Dachziegelformen
Dächer werden zum Schutz vor Witterungseinflüssen schon sehr lange Zeit mit den unterschiedlichsten Dachziegelformen gedeckt. Bereits im Jahr 2500 v.Chr. fertigten die Griechen die ersten Dachziegel aus reinem Ton. Von den Römern gelangten schließlich die Ziegel nach Mitteleuropa. Diese waren aus einem Mix aus Lehm und Ton gefertigt. Lange Zeit konnten sich nur Adlige und Würdenträger die damals aufwendig hergestellten Ziegel leisten. Deshalb wurden bis ins späte Mittelalter hinein nur Schlösser, Burgen und Kirchen mit Tonziegeln ausgestattet, während sich die Häuser der einfachen Bevölkerung mit einer Dachbedeckung aus Holzschindeln oder Stroh zufriedengeben mussten.
In großen Mengen konnten Ziegel erst mit der Erfindung der Dampfmaschine gefertigt werden. In der heutigen Zeit gibt es zahlreiche Dachziegelarten, die sich in Form, Material und Herstellung unterscheiden.
Tonziegel und Betonziegel
Tonziegel
Die natürliche Zusammensetzung dieser Ziegel bestimmt ihre Farbe. Tonziegel sind leicht rötlich und changieren, wofür das im Ton enthaltene Eisenoxid verantwortlich ist. Diese Art von Dachziegeln wird besonders gern für Toscanahäuser verwendet.
Es gibt jedoch auch Tonziegel in anderen Farben. Eine Färbung erreicht man durch die Dämpfung der Ziegel, wodurch die Bildung von Eisenoxid verhindert wird. Das Ergebnis sind Tonziegel in unterschiedlichen Grautönen. Bei glasierten Ziegeln wird die Oberfläche mit einem Überzug aus geschmolzenem Glas beschichtet, welcher farbig oder auch farblos sein kann. Dieser kann in jedem Farbton gebildet werden. Dann gibt es noch die sogenannten engobierten Ziegel. Hier werden Tonschlämmer zugesetzt, die farbig ausbrennen und eine erdfarbene Färbung erzeugen.
Betonziegel
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der hohe Bedarf an Ziegeln für den Wiederaufbau der zerstörten Städte allein durch Tonziegel nicht gedeckt werden. In dieser Zeit kamen die Betonziegel auf. Wie der Name bereits sagt, werden sie aus Beton hergestellt. Da aber mit „Ziegel“ nur Materialien bezeichnet werden dürfen, die aus Lehm und Ton hergestellt werden, ist der offizielle Name Betondachsteine. Durch Verwendung von Pigmenten können Betondachsteine in jeder beliebigen Farbe hergestellt werden.
Als es in den 1960er Jahren aufgrund der Umstellung von Schweröl auf Gas in der Produktion von Ziegeln zu Problemen mit der Frostsicherheit von Tonziegeln kam, steigerten sich die Produktionszahlen für Betonziegel.
Betondachsteine können im Vergleich zu Tonziegeln mit wesentlich geringerem Energieaufwand hergestellt werden, außerdem sind sie leichter, trocknen schneller und wirken der Moosbildung entgegen. Betondachsteine können komplett recycelt werden..
Verschiedene Dachziegelformen
Der Laie spricht normerweise allgemein von Dachziegeln, während der Fachmann zwischen Dachsteinen, Tonziegeln und Betonpfannen unterscheidet (PDF). Ihre Herstellung verläuft im Grunde immer nach dem gleichen Prinzip: Die Rohlinge werden aus einer Mischung aus Lehm und Ton hergestellt und bei sehr hohen Temperaturen gebrannt. Bei den Dachziegelformen unterscheiden wir in erster Linie zwischen Ziegeln mit und Ziegeln ohne Falz.
Dachziegel mit Falz werden am häufigsten verwendet. Sie greifen entweder nur an den Seiten oder zusätzlich auch an den Enden oben und unten ineinander. Dadurch ist ein mehr Halt und eine bessere Abdichtung bei der Eindeckung gewährleistet.
Bei Dachziegelformen ohne Falz wird eine Abdichtung nur durch eine doppelte Deckung ermöglichen.
Dachziegel mit Falz
Flachdachziegel
Der Flachdachziegel ist ein Pressdachziegel mit mehrfacher Ringverfalzung. Der Kopf- und Seitenfalz, besteht aus 2 oder mehreren Falzen, die nicht unterbrochen sind. Ein Flachdachziegel besitzt eine Krempe, die eine unterschiedliche Ausbildung haben kann. Das Niederschlagswasser wird auf die Mulde des gleichen oder des darunter liegenden Tondachziegels abgeleitet.
