Löwenzahn – mehr als ein lästiges Unkraut
Der Löwenzahn (Fachbegriff: Taraxacum officinale) stammt aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Löwenzahn hat viele Namen und ist oft auch unter den Begriffen Kuhblume oder Pusteblume zu finden.
Anbau, Aussaat und Pflanzung
Möchte man Löwenzahn gezielt im Garten in einem Beet anbauen, dann sollte man ein paar der Pusteblumen sammeln und den Samen im Gartenbeet ca. 1 cm tief mit einem Abstand von 30 cm aussäen. Ideale Stellen für den Löwenzahn sind sonnige bis halbschattige Flächen mit einem feuchten und nährstoffreichen Boden. Aussäen kann man entweder im August und September oder aber im März und April. Beim Kulturanbau des Löwenzahns sollte man die Pflanzen regelmäßig gießen. Eine Düngung ist nicht nötig, jedoch lohnt sich eine Anreicherung mit Komposterde.
Schon der kleinste Rückstand der Wurzel treibt neu aus und führt wieder zu neuen Pflanzen. Ein weiterer Grund für das unkontrollierbare Wachstum ist die Verbreitung durch Samen mittels Selbstaussaat. Die verblühten gelben Blüten werden innerhalb weniger Tage zu den silbergrauen Pusteblumen, bei der jeder Samen mit einem eigenen Fallschirm ausgestattet ist. Mittels des Windes werden diese kleine Fallschirme weit durch die Luft getragen, bis er auf den Boden fällt und zu einer neuen Löwenzahnblüte wird. Selbst wenn man alle Löwenzahnblüten im Garten entfernt, sorgt der Wind immer wieder für neue Aussaaten.
Merkmale, Aussehen und Wuchs
Es handelt es sich um eine ausdauernd wachsende und krautige Pflanze mit einer Höhe von 10 – 30 cm. Alle Teile der Pflanze enthalten einen weißen Milchsaft. Die fleischigen dunkelbraunen bis schwarzen Pfahlwurzeln des Löwenzahns können eine Länge von bis zu 1 m erreichen. Kinder lieben den verblühenden Löwenzahn und erfreuen sich an den lustigen Pusteblumen, die für eine weitere Verbreitung der Pflanzen sorgen.
Gerade wegen der markant zahnigen Blätter ist der Löwenzahn die am meist bekannte Pflanze in Mitteleuropa. Sie ist auf jeder Wiese zu finden und zum Ärger der Gärtner meist auch im Hausgarten. Löwenzahn ist aber nicht nur Unkraut, sondern auch eine hervorragende Heil- und Küchenpflanze. Von der Wurzel bis zur Blüte können alle Pflanzenteile genutzt werden. Löwenzahn ist auf der einen Seite Muntermacher und auf der anderen Seite ein sehr gutes Kraut zum Abnehmen, das viele Speisen aufpeppt und schmackhafter macht.
Steckbrief | Löwenzahn |
---|---|
Blütenfarbe | gelb |
Blütezeit (Monat) | Mai bis Juni |
Blütenform | Knospen |
Blattfarbe | grün |
Blattform | gezahnt |
Zier- oder Nutzwert | Küchenkraut, Heilpflanze, Tiernahrung |
Winterhärte | winterhart |
Wuchseigenschaften | Ausdauernd, krautig |
Licht | sonnig bis halbschattig |
Bodenart | Wildwuchs |
Bodenfeuchte | feucht |
Nährstoffbedarf | Nährstoffreich |
Pflanzenfamilie und Sorten
Der Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler. Weltweit gibt es mehr als 400 Arten des Löwenzahns. Löwenzahn findet man in allen Breitengraden, während der Moor-Löwenzahn oder der Schlesische Löwenzahn nur in den gemäßigten Zonen zu finden ist.
Herkunft und Vorkommen des Löwenzahns
Der Löwenzahn war ursprünglich in Europa und Vorderasien beheimatet, bevor er sich in ganz Mitteleuropa ausgebreitet hat. Da es sich bei Löwenzahn um ein Wildkraut handelt, ist dieser in erster Linie auf Wiesen und an Wegesrändern zu finden. Löwenzahn macht jedoch auch vor den Hausgärten nicht halt, sehr zum Ärger der Hobbygärtner, denn er ist anspruchslos und wächst auch ohne Pflege überall. Man kann Löwenzahn nur schwer auf Dauer loswerden, was in erster Linie an den Pfahlwurzeln liegt. Diese reichen oft 1 Meter und mehr in die Tiefe und lassen sich schwer entfernen.
