Marienkäfer im Garten: Glücksbringer oder Plage?
Eine alte Weisheit besagt, dass Marienkäfer so alt sind wie ihre Punkte. Ein weitverbreiteter Irrtum. Allein in Deutschland gibt es mehr als 80 verschiedene Arten, die alle verschiedene Muster besitzen. Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist der Bekannteste. Es gibt aber auch Käfer mit nur zwei oder sogar 22 Punkten. Was bedeuten die kleinen Tierchen für Hausbesitzer? Sind sie Glücksbringer oder richten sie Schaden an?
Harlekin-Marienkäfer: Der ausländische Schädling
In den USA diente der Käfer einst zur Bekämpfung von Blattläusen. Mittlerweile vermehren sich die Tiere auch in Deutschland explosionsartig. Abertausende Marienkäfer nutzen die letzten Sonnenstrahlen, um ein Quartier für ihre Überwinterung zu finden. Sie hängen in großen Trauben an Felswänden oder Häusern. Experten konnten in den vergangenen Jahren vermehrt Exemplare des aus den USA eingeschleppten Harlekin-Marienkäfers finden. Das Problem: Die „Ausländer“ verschmähen die Eier ihrer europäischen Verwandten nicht, wodurch die heimischen Arten bedroht sind.
Die kleinen Käfer sind in Süd-Ost-Asien heimisch. In den USA sind sie seit 1916 als biologische Schädlingsbekämpfung im Einsatz. 1980 begann die Verbreitung auf dem Freiland. In Belgien wurden sie erstmals im Jahr 2000 im Freiland entdeckt. Wie die Marienkäfer ihren Weg nach Europa fanden, ist bisher unbekannt. In Deutschland wurde der kleine Räuber erstmals im Jahr 2006 entdeckt. Ein Jahr später gab es schon 40 Fundstellen. Der Eindringling könnte drastische Folgen für den Weinbau und die Honigproduktion bedeuten. Die Folgen sind in der Regel aber erst nach Jahrzehnten zu sehen, was die Verbreitung des Marienkäfers so gefährlich macht.
Was einheimische Marienkäfer zu Hause bedeuten
Dieses Käfer-Exemplar ist das weit und breit beliebteste seiner Art. Kinder sind von den kleinen, niedlichen Insekten begeistert. Aber auch Erwachsene sind entzückt, wenn sie ein solches Exemplar zu Gesicht bekommen. Sie stehen im Ruf, Glück zu bringen. Aber stimmt das wirklich? Nun, für Gärtner mag es durchaus stimmen. Denn in großen Mengen vertilgen sie äußerst effektiv Blattläuse und Spinnmilben. Selbst die Larven des Insekts ernähren sich von Blattläusen oder fressen Mehltau- und Schimmelpilze. Gerade diese erweisen sich auf der Grünfläche als unbeliebte Schädlinge, die man eigentlich nur mit chemischen Mitteln vertreiben kann. Marienkäfer dagegen fliegen von selbst in den Garten und sind somit nicht nur eine preisgünstige, sondern vor allem biologische Variante, Schädlinge im Gartenparadies zu bekämpfen.
Ein ausgewachsenes Insekt kann täglich mehrere hundert Blattläuse verspeisen, eine Larve schafft in drei Wochen zwischen 400 und 600 Blattläuse. Wenn man bedenkt, dass ein einziges Exemplar des Marienkäfers bis zu 400 Eier legt, hat man eine recht effektive Armee an Schädlingsbekämpfern in der grünen Oase.
Das heimische Ökosystem
Die sogenannten Nahrungsnetze sind ein wichtiger Teil jedes Ökosystems. Gärtner schätzen die Eigenschaften unterschiedlicher Organismen-Gruppen im Nahrungsnetz.
- Räuber jagen und verzehren ihre Beute. In der Regel erbeuten nur die Larven andere Tiere. Erwachsene Exemplare ernähren sich von Nektar, Pollen und Honigtau. Zu den Räubern zählen unter anderem auch Marienkäfer, sowie Raubwanzen, Raubmilben und Schwebfliegen.
- Parasiten entwickeln sich im Körper ihres „Opfers“ und töten oder schädigen es.
- Mikroorganismen wie Pilze, Viren und Bakterien vermehren sich im Wirtstier und töten bzw. schädigen es.
Jeder Gärtner kann Nahrungsnetze mit mehreren Vertretern der zuvor genannten Gruppen in seinem Garten etablieren. So können sie auf natürlich weise Schädlinge kontrollieren und auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten.
Erstellen Sie ein Nahrungsnetz in drei Schritten:
- Nützlinge schonen:
- Wer Blattläuse am Leben lässt, schützt den Garten einerseits vor einer großen Blattlausplage und sichert gleichzeitig das Überleben von Marienkäfern.
- Wenn nötig, können Gärtner nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel einsetzen.
- Nahrung anbieten:
- Beete möglichst vielfältig und abwechslungsreich mit einheimischen Pflanzen dekorieren.
- Die Pflanzen im Garten sollten zu unterschiedlichen Zeiten blühen. So können Sie Nektarsaugern das ganze Jahr über Nahrung anbieten.
- Unterschlupf bieten:
- Nützlinge überwintern häufig in Stauden, schneiden Sie diese erst im Frühjahr zurück.
- Lassen sie eine bodenbedeckende Schicht in Staudenbeeten, unter Hecken und in Rabatten. Viele Tiere überwintern hier bis zum Beginn des Frühjahrs.
- Spitzmäuse, Eidechsen und verschiedene Käferarten nutzen Steinhaufen als Unterschlupf. Legen Sie Steinhaufen in die Sonne, damit die Tiere Schutz finden.
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