Wenn Raupen den Ziergarten erobern

Wenn Raupen den Ziergarten erobern

Schmetterlinge mögen wir alle. Doch selbst diese geflügelten Frühlingsboten kennen ein Juvenilstadium und haben sehr gefräßige Raupen, die uns mitunter im Zier- und Nutzgarten das Leben ganz schön schwer machen:

Die Raupen des Kohlweißlings etwa laben sich an Kohl und anderen Gemüsesorten und können daher ganze Felder ruinieren. Ein weiterer, zu Recht gefürchteter Schmetterling, ist der Eichenprozessionsspinner, da durch die Brennhaare der Raupen sogar Entzündungen und allergische Reaktionen bei Menschen und Haustieren ausgelöst werden.

Was ist eine Raupe?

Doch was genau ist eine Raupe? Nun, das Wort Raupe stellt eigentlich einen Sammelbegriff dar. Damit kann das Fressstadium eines Schmetterlings, aber auch die Juvenilform von anderen Insekten gemeint sein. Es gilt also, zu differenzieren.
Was allen Raupen gleich ist, ist ihr verstecktes Wesen. Raupen sind meist

  • tarnfarbig
  • verstecken sich an oder im Umfeld ihrer Fraßpflanzen
  • haben eine oder mehrere Vorzugsfutterpflanzen
  • sind bis zur Verpuppung äußerst gefräßig und
  • können giftig sein!

Generell haben auch Raupen viele natürliche Feinde. Daher sind sie entweder unscheinbar, braun oder grün gefärbt oder warnen durch auffällige Farben vor ungenießbaren Inhaltsstoffen. Auch feine Härchen, die im Rachen potentieller Fressfeinde absplittern, stellen typische Abwehrwaffen dar, während andere Raupen mit ihrem Aussehen tote Zweige imitieren und so selbst den scharfen Augen von Vögeln entgehen.

Wann sollten Raupen bekämpft werden?

Ob, und wenn ja wie, Raupen im Garten bekämpft werden müssen, wird natürlich auch von deren Häufigkeit und / oder der Stärke der Fressschäden abhängen. Zudem wird die „Schmerzschwelle“ bei jedem Gärtner unterschiedlich hoch sein.

Prinzipiell stellt Raupenfraß nämlich in jedem Zier- und Nutzgarten ein ganz natürliches Phänomen dar. Und jeder potentielle „Schädling“ hat seine natürlichen Widersacher, die die Bestände regulieren und so auch lästige Arten in Schach halten. Die Zeit zum Handeln ist also allenfalls dann gekommen, wenn dieses natürliche Gefüge aus dem Gleichgewicht kommt und die Schäden zu groß sind.

Wie können Raupen bekämpft werden?

Beobachtet man eine Massenvermehrung von Raupen, gilt es indes schnell zu handeln, um die Ernte und die befallenen Zierpflanzen zu retten. Die Möglichkeiten sind vielfältig und beginnen, wie bei den Schnecken, mit einem mechanischen Absammeln. Auch Hausmittel, wie eine Schmierseifenlauge, führen mitunter zum Erfolg.

Hier kennen und schätzen viele Gärtner ihre ganz persönlichen Hausmittel, wobei Erfolg und Misserfolg der Aktion freilich auch von Art und Herkunft des Fraßschädlings bestimmt werden. Denn manche Arten lassen sich auch durch den Geruch von Knoblauch, mit Tabak-Asche oder Algenkalk vertreiben. Wiederum andere kann man mit dem Gartenschlauch von ihren Futterpflanzen regelrecht abschütteln und danach vom Grundstück spülen … letzten Endes gilt in Sachen Raupenbekämpfung daher das Motto von „Versuch und Irrtum“ und ist richtig, was zum Erfolg führt.

Natürliche Gegenspieler stark machen!

Dabei sollte, wann immer möglich, einer mechanisch-biologischen Bekämpfung ohne Gift der Vorzug eingeräumt werden. Unter Umständen können auch Leimringe helfen, die – noch ehe die befruchteten Weibchen in die Baumkronen kriechen – an den Stämmen fixiert werden.
Umsichtige Gärtner werden daher bereits im Herbst für die kommende Saison und Ernte vorausplanen. Dazu gehört übrigens auch, dass die natürlichen Feinde aller Raupen, nämlich Vögel und Kröten, gezielt gefördert und gestärkt werden. Letztere brauchen Versteckmöglichkeiten unter alten Baumstämmen, Laubhaufen und Steinen, während Singvögel vor allem von einheimischen Hecken und Brutgelegenheiten profitieren. Eine sinnvolle Investition in unseren Garten und unsere Ernte, da bereits ein einziges Meisenpaar samt seinen Jungen in einem Jahr über einen Zentner (!) Raupen und Schadinsekten vertilgt!

