Immobilienboom in London: Finanzinvestor sichert sich Bauland für eine Milliarde Euro
London gilt als Weltstadt, sie bietet einen unverwechselbaren Mix aus Kultur, Wirtschaft und Bildung. Mit den Jahren profitierte auch sie von der zunehmend stärkeren Binnenwanderung zurück in die Städte. Junge Menschen gründen dort eine Familie, wo das wirtschaftliche Umfeld gegeben ist und die Lebensqualität entsprechend hoch ausfällt. So wird stark in Neubauprojekte investiert, die teilweise vor Baubeginn einen Abnehmer finden.
Dazu passt, dass die US-amerikanische Investmentfirma Lone Star eine Möglichkeit wahrnahm und sich frisches Bauland in einem Umfang von etwa 17 Hektar im Gebiet von London sicherte. Der Kaufpreis, den sie dafür bereit war zu zahlen, entspricht annähernd eine Milliarde Euro.
Preisentwicklung verläuft positiv
Dass London auch dieser Tage noch ausreichend Entwicklungspotenzial bietet, zeigen die teils harten Bieterwettkämpfe um zentrales Bauland in der britischen Hauptstadt. Die umfassende Nahverkehrsanbindung und die hohe Anzahl gut bezahlter Arbeitsplätze macht es möglich, auch hochpreisige Immobilien an entsprechende Abnehmer zu vermitteln.
Mag das Preisniveau ohnehin schon weit überdurchschnittlich hoch liegen, so gibt es kaum Anzeigen dafür, dass sich daran demnächst etwas ändern wird. Zu stark ist der anhaltende Zuzug von Einwanderern und Arbeitsmigranten, zu vielfältig der Ruf der Stadt, der Menschen aller Herren Länder und Religionen zusammenführt.
Mit dem Kauf von Quintain Estates beweist Lone Star, dass Angebot und Nachfrage sich auch im größeren Maßstab abbilden lassen. Denn das Bauland, um das es nun geht, liegt relativ nah zum neuen Wembley Stadion (englische Webseite). Was indes konkret darauf entstehen soll, bleibt zunächst offen. Denn Quintain Estates gehört zwar das Bauland, besitzt hierfür aber keine entsprechenden Baugenehmigungen. So waren ein immenser Kursanstieg und die Empfehlung von Analysten, das Angebot von Lone Star anzunehmen, die folgerichtige Konsequenz nach Verkündigung des Übernahmeangebots. Die US-amerikanische Investmentgesellschaft kennt sich auf dem britischen Immobilienmarkt aus, sie zählt hier zu den größten Akteuren in privater Trägerschaft.
Da immer weniger Objekte aktuell zum Verkauf angeboten werden, hält oder steigt phasenweise die Nachfrage. Hierdurch sind auch in Zukunft entsprechend hohe Kaufpreisniveaus für gefragte Wohnanlagen realistisch.
Was prägt den Londoner Immobilienmarkt?
Um zu verstehen, weshalb gerade London so sehr im Fokus internationaler Projektentwickler steht, muss die Historie der Stadt betrachtet werden. Seit jeher ist sie Anziehungspunkt, nicht zuletzt bedingt durch das zentralistische britische Staatssystem mit Westminster als Zentrum. Kultur, Politik und Wirtschaft sind hier integrale Faktoren. So gibt es stark industriell geprägte Teile, ebenso wie reine Wohnviertel und gemischte, zentrumsnahe Bereiche mit hohem Pendleranteil.
All das macht die Stadt robust und bewirkt, dass die schiere Größe und ihr Ruf als Weltstadt sie zu einem Zentrum der Projektentwickler machen. Daran konnte auch der Immobiliencrash im Jahre 2007 langfristig nichts ändern, denn erst danach wurden die jetzt bekannten Rekordwerte im Immobiliensektor erreicht.
Im Jahre 2014 gab es dennoch einen kleinen Knick, als die Häuserpreise von Juli auf August um etwa 5,9 Prozent fielen. Damit war der dritte Monat in Folge markiert, der geprägt war von sinkenden Immobilienpreisen. Unmittelbar danach berichteten Maklerfirmen von einem erhöhten Interesse am Verkauf von Häusern und Wohnungen. Gleichzeitig wurde eine zögerliche Nachfrage auf Seiten der Käufer deutlich, die Hauspreise nun stärker hinterfragten und reale Käufe aufschoben.
Nimmt man die Analysen der Makler und unabhängiger Forschungsinstitute zum Anlass, so wächst der Markt in Zukunft weiter. Allerdings wird sich das Tempo verringern, was auch damit zusammenhängt, weil der Anteil unsanierter oder renovierter Objekte weiterhin hoch bleibt. Und genau dieses Entwicklungspotenzial wird als ein Argument gesehen, weshalb sich die Häuserpreise in London langfristig auf hohem Niveau stabilisieren werden.
Ein nicht unerheblicher Teil der Kauftransaktionen auf dem Londoner Immobilienmarkt ist ausländischen Investoren zuzurechnen. Sie suchen Investitionsmöglichkeiten für hohe Bargeldreserven und halten den Markt dadurch in Bewegung. Immer mehr Briten hingegen haben mit teureren Hypotheken zu kämpfen.
Hochpreisige Objekte haben ihren Anteil am Neubausektor
Doch in welcher Form wird in London tatsächlich gebaut und an welche Bevölkerungsschichten orientiert sich dieses Angebot? Um die Frage beantworten zu können bedarf es eines Blickes auf die Statistiken zu Baugenehmigungen und den Bauvorhaben der Entwicklungsgesellschaften.
Im gleichermaßen edlen wie beliebten Bezirk Kensington and Chelsea steht beispielsweise Earls Court, eine weltbekannte Messe- und Konzerthalle. Große Namen der internationalen Musikszene traten hier auf. Doch nun soll das Gebäude, das noch aus den 1930ern stammt, einem modernen Apartmentblock-Ensemble weichen. Dass sich diese eher im hochpreisigen Segment orientieren und der Preisentwicklung nur neuen Aufwind geben werden, ist schon heute klar.
Die Baulandpreise und Auflagen lassen gar nichts anderes zu. Damit befindet sich jenes Projekt inmitten des allgemeinen Trends, denn jüngsten Erhebungen zufolge sin etwa 54.000 in Bau befindliche oder geplante Wohnungen erst ab einem Kaufpreis von einer Million Pfund Sterling erhältlich. Und ein nicht unwesentlicher Teil dieser Wohnungen wird nicht selbst genutzt oder vermietet, sondern dient allein als Anlageobjekt. So entstehen Viertel, die wie ausgestorben wirken oder als Wohn- und Geschäftsviertel tatsächlich nur tagsüber bevölkert sind.
Zusammenfassung
Die US-Investmentgesellschaft Lone Star hat den Kauf der britischen Immobiliengesellschaft Quintain Estates abgeschlossen. Das Angebot beträgt 131 Pence je Anteil, womit man sich gut 17 Hektar Bauland in unmittelbarer Nähe zum Wembley Stadion sichert. Konkrete Bebauungspläne existieren noch nicht, allerdings gehen Analysten von hochpreisigen Apartmentwohnanlagen aus. Gleichzeitig pendelt sich das Preisniveau entsprechend ein.
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