Stromanbieter wechseln und der Preisspirale entkommen
Alle Jahre wieder müssen die deutschen Stromverbraucher tiefer in die Tasche greifen. Eine Strompreiserhöhung ist für viele Stromversorger mittlerweile normal. Ihre Kunden scheuen sich häufig von einem Wechsel zu einem neuen Versorger. Dabei ist der Wechsel dank Internet kinderleicht und bringt Ersparnisse von mehreren Hundert Euro mit sich. Wie Sie wechseln und Geld sparen können, erfahren Sie im anschließenden Text.
Menschen sind grundsätzlich Gewohnheitstiere – die Deutschen sind, zumindest wenn es um den Stromanbieter-Wechsel geht, die absoluten Spitzenreiter. Sie regen sich regelmäßig über die seit Jahren steigenden Strompreise auf, äußern ihren Ärger in Foren und Nachrichtenseiten, unternehmen allerdings nichts konkret dagegen. Schätzungen zufolge verließen 2011 nur 6,5 Prozent aller Stromkunden ihren Versorger und wechselten zu einem Konkurrenten. Wie das unabhängige Verbraucherportal Verivox mitteilt bleiben fast 50 Prozent aller deutschen Stromkunden ihrem Grundversorger treu – dieser ist bekannterweise der teuerste.
Ende der Strompreiserhöhungen
Ein Ende der Strompreiserhöhungen ist nicht in Sicht. Seit der Strommarktliberalisierung im Jahr 1998 entwickelte sich der Preis konstant in eine Richtung – aufwärts. Aktuelle Meldungen zufolge soll die Ökostrom-Umlage im kommenden Jahr auf ein neues Rekordhoch ansteigen. Dadurch werden die Preise früher oder später erneut steigen. Verbraucher sollten die Preiserhöhungen nicht abwarten und frühzeitig wechseln. So können sie bereits jetzt mehrere Hundert Euro pro Jahr sparen.
Beispielrechnung: Ein Münchener Single-Haushalt zahlt für den Wechsel weg vom günstigsten Tarif eines Grundversorgers 190 Euro weniger. Kölner Pärchen können gleich 260 Euro sparen, eine Familie in Berlin spart ebenfalls 260 Euro pro Jahr.
Wechseln können grundsätzlich alle Verbraucher, die über einen Vertrag mit einem Energieversorger verfügen und einen eigenen Stromzähler besitzen. Mieter haben es etwas schwerer, sie müssen den Wechsel mit ihrem Vermieter abklären. In der Regel sollte das allerdings kein Problem sein.
In drei Schritten zum neuen Stromanbieter
Nachfolgend erklären wir Ihnen, wie sie den alten Vertrag kündigen und zu einem günstigeren Stromversorger wechseln.
1. Jahresverbrauch ermitteln
Wer sich für den Wechsel entscheidet, muss zunächst einmal seinen Stromverbrauch ermitteln. Entscheidend ist der Stromverbrauch pro Jahr, gemessen in Kilowattstunden (kWh). Der Gang zum Zähler in den Keller ist nötig, weil die meisten Anbieter beim Wechselantrag nach der Zählernummer fragen. Zur Verbrauchsermittlung ist der Stromzähler nur bedingt hilfreich, da er nicht den kompletten Jahresverbrauch anzeigt.
Den Jahresverbrauch ermitteln Kunden am besten über die letzte Stromrechnung. Wer diese nicht findet, kann sich auch an typischen Durchschnittswerten orientieren:
- Single-Haushalt: 1.500 kWh pro Jahr
- Zwei-Personen-Haushalt: 2.800 kWh pro Jahr
- Familien-Haushalt: 4.000 kWh pro Jahr
- Großfamilien-Haushalt: 6.000 kWh pro Jahr
2. Stromtarife vergleichen
Im nächsten Schritt folgt die Qual der Wahl: Welcher Stromanbieter soll es sein und welcher Tarif kommt infrage? In Deutschland gibt es momentan vier große Stromanbieter, die bundesweit tätig sind: RWE, E.on, Vattenfall und EnBW. Neben den vier Großen gibt es mehr als 1.000 kleinere Anbieter. Pauschal kann man nicht sagen, dass einer der Anbieter der beste oder günstigste ist. Die Preise sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund müssen wechselbereite Kunden mithilfe von Strompreisvergleichen den günstigsten Tarif für sie selbst aussuchen. Dazu benötigen sie lediglich den Gesamtverbrauch in kWh pro Jahr (Schritt 1) und die Postleitzahl. Anschließend werden alle verfügbaren Tarife und Anbieter inklusive Anmerkungen und Details aufgelistet.
Bei vielen Anbietern erhalten Neukunden einen Bonus. Dieser wird häufig aber nur nach einem oder zwei Jahren ausgezahlt. Lesen Sie hier die Vertragsbedingungen genau durch, um den Bonus auch tatsächlich zu erhalten.
3. Wechselauftrag verschicken
Wer den gewünschten Tarif gefunden hat, der kann über die Preisvergleichsseite direkt zum neuen Versorger wechseln. Der Antrag kann direkt online abgeschickt werden. Optional lässt er sich auch als PDF ausdrucken und der Kunde kann ihn per Post verschicken. Diese Details benötigt der neue Stromversorger von seinen Kunden:
- die Zählernummer
- den Liefertermin
- den Namen des aktuellen Versorgers und die Kundennummer
- den aktuellen Zählerstand
Alle Formalitäten werden in der Regel vom neuen Versorger übernommen, auch die Kündigung beim bisherigen Stromunternehmen. Ausnahmen bestehen, wenn der Vertrag in wenigen Tagen abläuft oder wenn ein Sonderkündigungsrecht aufgrund einer Preiserhöhung besteht. In diesen Fällen sollten Verbraucher eigenständig kündigen.
Die Strombelieferung durch das neue Unternehmen beginnt in drei bis sechs Wochen. Von der Umstellung bemerken Verbraucher nichts – sie zahlen den Tarif lediglich an ein anderes Unternehmen. Angst vor Stromausfälle sollte deshalb niemand haben.
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Artikelbild: © Goodluz / Shutterstock