Glaswolle entsorgen – Das sollte beachtet werden!

Glaswolle entsorgen – Das sollte beachtet werden!

Insbesondere wenn Gebäude umgebaut oder abgerissen werden, kommen sowohl kleinere als auch größere Mengen an Glaswolle oder auch Steinwolle zum Vorschein. Dabei tritt bei vielen sofort ein mulmiges Gefühl auf. Doch wie gefährlich sind die Mineralfaserabfälle wirklich und wie werden sie richtig entsorgt?

Mineralwolle – was ist das eigentlich?

Künstliche Mineralfasern (KMF) wie Steinwolle, Glaswolle oder auch Schlackenwolle ist ein vielfach verwendetes Dämmmaterial im Hausbau. Da Mineralwolle unbrennbar ist, kommt sie meist zum Einsatz, wenn eine hohe Wärmedämmung und hohe Brandschutzanforderungen gleichermaßen erfüllt werden müssen. Auch ihre Beständigkeit gegenüber Schimmel, Fäulnis und Ungezieferbefall ist nicht zu unterschätzen.

Das Material findet zudem industriell eine breite Anwendung, etwa als Schall- und Brandschutz in Tanks, Heizkesseln und sonstigen Behältern. Glaswolle und Steinwolle haben einen Anteil von etwa 60 Prozent an der Gesamtheit der deutschlandweit verwendeten Dämmstoffe und werden in sich stark ähnelnden Herstellungsprozessen gefertigt.

Die unter hohen Temperaturen von über 1.200 Grad Celsius erzeugte Schmelzmasse, die zu rund 70 Prozent aus Altglas (Glaswolle) bzw. im Falle von Steinwolle aus einem Gemisch aus Altglas, Sand, Feldspat sowie diversen Steintypen wie Kalkstein besteht, wird geschleudert. Dabei kommt es zur Bildung von Mineralfasern, die mithilfe des Kunststoffes Bakelit in eine stabile Form gebracht werden.

Ausgeliefert und verwendet wird der Dämmstoff meist als weiches, flexibles Vlies, als loser Verschnitt oder in Form von Matten bzw. Platten.

Ist Glaswolle gefährlich?

Mineralwolle ist definitiv besser als ihr Ruf. Unter modernen Auflagen produziert, bietet der Dämmstoff einige Vorteile:

Vorteile von (moderner) Mineralwolle:

  • von Natur aus unbrennbar
  • wiederverwertbar
  • dadurch ökologisch vorteilhaft
  • günstiger und leicht zu verarbeitender Baustoff
  • hoher Schallschutz

In früherer Zeit hergestellte Mineralwolldämmstoffe enthielten jedoch meist Fasern mit einer Größe von lediglich 3 µm. Diese Fasern sind derart klein, dass sie, sobald über die Atemwege aufgenommen, weder vollständig abgehustet werden noch auf andere Art den Körper wieder verlassen können. Sie gelten darüber hinaus als „lungengängig“ und können die feinen Strukturen der Lunge schädigen, wodurch Krebs entstehen kann.

Im Zuge der Erkenntnis der potenziell krebserregenden Wirkung von Asbest im Rahmen der Asbestentsorgung kam es im Jahr 1995 auch zur Normierung anderer feinfaseriger Baustoffe. Seit dem Jahr 2000 ist eine verschärfte Regel in Kraft, die die Produktion von Mineralwolle mit lungengängigen Fasern gänzlich untersagt. Eine Gesundheitsgefährdung geht demnach in erster Linie alter Mineralwolle aus, die beim Abriss oder dem Ausbau von Gebäuden zum Vorschein kommt.

So wird Glaswolle richtig entsorgt

Entsprechend der Erläuterung weiter oben in diesem Ratgeberartikel, sollten Mineralwolldämmstoffe wie Glaswolle oder Steinwolle, die vor dem Jahr 1995 bzw. 2000 produziert und verbaut wurden, mit besonderer Vorsicht behandelt werden. Somit muss auch bei der Entsorgung der potenziell gesundheitsgefährdenden Materialien vieles beachtet werden.

Vorwissen und gesetzliche Vorgaben

Laut Europäischem Abfallverzeichnis (EAV) sind Mineralfaserabfälle wie Glaswolle und Steinwolle als „gefährliche Abfälle“ einzustufen. Das bedeutet, dass das Dämmmaterial als Sondermüll einzustufen ist und nicht über den normalen Hausmüll bzw. Restmüll entsorgt werden darf.

Mineralwolle ist nicht brennbar: Was im Hausbau eine gern gesehene Eigenschaft war, wird nun zur Herausforderung. Denn die Dämmstoffe können nicht in einer Müllverbrennungsanlage verwertet werden. Auch andere Formen des Recyclings sind nicht möglich. Eine Abgabe auf dem Wertstoffhof ist demnach nicht möglich und es bleibt nur die Lagerung auf einer Deponie.