Ernte und Lagerung (Blütezeit)
Im Frühling werden die jungen Blätter geerntet. Große Blätter enthalten mehr Bitterstoffe. Diese können durch einen Lichtentzug reduziert werden. Dazu werden die Blätter einige Tage vor der Ernte abgedeckt. Sobald die Blätter einen Teil der grünen Farbe verloren haben, können sie geerntet werden. Löwenzahn sollte am besten frisch konsumiert werden. Jedoch kann man die einzelnen Teile auch trocknen. Wurzeln können bei Bedarf auch eingefroren werden. Da Löwenzahn winterhart ist, übersteht er auch strenge Frostperioden.
Pflanzteile | Sammelzeitpunkt |
---|---|
Blätter und Blüten | Frühling |
Wurzeln | Frühling oder Frühherbst |
Pflege, Krankheiten und Schädlinge des Löwenzahns
In der Regel wächst der Löwenzahn wild. Möchte man ihn dennoch kultivieren, dann bevorzugt er einen feuchten und nährstoffreichen Boden, der möglichst in der Sonne liegt. Bisher sind keine relevanten Krankheiten oder spezielle Löwenzahn Schädlinge bekannt.
Anwendungsgebiete und -beispiele; Nutzung und Heilwirkung
Die gelben Blüten des Löwenzahns eignen sich sehr gut als Bienenweide. Löwenzahnhonig, der aus den Blüten hergestellt wird, ist sehr lecker und hat ein kräftiges Aroma. Die gelben Blüten erscheinen hauptsächlich von Mai bis Juni. Je nach Region und Klima blüht der Löwenzahn aber auch früher oder später. Danach verwandelt sich jede Blüte in die sogenannten Pusteblumen mit den kleinen Samenkapseln.
Wie bereits erwähnt ist Löwenzahn nicht nur ein Unkraut, sondern kann vielseitig genutzt werden. Man kann die gesamte Pflanze einschließlich der Wurzel nutzen. Die Möglichkeiten der Anwendung sind vielfältig und reichen vom Salat über den Tee bis zum Kaffee-Ersatz. Jedoch sollte man wissen, dass der Verzehr von großen Mengen Löwenzahn zu Vergiftungserscheinungen, gerade bei Kindern, führen kann. Auf keinen Fall sollte man den weißen Milchsaft des Löwenzahns aus den Stängeln konsumieren, da dies auch zu Kontaktallergien führen kann.
Hilfreich bei verschiedenen Erkrankungen
Löwenzahn kommt sehr oft in der Homöopathie und in der Volksheilkunde zum Einsatz. Löwenzahn ist schon seit dem Mittelalter bekannt und wurde dort bei vielen Erkrankungen eingesetzt. Hier werden sowohl die Blüten wie auch die Blätter und die Wurzeln verwendet. Zu den wichtigsten Wirkstoffen zählen die Bitterstoffe. Löwenzahn ebenfalls Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin C, Kalium, Magnesium, Phosphor, Inulin und Cholin. Die Pflanze kann die Verdauung optimieren. Aus diesem Grund wird der Löwenzahn sehr oft bei Appetitmangel, Völlegefühl und bei Blähungen eingesetzt.
Sehr wichtig ist Löwenzahn auch bei Störungen des Gallenflusses sowie zur Anregung der Harnausscheidung bei Entzündungen und bei Steinbildung. Wirksam ist Löwenzahn bei rheumatischen Erkrankungen und bei Ekzemen. Nutzt man die Pflanze als Teeaufguss, dann hat sie eine blutreinigende Wirkung. Des Weiteren wirkt Löwenzahn sehr gut bei Husten, Kopfschmerzen, Warzen, Wechseljahresbeschwerden, Fieber und Frühjahrsmüdigkeit.
Jedoch sollte der Löwenzahn nicht bei einem Gallensteinleiden oder bei einem Verschluss der Gallenwege genutzt werden. Auch wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte vor dem Verzehr von Löwenzahn Rücksprache mit seinem Arzt halten. Wichtige Tipps zur Anwendung und Dosierung bekommt man auch in der Apotheke.
Delikatesse Löwenzahn
Löwenzahn eignet sich sehr gut als Beilage im Salat, wobei Feinschmecker auf den reinen Löwenzahnsalat schwören. Löwenzahnsalat mit einer Speck-Rahmsoße gilt in vielen Feinschmecker-Restaurants als Delikatesse. Gerade die jungen und bitterstoffhaltigen Blätter sind hier sehr beliebt. Aus den Blättern kann man auch ein leckeres Pesto herstellen. Die Blüten eignen sich sehr gut für die Herstellung von Honig oder Sirup. Feinschmecker stellen hieraus auch einen leckeren Löwenzahnlikör her.
