Dachziegel streichen – das Dafür und Dagegen dieser Maßnahme
Wenn das Haus in die Jahre kommt, geht so manch sorgenvoller Blick von Hausbesitzern auch Richtung Dach. Auch wenn Dachziegeln ein langes Leben bescheinigt wird, werden auch sie alt. Das Dach neu zu decken, ist jedoch ein enormer Aufwand und mit hohen Kosten verbunden. Die Dachziegel hingegen zu streichen, um sie wieder wie neu erscheinen zu lassen, eine Alternative. Doch hier gehen die Meinungen von Experten auseinander.
Sinnvoll? Pro und Contra zum Streichen von Dachziegeln
Viele Dachziegel werden mit einer dünnen Beschichtung überzogen, die Wind, Wetter und UV-Strahlen trotzen soll. Doch mit den Jahren kann auch sie porös werden. Wasser, Schmutz und Co erzeugen eine Reibung auf den Ziegeln, die Beschichtung und Pfanne selbst auf Dauer beschädigt. Als Alternative zur Neudeckung des Daches gilt das Streichen der Ziegel. Doch diese Maßnahme ist umstritten.
Befürworter sehen im Streichen von Dachziegel den Vorteil, dass die Reibungsfläche auf den Pfannen verringert und die Ziegel wasserdicht verschlossen werden. Auch erstrahlt das Dach in neuem Glanz. Wer diffusionsoffene Farbe benutzt, würde auch nicht eine Schimmelbildung riskieren.
Gegner des Streichens argumentieren, dass sich diese Farbe ziemlich schnell wieder ablösen kann, weil sie nicht direkt mit dem Ziegel verbunden ist. Auch die Frostbeständigkeit des Ziegels würde beeinflusst werden, die UV-Beständigkeit würde ebenso nicht lange halten. So verblasse auch die Farbe und das Dach leidet zudem optisch. Ebenso argumentieren Gegner des Verfahrens, dass auch keinerlei wissenschaftliche Beweise für eine zusätzliche Wärmeschutzwirkung vorliegen.
Einig sind sich beide Lager, dass eine Dachbeschichtung nicht durchgeführt werden kann, wenn der Abrieb zu weit fortgeschritten ist. Dann kommt der Hausbesitzer um eine Neudeckung meist nicht herum.
Umherfahrende Firmen und sogenannte Drückerkolonnen preisen die Dachstreichung an der Haustür oft zu Schnäppchenpreisen an. Doch hier sollte eher abgelehnt werden – die Expertenfirma aus dem Ort ist die bessere Alternative.
Ziegel oder Steine: Welche Dachpfannen können gestrichen werden?
Generell gilt, dass sowohl Dachsteine aus Beton als auch Dachziegel aus Ton beschichtet werden können. Auch Faserbetonplatten sind möglich. Jedoch sollte die Maßnahme nicht durchgeführt werden, wenn:
- Moos und Flechten in den Stein eingewachsen sind
- Moos und Flechten nur auf der Beschichtung wachsen, ohne diese zu beschädigen
- die Dachsteine zu viel Substanz verloren haben
Der Befall von Moos und Flechten allein rechtfertigt das Streichen der Dachziegel nicht. Sie setzen sich auch oft auf ihnen fest, ohne die Beschichtung zu gefährden. Diese ist in vielen Fällen weiterhin intakt. Hier ist eine Reinigung vollkommend ausreichend.
Sind Moos und Co bereits in die Dachpfanne eingedrungen, speichern sie dort Wasser. Das macht die Dachpfanne aus dem Inneren heraus porös und ein Streichen bringt hier ebenfalls keine Abhilfe. Hier sollte der Hausbesitzer das Austauschen bevorzugen. Das Gleiche gilt, wenn die Pfannen schon zu viel Substanz verloren haben.