Hohlfalzziegel
Beim Hohlfalzziegel handelt es sich um einen Ziegel mit Kopf- und Längsfalzen. Er besitzt verdeckt liegende Seitenfalzen, aus denen eindringendes Wasser in die Ziegelmulde zurückgeleitet wird.
Strangfalzziegel
Bei dieser Ziegelform handelt es sich um einen Strangdachziegel in ebener oder gewölbter Form mit Seitenverfalzung und variabler Höhenüberdeckung. Die Eindeckung entweder im Verband oder Fuge auf Fuge. Der Strangfalzziegel ist vielfältig anwendbar und zählt zu den beliebtesten Ziegelarten.
Doppelmuldenfalzziegel
Beim Doppelmuldenfalzziegel handelt es sich um einen Pressdachziegel. Er verfügt über Kopf-, Fuß- und Seitenrippen. Bei dem Doppelmuldenfalzziegel ist die wasserführende Ebene in zwei Mulden (= Doppelmulde) unterteilt, die durch einen Steg verbunden sind.
Reformziegel
Bei dieser Ziegelform handelt es sich um einen Pressdachziegel, der über eine unterbrochene Ringverfalzung verfügt. Der Kopf- und Seitenfalz, der das Wasser führt, besteht aus zwei unterbrochenen Falzen. Das Niederschlagswasser wird bei dieser Dachziegelform von Falz zu Falz geführt.
Romanischer Ziegel
Der Romanische Ziegel besitzt eine umlaufende Ringverfalzung und ist für eher flache Dachneigungen geeignet. Seinen Namen verdankt er seiner sehr konischen Form, die an die Bauweise der Antike und an mediterrane Dachstrukturen erinnert.
Dachziegel ohne Falz
Mönch und Nonne
Bei Mönch und Nonne handelt es sich um zwei aufeinander abgestimmte Hohlziegel, die ineinander greifen. Diese Ziegelform entstammt dem römischen Kulturraum. Der Mönch hat eine konvexe Form und wird beim Verlegen jeweils von der konkaven Nonne überdeckt. Es handelt sich bei Mönch und Nonne um Pressdachziegel, die mit Hilfe einer Ober- und einer Unterform hergestellt werden. Man findet sie häufig in Deutschland und Österreich, aber auch in den Mittelmeerländern. Mönch und Nonne wurden gern für die Eindeckung von Kirchen, Klöstern und Burgen verwendet.
Biberschwanz
Der Biberschwanz, der seit dem 14. Jahrhundert bekannt ist, ist ein flacher Ziegel mit einer abgerundeten Unterkante. Er eignet sich aufgrund seiner Form auch zur Eindeckung von sehr steilen Dächern. Mit Biberschwanz-Ziegeln eingedeckte Dächer weisen eine Fischschuppenoptik auf.
Hohlpfannen
Hohlpfannen sind eine Ziegelart mit einer Mulde. Sie sind häufig an Häusern in Norddeutschland zu finden. Hohlpfannen ohne Falz bezeichnet man auch als eine holländische Pfanne.
Krempziegel
Auch der Krempziegel blickt auf eine sehr lange Tradition zurück Es handelt sich hierbei um einen Tonziegel mit einer linksseitigen, konisch zulaufenden Krempe. Diese Krempe greift bei der Deckung über den hochstehenden Rand des Nachbarziegels und ist auch bei geringen Dachneigungen einsetzbar. Der Krempziegel schmückt viele historische Bauten nicht nur auf dem Dach, denn dieser Ziegel wirkt auch sehr dekorativ an der Wand.
Frankfurter Pfanne
Die Frankfurter Pfanne weist zwei parallele Aufwölbungen in Längsrichtung auf und ist in vielen Farben erhältlich. Etwa zehn solcher Pfannen muss man für einen Quadratmeter Dachfläche einplanen. Ähnliche Dachziegelformen sind die Harzer Pfanne und die Taunuspfanne.
Zusammenfassung
Die Eindeckung von Dächern mit Ziegeln hat eine Jahrtausende alte Tradition, die bis weit in die Zeit vor Christus zurück reicht. Heute unterscheiden wir vor allem zwischen zwei Dachziegelformen – denen mit und denen ohne Falz.
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