Können sich Verbraucher Bio-Lebensmittel finanziell leisten?

Können sich Verbraucher Bio-Lebensmittel finanziell leisten?

Seit Jahren wächst die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel. Diesen Trend kann man vor allem daran erkennen, dass man immer mehr Bio-Lebensmittel auch bei Discountern finden kann. Die Bandbreite an Bio-Lebensmittel ist sehr groß. Insgesamt liegt derzeit der Marktanteil bei Bio-Lebensmitteln in Deutschland bei 6,8 Prozent.

Warum man Bio-Lebensmittel kaufen sollte, gibt es viele gute Gründe. Das wären zum Beispiel:

  • eine bessere, gesündere Ernährung
  • der Schutz von Umwelt und Klima
  • eine artgerechte Tierhaltung
  • Unterstützung regionaler Betriebe
  • weniger Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe

Doch Bio-Lebensmittel müssen Verbraucher sich auch finanziell leisten können. Verschiedene Verbände, wie die „Deutsche Diabetes Gesellschaft“ oder auch der „Sozialverband VdK“, fordern seit geraumer Zeit den Wegfall der Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten. Ebenso der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir hat sich dieser Forderung mittlerweile angeschlossen und ist der Meinung, dass es so nicht weitergehen kann.

Mehrwertsteuer und Herstellungskosten

Der Wegfall der Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten ist die einzige Möglichkeit, wo man ansetzen könnte, um Kosten zu sparen. Bei den Herstellungskosten gibt es nämlich keine Ansätze. Jedes Drehen an der Kostenschraube würde dazu führen, dass die Produkte als Bio-Produkt nicht mehr produziert werden können aus wirtschaftlichen Gründen.

Ob Gemüse, Obst oder aber auch Fleisch, die unter Bio-Qualitätsmerkmalen hergestellt werden, sind deutlich teurer. Im Schnitt sind die Kosten für Bio-Produkte um 42 Prozent höher.

Fällt die Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten weg?

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir befürwortet die Idee, Bio-Produkte von der Mehrwertsteuer zu befreien. Die gesunde Ernährung würde dadurch gefördert werden und auch die Bevölkerung mit sozialschwachen Einkommen, könnte sich eine gesunde Ernährung finanziell leisten.

Auch wenn der Bundesminister den Wegfall der Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten unterstützt, bedeutet das nicht automatisch auch eine Umsetzung. Vielmehr müsste die Bundesregierung insgesamt den Wegfall der Mehrwertsteuer beschließen. Die Umsetzung von einem solchen Vorhaben hat aber nicht nur Befürworter. Es gibt auch Kritiker, wie beispielsweise der „deutsche Handelsverband“.

Der Handelsverband sieht vor allem den Aufwand in der Umstellung. Doch gegen dieses Vorhaben spricht auch die aktuelle Rechtslage. Selbst wenn die Bundesregierung ein Wegfall der Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte beschließen sollte, wäre eine Umsetzung derzeit nicht möglich.

So spricht gegen einen Wegfall der Mehrwertsteuer, dass aktuelle Recht der Europäischen Union. Nach diesem Recht dürfen die Mitgliedstaaten erst in einigen Jahren, nämlich ab 2025 eine Mehrwertsteuer auf null senken. Damit wäre ein solches Vorhaben vor 2025 ausgeschlossen.

Gesundheit und Umweltschutz im Fokus

Das Ziel von einem Wegfall der Mehrwertsteuer ist vielschichtig. Zum einen sollen die Bio-Lebensmittel dadurch günstiger werden. Auch Menschen mit einem kleinen Einkommen sollen sich Bio-Lebensmittel leisten können.

Das Ziel einer solchen Maßnahme ist aber vor allem der Umwelt- und Klimaschutz. In der klassischen Landwirtschaft entstehen viele Treibhausgase, ein hoher Wasserverbrauch oder aber auch eine deutlichere Verschmutzung.

Gerade durch das Nitrat, welches durch das Düngen in den Boden kommt, ist eine Boden- und Grundwasserverschmutzung möglich. Bei Bio-Produkten gibt es natürlich auch eine Belastung vom Umwelt- und Klimaschutz. Doch im Vergleich zur klassischen Landwirtschaft ist diese deutlich geringer.

