächen und damit die Gelegenheit für sozialverträgliche Wohngelegenheiten sind rar gesät. Die hohe Dichte an verschiedensten Hochschulen führt dazu, dass immer mehr Studenten in die umliegenden Gemeinden ausweichen. Doch hier treffen sie zeitgleich auf Berufspendler, sie konkurrieren also mit finanziell Bessergestellten um entsprechende 1- oder 2-Zimmer-Wohnungen. Und dieser Effekt zeigt sich praktisch in jeder größeren Stadt, wo es praktisch unmöglich ist, auf die nähere Umgebung auszuweichen. Denn tägliches Pendeln ist nur für die wenigsten Studenten eine Option.
Immer mehr Studentenwerke vermitteln Wohnraum bei Senioren oder Alleinstehenden. Gegen Mithilfe im Haushalt oder bei täglichen Erledigungen bieten diese attraktive Wohnformen und vergleichsweise günstige Mietpreise.
Vermietet werden Keller und Co.
Während Studenten in den großen Städten ausreichend Möglichkeit haben, Alternativen zu wählen oder in das Umland zu ziehen, gibt es diese Gelegenheit in kleinen oder mittleren Städten eher weniger. Meistens fehlen entsprechende Anbindungen oder die Taktungen des Nahverkehrs sind unzureichend. Was bleibt, ist das Angebot dort anzunehmen oder einen Studienortwechsel in Erwägung zu ziehen. Angeboten werden mittlerweile nicht mehr nur renovierungsbedürftige Altbauten, sondern auch Anbauten, Dachbereiche oder zum Teil auch ausgebaute Keller. Auch wenn derartige Wohnformen mit Abschlägen angeboten werden, so liegt der Quadratmeterpreis immer noch entsprechend hoch. Regelmäßig richtigen die Studentenwerke und vermehrt private Initiativen eine Art „Notunterkunft“ ein, um den großen Andrang zu Beginn des Semesters verkraften zu können.
In Frankfurt am Main, der Nummer Vier dieser Liste, sind die Alternativen jedoch vielfältiger. Gefragte Bereiche wie das Westend oder Sachsenhausen sind zwar Spitzenreiter bei den Mietpreisen, aber alles andere als repräsentativ. Denn sie sind mehr Geschäfts- und Ausflugsviertel, als dass sie eine nennenswerte Anzahl an Wohnungen bereithalten würden. Zuletzt hat sich der Markt etwas beruhigt, da der soziale Wohnungsbau einen relativ hohen Stellenwert einnimmt und auch Baugenossenschaften für eine Durchmischung sorgen.
Viele dieser Wohnungen sind an den Wohnberechtigungsschein gebunden. Selbst bei elterlicher Unterstützung oder auch dann, wenn nebenbei gearbeitet wird, können die Voraussetzungen erfüllt sein. Damit werden theoretisch auch solche Wohnungen verfügbar, die preislich gebunden sind.
Werden die Mietpreise in Universitätsstädten weiter steigen?
In den letzten Jahren gab es stellenweise deutliche Preissprünge, weil immer größere Anteile eines Jahrganges den Weg über ein Studium wählen. Im gleichen Schritt sind aber nicht die entsprechenden Wohnheimplätze gestiegen oder geeignete Singlewohnungen errichtet worden. So wurden WGs teilweise zusammengelegt, die durchschnittliche Wohnfläche hat sich also verringert. Experten gehen davon aus, dass sich das allgemeine Mietpreisniveau größtenteils einpendelt und in wenigen Jahren ein Überangebot zu sinkenden Mietpreisen führen wird. Das gilt aber nur für WG-Zimmer oder kleinere Appartements, die durch immer höhere Anteile der Single- und Paarhaushalte für Studenten infrage kommen.
Moderne, günstige Wohnungen bieten ostdeutsche Städte wie Jena oder Leipzig. Hier finden Studenten selbst im Kernstadtbereich gut geschnittene, ausreichend große Wohnungen mit guter Verkehrsanbindung. Selbst modernisierte Stadthäuser sind, im Vergleich mit westdeutschen Städten, sehr günstig zu bekommen.
Zusammenfassung
Jahrelang führte München die Hitliste der teuersten Städte für Studenten an, zuletzt hat Köln die bayerische Landeshauptstadt überholt. Hier werden immer mehr Wohnungen zu Wohngemeinschaften, Singlehaushalte dominieren den Markt. Je kleiner die Universitätsstadt ist, desto prekärer ist die Wohnmarktsituation. So werden auch kleine Zimmer mit Wohnflächen bis zu 15 Quadratmeter für viele Studenten zur passenden Alternative. In Hamburg und Frankfurt ist die Situation etwas entspannter, gleichzeitig ist hier aber auch der Anteil der Wohnungsbaugenossenschaften höher.
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