Bleirohre im Haus: Diese Grenzwerte müssen eingehalten werden
Wenn wir in Deutschland einen Wasserhahn aufdrehen, sind wir davon überzeugt, dass das Wasser eine sehr gute Qualität aufweist. Das ist jedoch nicht immer der Fall, denn in einigen Häusern sind immer noch Wasserleitungen aus Blei verlegt. Das Schwermetall wird durch die Leitungen an das Wasser abgegeben, sodass auf lange Sicht Gesundheitsprobleme nicht ausgeschlossen werden können. Die Trinkwasserverordnung definiert daher Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen.
Das Nervengift Blei belastet das Wasser
In einem Liter Wasser dürfen nicht mehr als 10 Mikrogramm Blei enthalten sein, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Das Problem: Wo noch Bleirohre verlegt sind, lässt sich dieser Grenzwert kaum einhalten.
Blei ist ein Nervengift, das in zu hoher Konzentration zu Hyperaktivität und Verhaltensstörungen führen kann. Außerdem sorgt ein zu hoher Bleigehalt im Blut dafür, dass die Intelligenz, die Feinmotorik und die Aufmerksamkeit beeinträchtigt werden. Insbesondere Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder sind gefährdet.
Wer der Risikogruppe angehört, sollte komplett darauf verzichten, Wasser aus einer Bleileitung zu verzehren oder Nahrung damit zuzubereiten. Generell lässt sich die Bleikonzentration im Wasser reduzieren, indem Sie das Wasser, das die ganze Nacht über in der Leitung gestanden hat, morgens eine Weile ablaufen lassen. Doch ein sicherer Schutz vor gesundheitlichen Risiken ist das nicht. Auch eine Auskleidung mit Epoxid-Harz und der Einsatz von Filtern sind keine Maßnahmen, die vor einer zu hohen Bleikonzentration schützen.
In Süddeutschland sind Bleirohre als Wasserleitungen verboten
Die Erkenntnis, dass Blei die Gesundheit gefährdet, ist nicht neu. Aus diesem Grund dürfen in Süddeutschland schon seit 1878 keine Bleirohre mehr verwendet werden, um Trinkwasser zu transportieren. Bis zum Anfang der 70er-Jahre verlegte man aber in Ost- und Norddeutschland noch Bleirohre. Daher sind viele Altbauten betroffen. Laut einer Umfrage der Stiftung Warentest war die Bleikonzentration im Wasser besonders in folgenden Regionen überdurchschnittlich häufig erhöht:
- Schwerin
- Kiel
- Bremen
- Hamburg
- Potsdam
- Berlin
- Magdeburg
- Leipzig
Bei über 5 Prozent der ausgewerteten Proben wurde sogar ein Bleigehalt von mehr als 25 Mikrogramm je Liter festgestellt.
Mieter sind verunsichert
Wenn Sie nicht sicher sind, ob das Trinkwasser in Ihrer Mietwohnung unbedenklich ist, sollten Sie den Hausbesitzer um einen Nachweis bitten. Er muss dieser Bitte innerhalb von zwei Wochen nachkommen, andernfalls können Sie selbst eine Analyse des Wassers beauftragen. Oftmals ist die Untersuchung für Haushalte mit kleinen Kindern sogar kostenfrei. Sofern die Ergebnisse der Analyse zu hohe Bleiwerte ans Tageslicht bringen, sollten Sie den Vermieter auffordern, die Rohre auszutauschen.
Beim Austausch der Bleirohre handelt es sich um eine Instandsetzungsmaßnahme und nicht um eine Modernisierung. Deshalb dürfen die dadurch entstehenden Kosten auch nicht auf die Miete umgelegt werden.
Wenn der Eigentümer die Rohre partout nicht austauschen möchte, kann er notfalls sogar verklagt werden.
Mietminderung bei Überschreiten der Grenzwerte möglich
Sofern die Grenzwerte regelmäßig überschritten werden, ist dies ein Grund für eine Mietminderung. Wie hoch die Minderung ausfällt, richtet sich danach, ob ein Kleinkind im Haus wohnt: So gestand das Amtsgericht Hamburg einem Haushalt ohne Kleinkinder eine Minderung von fünf Prozent zu, während der Haushalt mit Kleinkind sogar eine Mietminderung von neun Prozent zugesprochen bekam.
So erkennen Sie Bleirohre
Es ist auch für Laien kein Problem herauszufinden, ob im Haus Rohre aus Blei verlegt sind. Die gesundheitsgefährdenden Rohre erkennen Sie daran, dass das Material recht leicht ist. Dadurch können sie mit einem Messer leicht eingeritzt werden. Außerdem hilft ein Klopftest: Die Bleirohre erzeugen dann einen dumpfen und nicht metallischen Klang. Bleirohre werden außerdem in einem Stück verlegt und einfach um die Ecken herumgebogen. Die Rohrenden sind ineinandergeschoben, sodass sie an dieser Stelle eine Wulst bilden. Aber Vorsicht: Auch Teilstücke der Leitung sind mitunter aus Blei und können den Bleigehalt im Wasser erhöhen.
Die Kosten für den Austausch der Bleirohre sind überschaubar
Für Wasserleitungen sind Installationen aus Kunststoff, Edelstahl oder Kupfer besser geeignet als Blei. In jedem Fall ist Edelstahl die optimale, aber auch preisintensivste Lösung. Belastungen durch Schwermetalle sind bei derartigen Rohren ausgeschlossen. Die Komplettsanierung für ein Einfamilienhaus kostet etwa 3000 bis 4000 Euro.
Noch preiswerter wird es, wenn Sie die alten Leitungen im Haus liegen lassen und sie lediglich stilllegen, anstatt sie herauszureißen. Die modernen Leitungen werden dann einfach an einer anderen Stelle verlegt.
In vielen Häusern fehlt dafür aber leider der Platz.
Zusammenfassung
Eine hohe Bleikonzentration im Blut kann zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Daher sollten unsichere Mieter ihren Vermieter auffordern, die Bleiwerte im Trinkwasser analysieren zu lassen. Außerdem kann jeder Mieter mit ganz einfachen Tricks selber überprüfen, ob Bleirohre im Haus verlegt sind.
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