Komplementärfarben: Farben richtig miteinander kombinieren
Die Farblehre hat in unserem modernen Leben eine größere Rolle als viele Menschen annehmen. Farben haben die Macht, unbewusst auf Menschen einzuwirken.
Wie wir in unserem Artikel „Die richtige Farbgestaltung in den eigenen vier Wänden“ bereits erklärten, können Farben ein Zimmer größer oder kleiner erscheinen lassen, uns beim Konzentrieren helfen oder für einen beruhigenden Schlaf sorgen. Damit dies möglich ist, müssen die Farben allerdings passend gewählt und miteinander kombiniert werden. Denn jede Farbe hat einen Partner, der wunderbar zu ihm passt. Zwei Farben, die gut zueinanderpassen, nennt man Komplementärfarben – und sie sind das Thema dieses Artikels.
Farbkreis von Johannes Itten
Der Schweizer Maler und Kunsterzieher Johannes Itten ist ein Begründer der Farbtypenlehre. Neben seiner Lehrtätigkeit war Itter auch als Kunstmaler tätig und untersuchte die Wirkung von Farben. Als Maler war er von der Zusammenwirkung von Farbe und Form sehr fasziniert. Seine Experimente brachten ihm zahlreiche Kenntnisse, die er in seine Werke einfließen ließ.
So begann er, seine Farbenlehre (Hauptwerk: Kunst der Farbe) aufzustellen. Er fasste eine Theorie von seinem Lehrer Adolf Hölzel auf, erweiterte diese und schrieb sie in dem Werk „Sieben Farbkontraste“ nieder, welche bis heute an unterschiedlichen Kunst- und Kunsthandwerkhochschulen gelehrt wird. Die sieben Farbkontraste bestehen aus:
- Hell-Dunkel-Kontrast
- Kalt-Warm-Kontrast
- Qualitätskontrast
- Quantitätskontrast
- Komplementärkontrast
- Simultankontrast
- Sukzessivkontrast
In dem Farbkreis von Johannes Itten findet man die Primär, Sekundär- und Tertiärfarben, welche aus allen drei Grundfarben gemischt werden. Zwei Komplementärfarben liegen im Farbkreis diametral gegenüber. Rot und Grün, Gelb und Blau sind komplementär.
Statistik
Welche Farben verwenden Sie am liebsten bei der Gestaltung/Dekoration Ihres Wohnraumes?
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Quelle: Tomorrow Focus Media (Juli 2014, 728 Befragte in DE)
Farben mit einem Farbkreis kombinieren
Die Kombination von Farben liegt nicht jedem. Aus diesem Grund ist der Farbkreis ein praktisches Hilfsmittel, welches jeder Mensch spielend einfach verwenden kann.
Der Farbkreis hat seinen Urprung im Lichtspektrum, welches in der Regel als Linie von ultravioletter bis infraroter Strahlung dargestellt wird. Mit einer kreisförmigen Anordnung ist es möglich, das Verhältnis der Farben zueinander leichter abzulesen.
Jeder Farbkreis hat Primärfarben, zum Beispiel Gelb, Rot und Blau. Je nachdem, welches Farbmodell man folgt, können sich diese aber auch ändern. Man kann zum Beispiel, wie in unserem Fall, hellere Farben verwenden.
Anhand dem von uns zur Verfügung gestellten Farbkreises kann man, wie im Bild zu sehen, Farben auf drei Arten kombinieren:
- harmonisch
- akzentuiert
- lebendig
Harmonische Farben ähneln sich stark, da sie derselben Gruppe angehören. Mit diesen Farben kann man nicht viel falsch machen, es fehlt aber auch das gewisse Etwas. Dieses findet man bei akzentuierten Farbtönen: Hier verwendet man zwei Komplementärfarben, in unserem Fall Orange und Blau. Die Grundfarbe ist Orange, Blau hingegen wird nur für Akzente verwendet, denn die gleichmäßige Verwendung beider Farben sorgt für ein Gesamtbild, das zu bunt wirkt. Nicht bunt wirken dagegen lebendige Farben, von denen man drei bis vier verwenden kann. In unserem Beispiel nutzten wir ein Dreieck, um innerhalb des Farbkreises drei zueinanderpassende Farben zu wählen (Violett, Orange, Gelbgrün).
Die Wirkung von Komplementärfarben
Komplementärfarben ergänzen andere Farben zu Weiß oder Schwarz. Die zu Grün passende Komplementärfarbe ist Magenta. Misch man Magenta mit Grün, entsteht Schwarz.