Auch sind nicht sämtliche Deponien zur Endlagerung des Gefahrstoffs zugelassen, was sich wiederum in den regional geltenden Entsorgungskosten wiederspiegeln kann.

Praktische Umsetzung

Steht die Entsorgung der Dämmwolle an, ist ein hohes Maß an Vorsicht geboten, um nicht in Kontakt mit den feinen Fasern zu kommen. Während lungengängigen Fasern im µm-Bereich bei Einatmung Schäden in der Lunge hervorrufen sowie potenziell krebserregend sind, ist auch der Kontakt mit der Haut unbedingt zu vermeiden.

Symptome bei Hautkontakt:

  • Juckreiz: juckende und gereizte Hautpartien
  • kleinere bis stärker ausgeprägte Schwellungen
  • leichte Entzündungen der Hautoberfläche

Bei der Entsorgung von Glaswolle ist insbesondere die Entwicklung von Faserstaub gefährlich – bei kleinster Beanspruchung brechen die Fasern und gelangen in die Luft. Demnach sollte die Mineralwolle auf keinen Fall gebrochen, abgerissen oder gequetscht werden. Alternativ empfiehlt sich die Verwendung eines scharfen Messers wie etwa eines Cuttermessers, mit dem die Mineralwolle sauber abgetrennt werden kann.

Schutzkleidung dringend zu empfehlen

Da die Entwicklung von Staub aufgrund brechender Fasern nie gänzlich ausgeschlossen werden kann, sind Vorsichtsmaßnahmen wie eine Schutzkleidung, bestehend aus den folgenden Elementen, dringend zu empfehlen:

  • lange, undurchlässige Kleidung, die den gesamten Körper bedeckt
  • Ideal: Ein spezieller Schutzanzug
  • Schutzbrille sowie ein spezieller Mundschutz bzw. Atemschutz gegen Feinstaub
  • Handschuhe
  • Kopfbedeckung

Mineralfaserabfälle müssen in dafür vorgesehenen, luftdichten Verpackungen wie Kunststoffsäcken oder speziellen Mineralfasersäcken bzw. Spezialcontainern entsorgt werden, um den Austritt von Staub und Fasern zu verhindern. Wird die Entsorgung durch einen Fachbetrieb wie einen Containerdienst durchgeführt, stellt dieser zum Wunschtermin auch entsprechende Abfallsäcke zur Verfügung – alternativ sind die Säcke über diverse Händler wie etwa Baumärkte günstig zu beziehen oder im Internet zu bestellen.

Privatpersonen können jeweils bis zu 1 Kubikmeter Mineralfaserabfälle in luftdichter Verpackung an den jeweiligen Schadstoffsammelstellen ihres Wohnortes abgeben. Ein größeres Volumen muss von spezialisierten Entsorgungsunternehmen in dafür vorgesehenen Behältern entsorgt werden.

Glaswolle richtig lagern und Entsorgungskosten gering halten

Erfolgt die Entsorgung im Rahmen anderer baulicher Maßnahmen, so müssen Mineralfaserabfälle entsprechend auch getrennt von anderem anfallenden Abfall auf der Baustelle gesammelt und entsorgt werden. Denn: Für jeden Baustoff gelten abweichende Regeln für die Entsorgung. Beispielsweise sind für die Entsorgung von Styropor andere Auflagen zu befolgen als für die Entsorgung von Mineralwolle.

Sind der Abtransport oder die Abholung nicht unmittelbar möglich, stellt sich die Frage der geeigneten Lagerung. Die Lagerung im Freien ist nicht zu empfehlen, da der Dämmstoff einen idealen Unterschlupf für Mäuse und Ungeziefer bietet. Auch sollte das Material möglichst trocken gelagert werden.

Dies hat in erster Linie finanzielle Gründe: Die anfallenden Entsorgungskosten richten sich meist nach dem Gewicht des zu entsorgenden Stoffes und sind von Region zu Region unterschiedlich. Mineralwolle ist in der Lage, große Mengen Feuchtigkeit aufzunehmen. Die dadurch entstehende Gewichtsveränderung wirkt sich somit zu einem finanziellen Nachteil für den privaten Entsorger aus.

Bei der Entsorgung von Steinwolle oder Glaswolle sollte man sich in jedem Fall eine Quittung der Schadstoffannahmestelle bzw. des durchführenden Entsorgungsbetriebes ausstellen lassen. Auf diese Weise lässt sich die ordnungsgemäße Entsorgung im Nachgang besser dokumentieren und auf Nachfrage beweisen.

Zusammenfassung

Glaswolle und Steinwolle sind die meist verbauten Dämmstoffe im deutschen Bausektor. Während Materialien, die nach dem Jahr 2000 und unter Einhaltung der entsprechenden Verordnungen produziert wurden, unbedenklich sind, sind ältere Mineralfasern hochgradig gefährlich. Die Entsorgung alter Mineralwolle ist somit nur unter Einhaltung strenger Vorsichtsmaßnahmen und Auflagen durchzuführen.

Artikelbild: brizmaker / Bigstock.com


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