Vor dem Streichen sollte die Garantiezeit beachtet werden. Meist beträgt sie bis zu 30 Jahre. Die falsche Behandlung von Dachpfannen kann diese jedoch erlöschen lassen. Schon der Einsatz eines Hochdruckreinigers reicht in manchen Fällen aus, dass die Garantie erlischt.
Die richtige Farbe für das Dach
Wer sich dafür entscheidet, seine Dachziegel zu streichen, sollte vor allem der Auswahl der richtigen Farbe viel Aufmerksamkeit schenken. Denn nicht alle Farben sind hier dafür geeignet. Fassadenfarbe beispielsweise ist nicht robust genug. Dachfarben müssen viel aushalten – im Zweifelsfall sollte zu dem hochwertigen und teuren Produkt gegriffen werden.
Besonders oft werden Reinacrylatfarben verwendet. Diese haben zwar eine niedrige Wasserdurchlässigkeit, sind aber wasserdampfdurchlässig. Damit bleibt die Diffusionseigenschaft des Ziegels erhalten und es tritt kein Schimmel auf. Das Regenwasser hat weniger Angriffsfläche. Auch Alusplittfarben werden oft empfohlen, da sie das Sonnenlicht abweisen.
Schritt für Schritt – Eine Anleitung
Wer sich dafür entscheidet, sein Dach selbst streichen zu wollen, braucht nicht viele Utensilien.
- farbige Beschichtung
- Grundierung
- gegebenenfalls Versiegelung
- Gerüst
- Fangnetze
- Seile
- Dachrinnengitter
- Hochdruckreiniger
- Farbroller
Im ersten Schritt muss natürlich das Gerüst aufgestellt werden. Ratsam sind auch Fangnetze an der Dachkante, um nicht aus Versehen vom Dach zu fallen. Zudem können auch Seile zur Sicherung genutzt werden. Dachrinnengitter verhindern, dass sich der Schmutz der anschließenden Reinigung im Rohr verfängt.
Danach muss das Dach gründlich gesäubert werden, um Moos, Flechten und Co von der Beschichtung der Ziegel abzulösen. Hier eignet sich in den meisten Fällen ein Hochdruckreiniger. Der Druck sollte nicht zu hoch sein, warmes Wasser eignet sich am besten. Damit kein Wasser ins Dach eindringt, führt der Hausbesitzer den Wasserstrahl von oben nach unten.
Im dritten Schritt muss die Grundierung aufgetragen werden, wenn die Dachpfannen von der Reinigung abgetrocknet sind. Dabei sollte auf das Material geachtet werden. Tonziegel und glatte, glänzende Ziegel benötigen Haftgrund, Betonsteine brauchen die Grundierung, da sonst die Farbe unterschiedlich und fleckig aufgesogen wird. Hier eignet sich der Farbroller. Je nach Produkt muss auf unterschiedliche Trockenzeiten geachtet werden, bevor es mit dem Anstrich beginnen kann.
Im letzten Schritt folgt das Auftragen der Farbe. Auch hier wird die Farbrolle eingesetzt. Ebenso ist es ratsam, wenn der Hausbesitzer von oben nach unten arbeitet, um sich so auf den noch ungestrichenen Dachpfannen bewegen zu können. Bei Bedarf kann auch eine anschließende Versiegelung durchgeführt werden.
Wem das Streichen auf dem Dach zu heikel ist, sollte eine darauf spezialisierte Firme beauftragen. Diese kann zudem über Sinn und Sinnlosigkeit des Dachanstriches entscheiden und garantiert eine qualitative Arbeit.
Zusammenfassung
Das Dach zu streichen, ist eine umstrittene Maßnahme. Nicht alle Experten halten sie für sinnvoll, doch in manchen Fällen kann sie die Langlebigkeit des Daches verlängern. Diffusionsoffene Farbe ist hier wichtig. Der Hausbesitzer kann selbst auf das Dach steigen oder aber eine professionelle Firma beauftragen.
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ein Hinweis betr. Photovoltaik Modulen zur Erhöhung der Reflexion der Dachpfannen wäre hilfreich.