Bei grünen Smoothies sind die Löwenzahnblätter eine gute Ergänzung. Sie werden mit Obst, Gemüse oder anderen Wildkräutern gemischt. Da die Pflanze das ganze Jahr über geerntet werden kann, können Tag für Tag rund ums Jahr frische Smoothies damit zubereitet werden. Die Wurzeln des Löwenzahns können getrocknet werden. Nach dem Mahlen dienen sie als Kaffee-Ersatz. Die Rede ist hier von einem Zichorien-Kaffee-Ersatzpulver, das heutzutage nur noch selten Verwendung findet.
Auch bei Tieren beliebt
Die Blüten des Löwenzahns dienen nicht nur Hummeln und Bienen als Nahrung, sondern auch jede Menge Schwebfliegen, Käfer und andere Insekten ernähren sich von den großen Blüten. Die Samen der Pflanzen dienen im weiteren Verlauf dem Gimpfling und dem Distelfink als Nahrung. Hamster, Meerschweinchen und auch Kaninchen lieben Löwenzahn. Die Blätter haben für die Tiere einen hohen Nährstoffgehalt, da sie wichtige Bitterstoffe, Vitamine, Eiweiße, Fettsäuren und Kalium enthalten. Junge Tiere sollten nicht zu viel Löwenzahn als Futter bekommen, da der Gallenfluss und die Harnausscheidung angeregt werden. Dies würde zu viele Mineralien ausspülen und letztendlich zu Mangelerscheinungen bei den Tieren führen. Die Folgen sind Muskelschwäche, Zittern, Krämpfe oder auch Herzrhythmusstörungen.
Inhaltsstoffe der Pflanze
Löwenzahn enthält neben den bekannten Bitterstoffen auch noch Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin C, Kalium, Magnesium, Phosphor, Inulin und Cholin.
Infos zur Giftigkeit der Pflanze
Der ungiftige Löwenzahn wird sehr oft auch mit dem Milchkraut und dem Gewöhnlichen Ferkelkraut verwechselt. Dank der soliden Stängel von Letzterem hat man hier ein gutes Unterscheidungsmerkmal.
Wissenswertes zur Pflanze
In erster Linie hilft es, wenn man dafür Sorge trägt, dass keine der gelben Löwenzahnblüten zu Pusteblumen wird. Daher sollte man die Blütenköpfe abschneiden, bevor sie ganz verwelken. Einige Hobbygärtner schwören bei der Bekämpfung von Löwenzahn auf Salz und Essig. Auch wenn es sich bei beiden Mitteln um natürliche Produkte handelt, ist die Verwendung auf gepflasterten und versiegelten Flächen verboten. Nutzt man Salz und Essig im Gartenbeet, kann man sicher sein, dass auch alle anderen Nutzpflanzen vernichtet werden, denn die beiden Mittel können nicht zwischen Nutzpflanze und Unkraut unterscheiden.
Will man Löwenzahn dauerhaft loswerden, dann muss man die gesamte Pflanze mitsamt der kompletten Wurzel entfernen. Die Wurzel darf beim Entfernen auf keinen Fall abreißen, da sich sonst wieder neue Pflanzen bilden. Zum Entfernen von Löwenzahn sollte man einen Unkrautstecher nehmen und am besten nach einem Regenguss die Arbeit einplanen. Idealerweise sticht man mit dem Unkrautstecher neben die Wurzel und lockert den Boden etwas auf, um dann die komplette Wurzel vorsichtig aus dem Boden zu ziehen.
Natürlich kann man auch mit Herbiziden gegen Löwenzahn vorgehen. Besser auf Herbizide sprechen große und ausgewachsene Pflanzen an, denn sie haben eine größere Angriffsfläche. Jedoch sollte man wissen, dass viele der Herbizide auch andere Pflanzen schädigen und im schlimmsten Fall in das Grundwasser gelangen. Im Laufe der Zeit entwickelt Löwenzahn eine Art Resistenz gegen die chemischen Mittel und kann so nicht mehr aus dem Garten verbannt werden.
Aktuell wird intensiv daran geforscht, ob man Löwenzahn als potentiellen Rohstoff für die Herstellung von Kautschuk verwenden kann. Damit möchte man eine Alternative zum Naturkautschuk schaffen. Bereits im Zweiten Weltkrieg liefen hier erste Studien, die auch schon damals zu guten Ergebnissen führten.
Fazit
Bei Löwenzahn handelt es sich um eine interessante Pflanze, die zwar von vielen Hobbygärtner gehasst, aber auch von vielen Profiköchen und Medizinern geliebt wird. Löwenzahn kann in der Küche gut als Smoothie, Salat, Honig, Kaffee-Ersatz und vieles mehr verwendet werden. Löwenzahn ist also deutlich mehr als ein Unkraut, das man vernichten muss.
Artikelbild: Madeleine Steinbach / Bigstock.com