Dürfen chemische Mittel zur Raupenbekämpfung genutzt werden?

Laut Naturschutzbund NABU hat übrigens auch der bei Forstleuten so gefürchtete Eichenprozessionsspinner zahlreiche natürliche Gegenspieler, darunter Fledermäuse und Vögel. Die stellen freilich vor allem den erwachsenen Faltern nach, wohingegen die Raupen hervorragend geschützt sind. Allein dem Kuckuck können weder das Gift noch die Brennhaare schaden, so dass er auch die Raupen selbst ins Visier nimmt. Es gibt also, fast immer, Alternativen und biologische Helfer.

Auch Gespinstmotten, die neben Pappeln auch die Traubenkirsche, den Weißdorn, Schlehen oder das Pfaffenhütchen befallen, sollten nach Sichtweise des NABU auf keinen Fall chemisch bekämpft werden. Denn auch hier gibt es natürliche Feinde wie Schlupfwespen und Raubwanzen. Zudem regele sich, so der NABU, fast jedes Massenauftreten durch Parasiten und Krankheitserreger früher oder später von alleine.

So genannte Insektizide sind daher, wenn überhaupt, allenfalls bei ausgeprägten Fraßschäden zu empfehlen. Und das niemals ohne den Rat eines Fachmanns, da ansonsten auch andere (nützliche) Tiere oder gar die Pflanzen selbst, die wir eigentlich schützen wollen, in Gefahr kommen. Ölhaltige Präparate etwa können dazu führen, dass die Blätter absterben.
Da es – und das bei der biologischen wie auch chemischen Bekämpfung – stark auf die jeweilige Art ankommt, sollte der Schädling selbst oder ein befallener Ast oder Zweig mit in die Beratungsstelle gebracht werden. Denn so kann Nutzen und Risiko der ins Auge gefassten Maßnahmen abgewogen und jede Aktion exakt auf den jeweiligen Schädling abgestimmt werden!

Gerade unter unseren beliebten Tagfaltern finden sich zahlreiche Arten, deren Raupen für unsere Kultur- und Zierpflanzen keinerlei Gefahr sind. Das gilt zum Beispiel für Tagpfauenauge und Admiral, da hier überwiegend an Brennnesseln genascht wird. Generell ist es so, dass die meisten Schmetterlingsraupen auf eine oder wenige Fraßpflanzen „abonniert“ sind; wir gehen also keinerlei Risiko ein, wenn wir im Garten einige Brennnesselhorste für Tagpfauenauge & Co. stehen lassen!

Manche Schmetterlingsraupen, wie Kohlweißling und Apfelwickler, stellen im Nutzgarten eine echte Plage dar. Auch bei Landwirten gelten die Raupen des Apfelwicklers als gefürchtete Schädlinge. Die Weibchen legen ihre Eier nämlich im Blattwerk der Bäume ab. Die Schädlinge befallen dann die Früchte und ernähren sich von Fruchtfleisch und Samen. Je nach Ausrichtung ihrer Betriebe, versuchen Obstbauern den Befall durch natürliche Gegenspieler, wie Ohrwürmer und Schlupfwespen, in den Griff zu bekommen oder aber setzen chemische Gegenmittel ein. Für den Hobbygärtner empfehlen sich im Kampf gegen die lästigen Obstmaden vor allem biologisch-mechanische Methoden, das heißt Fanggürtel an den Bäumen und eine gezielte Förderung der natürlichen Fressfeinde. Zudem müssen alle befallenen Früchte zeitnah entfernt werden!

Zusammenfassung

Allenthalben treffen wir im Garten auf Raupen, die ein mehr oder minder ausgeprägtes Fraßbild zurücklassen; manche Arten bemerken wir erst dann, wenn wir die verursachten Schäden entdecken und der Sache auf den Grund gehen. Selbst Schmetterlinge haben durchaus gefräßige Raupen, die sich an Zier- und Nutzpflanzen vergreifen. Allerdings sollte jede Bekämpfung sorgfältig abgewogen werden und zumal die „chemische Keule“ erst der allerletzte Schritt sein!

Artikelbild: © kostik2photo / Bigstock.com


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