Der Riesen-Bärenklau – schön und gefährlich
Der Riesen-Bärenklau heißt mit botanischem Namen Heracleum mantegazzianum oder Heracleum giganteum und ist auch unter den Bezeichnungen Herkulesstaude, Herkuleskraut und Kaukasischer Bärenklau bekannt. Diese Pflanze ist wegen ihrer Größe und der riesigen Blüten durchaus attraktiv. Trotzdem möchte sie aber kaum jemand in seinem Garten haben, denn sie kann schon bei einer einzigen Berührung extreme gesundheitliche Probleme verursachen. Die in dieser Pflanze enthaltenen Substanzen können Reaktionen auf der Haut auslösen, die Verbrennungen ähneln und äußerst langwierig in der Behandlung sind.
Steckbrief des Riesen-Bärenklau
Der Riesen-Bärenklau stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und zählt zu den sogenannten invasiven Neophyten, die als bedenklich eingestuft werden, weil sie heimische Pflanzen verdrängen. Er wurde absichtlich nach Europa gebracht, weil man ihn in früheren Zeiten attraktiv fand und ihn deshalb in Parks und Botanische Gärten pflanzte. Damals wusste man allerdings noch nicht, wie schnell sich diese Pflanzen in freier Natur ausbreiten und welche Gefahr sie für Menschen und die heimische Fauna darstellen.
Der Riesen-Bärenklau gehört zur Familie der Doldenblütler. Er wächst extrem schnell und kann innerhalb kürzester Zeit bis zu fünf Meter hoch werden. Ebenso imposant sind seine gefiederten Blätter mit einer Länge von meist einem Meter. Sie können an einem günstigen Standort jedoch ebenfalls bis zu drei Meter lang werden. Sein Stängel ist hohl und behaart, wird im unteren Bereich bis zu zehn Zentimeter dick und hat purpurfarbene Flecken. Der Riesen-Bärenklau wächst hauptsächlich an Standorten, wo der Boden viel Stickstoff enthält. Er findet sich in freier Natur häufig auf Wiesen, Äckern, Brachflächen, an Straßen- und Wegrändern sowie Flussufern.
Eine Pflanze, die dem Riesen-Bärenklau recht ähnlich sieht, ist sein Verwandter, der in Europa heimische Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium). Er wird jedoch maximal zwei Meter hoch und hat kleinere Blätter. Weitere Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit dem Wald-Engelwurz und dem Echten oder Arznei-Engelwurz. All diese Pflanzen können jedoch ähnliche Probleme wie der Riesen-Bärenklau verursachen. Wer sicher gehen möchte, meidet deshalb am besten alle.
Der natürliche Lebenszyklus der Herkulesstaude
Der Riesen-Bärenklau ist normalerweise eine zweijährige Pflanze. Er bildet im ersten Jahr nur eine Rosette mit Blättern. Erst im zweiten Jahr kommt er in der Zeit von Juni bis Juli zur Blüte. Dann entsteht eine bis zu 80 Zentimeter große Dolde mit zehntausenden kleiner weißer oder rosafarbener Blüten, die von Insekten bestäubt werden. Aus diesen Blüten entstehen flache ovale Früchte mit Borsten an den Rändern. Sie sind zunächst grün und werden in den folgenden Wochen braun und trocken. In ihnen reifen jeweils zwei Samen, durch die sich die Pflanze weiter verbreitet, denn die Samen werden durch den Wind an andere Standorte geweht.
Eine einzige Pflanze kann bis zu 50.000 Samen produzieren. Wird die Herkulesstaude nicht rechtzeitig bekämpft, kann sie sich daher durch die Menge der Samen extrem stark ausbreiten und zu einem großen Problem werden. Selbst ungünstiges Wetter macht den Samen nichts aus, denn ihre Keimfähigkeit bleibt über viele Jahre erhalten. Außerdem sind sie schwimmfähig, sodass die Ausbreitung auch über Bäche und Flüsse erfolgen kann. Aus diesem Grund findet sich der Riesen-Bärenklaus inzwischen immer häufiger an den Ufern fließender Gewässer. Die meisten Samen verbleiben jedoch in der Nähe der Mutterpflanze, sodass an einem Standort mit einer Pflanze schnell eine große Population entsteht. Eine vegetative Vermehrung beispielsweise über die Wurzeln ist dagegen nicht möglich.