Mit dem Begriff Kontrast verbinden die meisten Menschen eine sichtbare Differenz, zum Beispiel zwischen Schwarz und Weiß. Doch die Wirkung zweier Farben kann ebenfalls farbliche Kontraste hervorrufen. Schnee zum Beispiel hebt die winterlichen Konturen eines Baumes hervor. Selbes gilt für Komplementärfarben: Sie lassen die andere Farbe stärker leuchten. Dies möchten wir anhand der nachfolgenden Abbildungen demonstrieren.
Das kleine, graue Quadrat wirkt vor einem weißen Hintergrund dunkler als vor dem schwarzen Hintergrund. Dabei ist es genau derselbe Grauton. Wichtig ist, dass der Grauton nur kurzzeitig verschieden wirkt, da im Auge Nachbilder durch das Fixieren entstehen. Diesen kann man überwinden, indem man beim Betrachten eine Pause macht oder wo anders hinsieht.
Als Nächstes folgt ein ähnlicher Versuch, jedoch mit farbigen Quadraten. Der Hintergrund ist nun grau, damit die Farben weniger stark strahlen.
Wenn man auf das Kreuz fixiert, wirkt das linke rote Quadrat intensiver. Die Tatsache, dass Farben in der Lage sind, sich gegenseitig zu verstärken, nennt man Simultankontrast oder Komplementärkontrast.
Komplementärfarben mit Tools berechnen
Eine Alternative zum klassischen Farbkreis, welcher in seiner Verwendung auf die verwendeten Farben begrenzt ist, sind diverse Tools, die im Internet verfügbar ist. Eines dieser Tools ist der Color Scheme Designer von paletton: Hier wählt man einfach nur complement
sowie die gewünschte Farbe aus. Das Tool zeigt automatisch die passende Komplementärfarbe an.
Ein ähnliches Tool ist Adobe Color CC: Hier hat man sogar die Möglichkeit, das Farbschema eines Bildes zu bestimmen. Wenn man also ein schönes Design im Internet findet und dessen Farbschema bestimmen möchte, kann man dies bei Adobe Color CC hochladen und die Farben werden angezeigt.
Artikelbild: © Peter Zvonar / Shutterstock
Coole Seite. Gemacht mit viel Liebe. Ästhetisch in der Form. Interessant im Inhalt. Anregend vom Aufbau. Klasse.
Die Farblehre ist interessanter als ich es mir vorgestellt habe. Früher in der Schule hatte ich in Kunst flüchtig etwas von Komplementärfarben gehört, doch der Psychologische Aspekt, wie Farben auf den Menschen wirken wurde leider nie behandelt. Ich beschäftige mich seit kurzem damit, um meine Webseiten ein wenig aufzupeppen um sich gegenüber der Konkurrenz, die sich damit praktisch gar nicht auseinandersetzen, abzuheben. Vor allem das Adobe Color CC Tool das hier erwähnt wurde ist mehr als hilfreich.
Alles in allem ein kurzer, knackiger und sehr informativer Artikel der hier zusammengefasst wurde :)
Sehr interessant!
Welche Farben passen zu einer Aprikosen farbenen Wetterjacke?
Ittens Farbkreis war vor senem historischen Hintergrund und auf der Basis der damals verfügbaren Farbqualitäten sinnvoll. Sachlich ist er jedoch falsch. In dem leider auch hier gezeigten Farbkreis ist ein mit Rotanteilen vermischtes Blau an der Stelle eines primären Blauwertes, ebenso ist das gezeigte Rot kein primäres Rot. Damit sind alle davon getroffenen Ableitungen sachlich falsch. Die Differenz zu dem Farbraum eines normalen CMYK-Druckers (Laser/Tintenstrahl) ist ein Hinweis auf diesen Fehler.
Leider wird durch das Internet auch diese Fehlinformation immer weiter verbreitet und so tritt (auch für Schüler) der Wert der Kunst-Theorie in einen zwiespältigen Zusammenhang: es stimmt dann im Detail nicht und macht alle Theorie verdächtig. Farbwissenschaftlich jedoch funktioniert das alles mit dem CMYK-Farbraum exakt – aber mit dem von Itten gezeigten aus den genannten Gründen nur ungenau.
Besonders der Hinweis auf das Tool „Adobe Color CC“ war genau das, was ich zu diesem Thema gesucht hatte!
Vielen Dank
Vielen, vielen Dank! Der Artikel ist sehr, sehr hilfreich und genau so ausführlich wie er sein muß! Die beiden Tools sind hervorragend, dafür extra Dank.
Vielen Dank für die sehr geniale Beschreibung. Daumen hoch!
Schöne Seite! Ich finde aber leider immer noch nicht die Komplementär-Farbe zu Braun / Cognac-Farbe. Hat jemand vielleicht eine Idee?
wegen Bindehautentzündung sind meine Augengefäße rötlich, welche Tönung (grünlich?) müssen meine Brillengläser heben, damit die roten Blutgefäße in den Bindehäuten überdeckt (neutralisiert) werden