Je nachdem, um was für Lebensmittel es sich handelt, hat man einen unterschiedlich hohen CO² und Wasserverbrauch. Für ein Kilogramm Rindfleisch entstehen 13 Kilogramm CO² und 15.415 Liter Wasser, beim Schweinefleisch sieht es nicht viel anders aus. Hier liegt der Wasserbedarf bei 5.988 Liter.

Hoher Wasserverbrauch

Doch auch bei Obst, Gemüse oder Kaffee, hat man einen großen Wasserverbrauch und es entstehen viele Treibhausgase. Bei Bio-Produkten ist der Wasserverbrauch beim Rindfleisch nicht wesentlich geringer. Doch das Wasser kommt hier woanders her, aufgrund der Haltung. Man spricht hier vom „Grünem Wasser“, welches die Tiere durch die Freihaltung aufnehmen.

Sei es durch das Fressen auf einer Wiese und der damit aufgenommene Niederschlag oder die Bodenfeuchte. Aber auch durch das Fressen selbst, was immer über eine natürliche Feuchtigkeit verfügt. Dadurch kann man den Wasserverbrauch auch nicht in der Bio- und der klassischen Landwirtschaft vergleichen.

Mit Bio-Produkten gesünder leben

Bei Bio-Lebensmittel geht es um eine bessere, gesündere Lebensweise. Sicherlich werden sich nicht wenige fragen: Was ist an einem Apfel oder am Fleisch aus Bio-Landwirtschaft besser? Grundsätzlich gibt es bei Bio-Lebensmittel viele, teils sehr strenge Vorgaben in der Herstellung.

So dürfen im Obst- und Gemüsebau nur sehr begrenzt bis gar nicht, Pestizide eingesetzt werden, wenn es um den Schutz vor Schädlingen geht. Kunstdünger sowie synthetische Pflanzenschutzmittel sind bei der biologischen Landwirtschaft ein Tabuthema. Handelt es sich um die Nutztierhaltung, so dürfen die Tiere mit vielen Medikamenten, vor allem Antibiotika nur sehr begrenzt bis gar nicht behandelt werden.

Auch dürfen sie nicht in engen Ställen oder Käfigen gehalten werden. Futtermittel müssen unbedingt aus biologischer Herkunft sein. Bei Bio-Produkten legt man somit sehr viel Wert auf das Wohl der Tiere sowie die artgerechte Haltung.

Bessere Ernährung für den Menschen

Gerade im Vergleich zur klassischen Landwirtschaft sind das grundsätzlich Unterschiede. Hier ist der Einsatz von Medikamenten oftmals weit häufiger in der Anwendung. Durch enge Ställe, Käfige und viele Tiere, kommt es schnell zu Verletzungen, die behandelt werden müssen. Das hat dann auch später Folgen für den Fleischpreis, da die Menschen die Reste der Medikamente oftmals mitaufnehmen.

Wer daher auf Bio-Lebensmittel setzt, der tut auch etwas für seine Gesundheit. Und eine bessere Ernährung macht sich dann in vielfältiger Hinsicht bemerkbar. Sei es, dass man weniger krank ist, über ein besseres Immunsystem verfügt, keine Gewichtsprobleme hat oder auch körperlich fit bleibt und sich einfach wohlfühlt.

Zusammenfassung

Für einen Wegfall der Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten sprechen viele gute Gründe. Vor allem die eigene Gesundheit, aber auch der Umwelt- und Klimaschutz sowie die artgerechte Tierhaltung. Doch der Aufwand für die Herstellung der Bio-Lebensmittel ist wesentlich größer als alle vermuten. Dieses macht sich am Ende beim Preis bemerkbar. Sollen Bio-Produkte günstig sein, ist das nur über die Abschaffung der Mehrwertsteuer möglich. Bio-Produkte sollen schließlich bezahlbar bleiben für jeden Verbraucher. Bis 2025 steht dem Vorhaben die Mehrwertsteuer abzuschaffen, das europäische Recht entgegen.


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