Die Wolle vom Baum: Baumwolle
Bei ihr ist der Name wörtlich zu nehmen. Statt von Schafen stammt sie von einem Baum bzw. Busch: Die Baumwolle. Diese Pflanze zieht uns Menschen seit Jahrhunderten an. Mit zahlreichen positiven Eigenschaften hat sie die Bekleidungsindustrie revolutioniert. Die Baumwolle ist einer der bedeutendsten nachwachsenden Rohstoffe in dieser Branche.
Herkunft und Bedeutung
Die Baumwollpflanze ist vor allem in den Tropen und Subtropen zu Hause. An ihr reift eine kleine Kapsel, die bei Reife aufspringt und eine Art weiße Watte hervor bringt. Das sind behaarte Samenkörner, aus denen der Stoff hergestellt wird. Die ältesten Nachweise stammen aus Indien, in Ägypten sind Belege für Baumwolle seit dem neuen Reich vorhanden, in Deutschland wurde sie erst im 19. Jahrhundert bekannt. Bis dahin waren Leinen, Wolle und Hanf die wichtigsten Stoffe der Bekleidungsindustrie. Heute wird diese Pflanze auf allen fünf Kontinenten angebaut und ist der bedeutendste Textilstoff der Welt und mit über 33 Prozent an der weltweiten Textilproduktion beteiligt. Die wichtigsten Anbauländer sind (alphabetisch sortiert):
- Ägypten
- Argentinien
- Brasilien
- China
- Indien
- Pakistan
- Russland
- Türkei
- USA
- Usbekistan
In Europa produziert lediglich Griechenland eine nennenswerte Menge, die meiste Baumwolle bezieht Deutschland aus indischem Anbau und Produktion.
Eigenschaften
Die positivste Eigenschaft der Naturfaser ist ihre Hautfreundlichkeit. Im Gegensatz zu anderen Stoffen kratzt Baumwolle kaum auf der Haut und besitzt zudem wenig Allergiepotenzial. Enorm ist seine Saugfähigkeit. Bis zu 65 Prozent Wasser kann der Stoff gegenüber seinem eigenen Gewicht aufnehmen. Im nassen Zustand ist Baumwolle reißfester, dass eine häufige Reinigung möglicht ist. Der Trockenprozess hingegen verläuft langsam. Auch Schmutz und Öl werden von Baumwolle aufgenommen, jedoch auch wieder abgegeben. Das macht die Naturfaser waschbar und für die Bekleidungsindustrie so interessant. Baumwolle ist zudem atmungsaktiv, dehnfähig, widerstandsfähig gegenüber Hitze und allgemein auch bei häufiger Nutzung und Reinigung besonders langlebig.
Verarbeitung und Gebrauch
Um Baumwolle zu verarbeiten, muss sie zunächst geerntet werden. Was in der Vergangenheit ausschließlich von Hand und durch viel Sklavenarbeit realisiert wurde, kann heute auch durch Maschinen erledigt werden. Dabei werden die Fasern aus der Pflanze quasi herausgekämmt. Dabei werden auch Samen und Hülle mit abgeerntet. Die Samen werden zu Öl verarbeitet und weiter zur Pflanzung genutzt, die Hüllen unter anderem als Tierfutter verwertet. Aus den Haaren wird das Baumwollgarn in der Spinnerei gesponnen.
Die nicht verspinnbaren, kürzeren Faser werden für die Herstellung von Papier, Zellstoff oder Watte genutzt. Danach folgt das sogenannte Merzerisieren, das die chemische Struktur der Baumwollfaser verändert und für mehr Glanz und Reißfestigkeit sorgt. Dazu wird die Faser mit Natronlauge behandelt. Ebenso werden sie leicht färbbarer und waschbarer. Im nächsten Schritt folgt dann das Weben. Sogenannte Kett- und Schussfäden werden hier zu einem Stoff verwoben, der am Ende robuster ist, als beispielsweise gestrickte Stoffe.
Qualitätsstufen und Ökologie
Doch Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle. Ihre Qualität unterscheidet sich durch Erntemethode, Herkunft und Verarbeitung. Nicht alle Baumwollfelder können mit der Maschine abgearbeitet werden. Von Hand geerntete Baumwolle hat eine höhere Reife, da unreife Kapseln an der Pflanze bleiben. Zudem haben die Fasern weniger Schmutz und sind somit qualitativ hochwertiger. Baumwolle aus der Türkei hat besonders lange Fasern, auch ägyptische Baumwolle hat eine hohe Stapellänge und somit mehr Qualität.
In den USA wird die „Pima-Baumwolle“ zu einem der weichsten und luxuriösesten Baumwollstoffe verwoben. Doch trotz nachwachsender Eigenschaft belastet die Verarbeitung von Baumwolle die Umwelt. Dünger werden bei der Anpflanzung eingesetzt, Herbizide vernichten nicht nur Schädlinge und die Wasserversorgung in Halbwüstengebieten ist verschwenderisch. Somit haben auch inzwischen Öko-Baumwollprodukte ihre Hochkonjunktur. Mit entsprechenden Siegeln wie „Fair“ oder „Bio“ versehen, stehen sie für eine umweltfreundlichere Herkunft von T-Shirt, Rock und Co!
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