SDS-Bohrer: Wie das System zu einem weltweiten Standard wurde
Der Begriff SDS steht für ein Bohrerschaft-System für drehende und schlagende Elektrowerkzeuge, zu denen Bohrmaschinen und Bohrhämmer gehören. Dieses spezielle Einstecksystem bietet spezielle Nutzen für die Bohrerschaft, durch die eine verbesserte Kraftübertragung möglich wird. Im Gegensatz zu vergleichbaren Einstecksystemen ermöglicht der SDS Bohrer einen schnellen Wechsel von Meißeln und Bohrern, ohne dass Werkzeuge nötig sind.
In den 1960er Jahren erlangten elektrische Bohrer eine große Beliebtheit und sie waren bereits weit verbreitet. Das Problem: Immer mehr Hersteller produzierten eigene Bohrer, die nicht miteinander kompatible Werkzeugaufnahmen und Bohrerschaftsysteme inkorporierten. Um dieses Problem zu lösen, entwickelte die Firma Hilti im Jahr 1967 ein 10-mm-Einstecksystem, Hilti TE-Aufnahme genannt. Basierend auf dieser Entwicklung produzierte Bosch das Einstecksystem „SDS-plus“, welches einen einheitlichen Schaftfurchmesser von 10 Millimetern nutzt. Innerhalb kürzester Zeit wurde SDS zu einem herstellübergreifenden Weltstandard, der heute bei weltweit mehr als 90 Prozent aller mittelschweren und leichten Bohrhämmern im Einsatz ist.
Die Abkürzung SDS stand für die von Bosch entwickelte Bezeichnung „Steck-Dreh-Sitz“, später wurde der Titel zu „Spannen durch System“ weiterentwickelt. Heute nutzt Bosch den international bekannten Begriff „Special Direct System“.
Technik
Das Problem der Hilti-TE-Aufnahme war der hohe Verschleiß durch die eingreifenden Walzen sowie die Drehmomentübertragung mithilfe der flacheren Nutzen. Der Verschleiß führte dazu, dass die Bohrer teilweise in der Aufnahme verklemmten.
Im Gegensatz zu anderen Systemen erfolgt bei SDS die Drehmomentübertragung und Werkzeugverriegelung getrennt voneinander. Erstere wird mithilfe von zwei durchgehenden Nuten vollzogen, in welche balkenförmige Gleitstege vom Werkzeughalter eingreifen. Die Werkzeugverriegelung wird mithilfe von zwei gegenüberliegenden Taschen vollzogen, in welche jeweils eine Kugel einrastet.
SDS-Varianten
Die Patente für das System SDS-plus sind derweilen ausgelaufen, sodass Bosch nicht länger exklusiv dieses System für seine Bohrer anbieten kann. Bis heute wurden keine technischen Weiterentwicklungen produziert, jedoch gibt es einige Varianten mit einem größeren und kleineren Schaftdurchmesser.
SDS-max
Bosch hat SDS-max mit einem Schaftdurchmesser von 18 mm für schlagende und hammerbohrende Einsatzwerkzeuge ab fünf Kilogramm im Jahr 1990 eingeführt. Bis dato war der werkzeuglose Meißel- und Bohrerwechsel nur für kleine und mittlere Bohrer möglich. Im Gegensatz zu SDS-plus, wo eine Auflagefläche von 60 mm² zur Drehmomentübertragung zur Verfügung steht, sind es bei SDS-max 180 mm².
SDS-top
Angesichts der immer höheren Leistung kleiner Bohrer wurde das System SDS-top mit einem Schaftdurchmesser von 14 mm entwickelt. Dieses System konnte sich allerdings nie durchsetzen, sodass selbst der Hersteller keinen Hammerbohrer mit SDS-top anbietet.
SDS-Quick
Das SDS Quick System ist eine neue Erfindung von Bosch, die speziell für den Heimwerkerbereich konzipiert und entwickelt wurde. Mit einem Schaftdurchmesser von 6,35 mm steht es zurzeit nur für die beiden Akkubohrhammer Bosch-Uneo sowie Bosch-Uneo Maxx zur Verfügung.
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