Extremwetter: Die meisten Immobilienbesitzer ohne Versicherungsschutz
Hurrikan, Orkan, Taifun: Das war viele Jahre lang der Inbegriff schwerer Stürme mit verheerenden Zerstörungen, die sich in fernen Ländern ereigneten. Wirbelstürme im Golf von Mexiko, Windhosen in der Biskaya, Tropenstürme im chinesischen Meer – das waren erschreckende Fernsehbilder existenzvernichtender und ganze Landstriche verwüstender Naturgewalten.
Doch längst haben Extremwetter auch die gemäßigteren Breiten Nord- und Mitteleuropas erreicht. Während sich Experten und Skeptiker darüber streiten, ob nun der Klimawandel die Ursache für die in Anzahl und Stärke zunehmenden Stürme ist, sprechen die Fakten eine klare Sprache: Im Sommer 2017 folgten auf heiße Sonnentage fast garantiert Starkregen mit Überschwemmungen und heftige Sturmböen. Nicht selten fielen binnen 24 Stunden bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter – oft mehr als sonst im gesamten Sommer.
Zunehmende Gefahr – mangelhafter Schutz
Wie viele Millionen und Milliarden Euro für die Reparaturen von Sturmschäden aufgewendet werden müssen oder welche Werte – etwa Bäume oder Infrastruktureinrichtungen – durch Extremwetter vernichtet werden, ist den Statistiken der Versicherer zu entnehmen. Aber offenbar ist den Deutschen noch längst nicht bewusst, dass sie es mit einer neuen Qualität der Bedrohung zu tun haben. Eine repräsentative Befragung von Swiss Life Select, der Vertriebstochter des Versicherungskonzerns Swiss Life, im März 2017 unter 2062 Personen hat eine erschreckende Unbekümmertheit der Bevölkerung aufgezeigt.
Das zentrale Problem: Viele Immobilienbesitzer haben sich nicht auf Extremwetter eingestellt und gegen die Folgen geschützt. Sie sind vielfach auch nicht dagegen versichert – und müssen folglich ihre Schäden allein tragen. Die Gründe hierfür sind wenig überzeugend:
- 54 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Starkregenschäden an ihrer Immobilie oder ihrem Besitz nicht oder eher nicht wahrscheinlich sind.
- 76 Prozent halten Hochwasserschäden für unwahrscheinlich.
- 67 Prozent der Immobilienbesitzer meinen, nicht von Rückstauschäden der bei Starkregen überlasteten Kanalisation betroffen zu werden.
Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Versicherer und bleiben Sie auf dem Laufenden. Nur wer seine Police kennt, kann auch Bedingungen erfüllen und Haftung in Anspruch nehmen.
Die Annahme, in einer vor Wetterschäden sicheren Region zu leben, ist jedoch trügerisch. Klimaexperten weisen darauf hin, dass sich 94,7 Prozent der Schäden in nicht gefährdeten Regionen ereignen. Und was nützt das trügerische Bewusstsein, in einer statistisch nur alle 100 Jahre von einer Überflutung betroffenen Region zu leben, wenn dieser Fall aktuell eintritt und man keine Schutzvorkehrungen getroffen hat? Auch das stellt sich bei der Umfrage heraus:
- Nur 22 Prozent der Befragten haben eine Gebäudeversicherung gegen Elementarschäden.
- Lediglich 29 Prozent sind im Rahmen der Hausratversicherung ergänzend gegen Elementarschäden versichert.
Keine Region ist sicher! Was sich nach Panikmache anhört, ist einfach ein Hinweis, der vor Verlusten und Unglück schützen kann. Überflutungen können nicht nur am Fluss oder an der Küste auftreten. Sturmschäden treffen auch niedriggelegene Regionen. Zunehmende Unwetter bedeuten schlicht und einfach mehr Vorsicht, egal wo Sie leben.
Hohe Schäden, große Verluste
Die Experten von Swiss Life Select vermuten, dass viele Versicherte wohl davon ausgehen, im Rahmen ihrer Gebäude- oder Hausratversicherung bereits gegen Schäden durch Hochwasser oder Starkregen geschützt zu sein – doch das ist nicht der Fall.
War es lange Jahre der Orkan Kyrill, der im Januar 2007 durch Europa gefegt war und als der schadenreichste Sturm seit Menschengedenken galt, ereignen sich inzwischen in schneller Folge weitere Sommer- und Winterstürme, die rekordverdächtige Verheerungen anrichten: Xavier im Oktober und Herwart im November 2017 wurden schon bald von Friederike im Januar 2018 in den Schatten gestellt. Allein dieser Orkan mit dem harmlos klingenden Namen hat rund eine Milliarde Euro an Schaden verursacht. Und davon waren viele Millionen Euro von keiner Versicherung gedeckt.
Warnende und mahnende Stimmen
In jüngster Zeit erheben immer mehr Behörden, Forschungsinstitute und Unternehmen ihre Stimme und bemühen sich darum, das Problembewusstsein der Immobilienbesitzer zu schärfen. Es gibt Apps, die frühzeitig vor Extremwetter warnen, und manche bauliche Maßnahme zum Schutz der Immobilie wird öffentlich gefördert. Es bedarf aber der Kooperation durch die Immobilienbesitzer, um gemeinsam Extremwetterfolgen und -schäden zu vermeiden oder doch zu mindern.
Bleiben Sie vernetzt und beobachten Sie Ihre Umgebung. Niemand ist Opfer, alle können zusammen für mehr Sicherheit sorgen. Moderne Netzwerke erleichtern es denn je, in Verbindung zu bleiben und jederzeit informiert zu sein.
Was hilft, sind konkrete Tipps zur Vorbeugung vor Schäden, kombiniert mit einer Erweiterung bestehender Gebäude- und Hausratversicherungen auch auf Extremwetterschäden. Die nächsten Stürme kann niemand aufhalten – aber niemand muss ihnen schutzlos gegenüberstehen.
Zusammenfassung
Schäden durch Extremwetterereignisse treffen immer mehr Immobilienbesitzer – auch in Regionen, in denen beispielsweise mit Hochwasser bislang nicht gerechnet werden musste. Trotzdem hat ein großer Teil der Hausbesitzer kein Bewusstsein für die wachsende Gefährdung und dementsprechend keine Vorkehr durch angepasste Versicherungen getroffen. Doch das ist einfach: Bestehende Gebäude- und Hausratversicherungen lassen sich um das Schadensrisiko Extremwetterfolgen erweitern.
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