Nachdem er geblüht hat, stirbt der Bärenklau ab. Kommt er dagegen nicht zur Blüte, weil er beispielsweise an einem zu schattigen Standort steht, kann die Pflanze noch viele Jahre weiter leben. In diesem Fall legt sie in ihrer Wurzel Energiereserven an, mit denen sie zu einem späteren Zeitpunkt oder unter günstigeren Bedingungen eine Blüte bildet.
Die Gefahren der Herkulesstaude für die Gesundheit
In sämtlichen Pflanzenteilen und vor allem im Pflanzensaft des Riesen-Bärenklau sind Furocumarine enthalten. Dies sind photosensibilisierende Substanzen, die unter dem Einfluss von Sonnenlicht extreme gesundheitliche Probleme verursachen können. Gelangen Furocumarine auf die Haut und wird die Haut im Anschluss dem Sonnenlicht ausgesetzt, entstehen Rötungen, Quaddeln, Blasen oder die Haut beginnt zu jucken. Schlimmstenfalls kommt es sogar zu Entzündungen, die schweren Verbrennungen ähneln und in extremen Fällen stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen. Diese Verletzungen heilen nur langsam ab, hinterlassen oft Narben oder behalten dauerhaft eine dunkle Farbe, die durch eine stärkere Pigmentierung verursacht wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Hautreaktionen meist nicht sofort auftreten, sondern erst nach einem oder zwei Tagen. Vor allem bei verletzten Kindern ist es daher oft nicht leicht, die Ursache zu erkennen und entsprechend schnell zu reagieren. Sie sind besonders gefährdet, denn die langen hohlen Stängel und die riesigen Blätter sind für sie ein interessantes Spielzeug und ein guter Platz beim Versteckspiel.
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Wie erkennen ich den Riesenbärenklau in meiner Umgebung?
Der Riesenbärenklau ist eine große und leicht erkennbare Pflanze. Er kann bis zu 14 Fuß hoch werden und hat große, grüne Blätter, die bis zu fünf Fuß breit werden können. Die Pflanze hat auch weiße Blüten, die in schirmförmigen Büscheln wachsen. Der Riesenbärenklau ist häufig in der Nähe von Flüssen und Bächen sowie auf offenen Feldern und Wiesen zu finden. Wenn Sie mit der Pflanze in Berührung kommen, ist es wichtig, die betroffene Stelle sofort zu waschen und den Kontakt mit den Augen zu vermeiden. Der Pflanzensaft enthält eine chemische Substanz, die schwere Verbrennungen, Blasenbildung und sogar Erblindung verursachen kann. Wenn Sie glauben, dass Sie mit dem Riesenbärenklau in Berührung gekommen sind, müssen Sie sofort einen Arzt aufsuchen.
Sofortmaßnahmen nach der Berührung einer Herkulesstaude
Wurde ein Riesen-Bärenklau aus Versehen berührt, sollten die betroffenen Hautstellen möglichst schnell und gründlich mit reichlich Wasser und Seife gewaschen werden. Außerdem muss die Haut in den nächsten zwei Tagen vor Sonnenlicht geschützt werden. Besonders wichtig ist dies in den ersten beiden Stunden nach dem Kontakt mit der Pflanze, denn in dieser Zeit reagieren die Furocumarine mit dem Sonnenlicht am stärksten. Danach ist die Gefahr allerdings noch nicht gebannt. In den folgenden Monaten ist es deshalb ratsam, eine Sonnencreme mit einem guten UV-Schutz zu verwenden. Bei stärkeren Hautreaktionen sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden.
Den Riesen-Bärenklau entfernen
Wer einen Riesen-Bärenklau selbst aus seinem Garten entfernen möchte, sollte hierbei unbedingt Handschuhe und Schutzkleidung tragen. Auch das Gesicht und die Augen benötigen einen ausreichenden Schutz. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen ist es jedoch sinnvoll, die Pflanze an einem Tag mit bedecktem Himmel oder in den späten Abendstunden zu entfernen. Dann ist die UV-Strahlung geringer und die Gefahr entsprechend kleiner. Außerdem sollten hierbei möglichst keine elektrischen Geräte zum Einsatz kommen, denn bei ihrem Gebrauch spritzt leicht Pflanzensaft auf die Kleidung oder die Handschuhe. Allein diese Spritzer zu berühren, kann wiederum zu einer allergischen Reaktion der Haut führen. Doch auch bei der Benutzung von Handwerkzeugen wie Spaten und Hacken ist ein wenig Vorsicht geboten. Außerdem sollten die Werkzeuge im Anschluss gründlich gereinigt werden.
Methoden zur Bekämpfung der Herkulesstaude
Jungpflanzen entfernen
Herkulesstauden sind äußerst widerstandsfähig, deshalb sind Bekämpfungsmaßnahmen meist nur erfolgreich, wenn sie über mehrere Jahre stattfinden und die Stellen, an denen Pflanzen bereits entfernt wurden, immer wieder kontrolliert werden. Allein den überirdischen Teil abzuschneiden, reicht nicht aus, denn die Stauden treiben aus ihren Pfahlwurzeln leicht wieder aus. Es gibt jedoch einige Methoden, mit denen sich der Riesen-Bärenklau erfolgreich aus dem Garten verbannen lässt.
Jungpflanzen werden am besten im Frühling entfernt, denn dann sind sie noch recht klein und das Verletzungsrisiko ist nicht so groß. Sie können mit einem Spaten ausgestochen werden. Bei dieser Bekämpfungsmethode ist es wichtig, dass der Spaten 10 bis 15 Zentimeter tief in den Boden eindringt, damit auch die Wurzel durchtrennt wird. Der Riesen-Bärenklau kann nur aus dem oberen Teil seiner Wurzel wieder austreiben, sodass auf diese Weise die gesamte Pflanze abgetötet wird. Beim Durchstechen der Wurzel reicht es daher aus, nur den oberen Teil der Wurzel aus dem Boden zu entfernen. Der untere Teil kann dagegen in der Erde bleiben, denn er stirbt von allein ab.
Abschneiden der Blütenstände
Eine weitere Methode zur Bekämpfung der Herkulesstaude ist das Abschneiden der Blütenstände, um eine weitere Verbreitung durch Samen zu verhindern. Hierbei ist es wichtig, die Dolden abzuschneiden, so lange die Früchte noch grün und nicht ausgereift sind. Sicherheitshalber kann nach der Entfernung der Blüten auch der Rest der Pflanze entfernt werden. Sie könnte sonst weitere kleine Blütenstände, sogenannte Notblüten ausbilden. Ist der Zeitpunkt gut gewählt, stirbt die Pflanze jedoch von allein ab, weil ihr natürlicher Lebenszyklus beendet ist.
Das Abschneiden der überirdischen Teile ist recht mühsam, denn die Pflanzen treiben immer wieder aus. Wer den Bärenklau trotzdem auf diese Weise bekämpfen möchte, muss deshalb mehrmals pro Jahr mähen und diese Arbeit über mehrere Jahre fortsetzen. Diese Methode wird deshalb meist nur in der Landwirtschaft und auf größeren Flächen im öffentlichen Raum genutzt.
Auch Tiere wie Schafe können bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklau helfen. Sie fressen die Pflanzen, so lang diese noch relativ klein sind. Eine Vergiftungsgefahr besteht für die Tiere nicht, auch bei ihnen kann es jedoch zu Hautreizungen kommen.
Ausgestochene Pflanzen und Blütendolden dürfen auf keinen Fall im Garten liegen bleiben oder auf den Kompost gegeben werden. Dort könnten die Samen nachreifen, deshalb werden die Dolden am besten in eine Tüte gepackt und im Restmüll entsorgt. In die Biotonne gehören sie ebenfalls nicht, denn eine Kompostierung in einem Abfallwirtschaftsbetrieb könnten die Samen überleben und so andernorts Probleme verursachen. Alternativ können die Pflanzen aber auch verbrannt werden.
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