Baudarlehen: Vorsicht, Schuldenfalle!

Baudarlehen: Vorsicht, Schuldenfalle!

Häuslebauer haben Glück, denn die Zinsen sind aktuell so niedrig wie nie zuvor. Schnell gelangen auch Familien, deren Budget für einen Kredit bis dato unzureichend war, diesen nun zu beantragen. Doch Vorsicht, gerade bei solchen Familien ist das Risiko groß, in die Schuldenfalle zu tappen. Was es alles beim Kredit für das zukünftige Traumhaus zu beachten gibt, zeigt der nachfolgende Artikel.

Billiges Geld war schon immer ein Problem für schwache Menschen. Es verleiht schnell zum Schuldenmachen und dazu, die langfristige Finanzierung komplett außer Acht zu lassen.

Dazu ein kurzes Beispiel: Ein Darlehen über 150.000 Euro mit einer Zinsbindung von fünf Jahren und einem Prozent Tilgung muss nicht mehr als 372 Euro pro Monat kosten. Wer sich für ein solches Darlehen entscheidet, der hat nach fünf Jahren noch eine Restschuld von 95 Prozent. Liegen die Zinsen in fünf Jahren zwei bis drei Prozent höher, verdoppelt sich schlagartig die monatliche Belastung.

Familien, die diese Belastung nicht mehr zahlen können, weil sie sich die vorigen Raten gerade so leisten konnten, verlieren nicht nur ihre Immobilie, sondern riskieren auch die Privatinsolvenz. Eine Zinstilgung von nur einem Prozent ist in Deutschland seit vielen Jahren Standard. Im aktuellen Zinstief ist das aber zu wenig, denn sie verlängere die Gesamtlaufzeit eines Kredits auf über 50 Jahre. Wichtig: Je höher die Zinsen bei gleichem anfänglichem Tilgungssatz sind, desto schneller wird ein Kredit getilgt.

Zinsbindung verlängern

Um dem Problem entgegenzusteuern, empfehlen Baufinanzierungsberater: Zinsbindung verlängern und Tilgung erhöhen. Die Zinsen mögen zwar aktuell niedrig sein, in absehbarer Zeit werden sie aber wieder steigen. Bereits jetzt gibt es die ersten Anzeichen für höhere Zinsen: Die DGZF-Pfandbriefkurve hat ihren Tiefpunkt durchschritten. In der Öffentlichkeit ist die DGZF-Pfandbriefkurve wenig bekannt. Sie basiert auf den Pfandbriefrenditen der Landesbanken und der Deka-Bank. Damit ist sie sogar aussagekräftiger als die Renditekurve zehnjähriger Bundesanleihen. Entgegen vieler Behauptungen haben die Zinsentscheidungen der EZB keine große Wirkung auf Baugeld. Sie beeinflussen lediglich die kurzfristigen Zinsen. Ein Blick auf unterschiedliche Statistiken zeigt, dass Deutschlands Wohnungskäufer die Zeichen der Zeit erkannt haben. Seit Monaten nutzen sie konstant die historisch niedrigen Zinsen, um längere Zinsbindungen und höhere Tilgungsraten zu vereinbaren. Die durchschnittliche Festschreibung der Zinsen stieg von zehn Jahren und sechs Monaten im Juni 2011 auf nun mehr 13 Jahre. Gleichzeitig werden nun etwas über zwei Prozent Tilgung statt 1,58 Prozent im Jahr 2011 vereinbart.

Billiges Baugeld für das Eigenheim

Nachfolgend ein kleines FAQ, dass die wichtigsten Fragen rund um das Thema Baugeld beantwortet.

Laut Stiftung Warentest gibt es langfristige Baukredite mit einer Laufzeit von 20 Jahren und festen Zinsen bereits für drei Prozent Zinsen. Durch die Kombination mit Riester-Förderungen vergeben Bausparkassen die Kredite mit Effektivzinsen zwischen drei und 3,6 Prozent. Dabei werden feste Zinsen und Kreditraten sowie eine Laufzeit von 18 bis 30 Monate festgelegt. Laut dem Statistischen Bundesamt sind Immobilien im Zehn-Jahres-Vergleich noch immer günstig, auch wenn die Preise in den vergangenen Monaten gestiegen sind.

Können Immobilien als gute Geldanlage bezeichnet werden?

Immobilien sind keine Renditeknüller. Verbraucherexperten zufolge sind sie aber gerade in Krisenzeiten eine solide Geldanlage. Dies beweist aktuell der deutsche Markt. Hier steigt die Nachfrage nach Immobilien so stark, dass die Preise in die Höhe gehen. Dennoch sollte ein Immobilienkauf gut überlegt sein. Wichtig sind: Preis, Qualität und Lage des Hauses.

Wie findet man einen günstigen Kredit?

Hier hilft nur ein Vergleich der verschiedenen Anbieter. Laut der Stiftung Warentest ist die Auswahl an Krediten so groß wie nie zu vor. Interessierte benötigen somit vor allem eins: Zeit. Die Wahl eines Kredites sollte nicht überstürzt werden.

Wie funktioniert ein Baudarlehen?

Kredite für Immobilien laufen in der Regel zwischen zehn und 30 Jahre. Die Zinsen werden im Regelfall nur für einen bestimmten Zeitraum von wenigen Jahren festgelegt. Läuft die Zinsbindungsfrist ab, verhandelt der Kunde mit seiner Bank über die Verlängerung des Darlehens. Zu diesem Zeitpunkt kann der Kreditnehmer auch umschulden und zu einem anderen, günstigeren Anbieter wechseln. Verbraucher sollten einige Monate vor Auslaufen dieser Frist neue Angebote anfordern.

Werden Kreditraten immer festgeschrieben?

Es werden in der Regel immer fest monatliche Raten vereinbart. Bei Baukrediten haben Verbraucher oftmals das Recht auf Sondertilgung, sie können das Geld also zusätzlich zu den vereinbarten Raten zurückzahlen. Zudem erhalten Bauherren häufig das Recht, die Kreditraten anzupassen, wenn sich das Einkommen ändert.

Wie hoch sollte das Eigenkapital sein?

Finanzexperten empfehlen ein Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent des Hauspreises. Für Top-Zinsen verlangen Banken aber häufig mindestens 40 Prozent Eigenkapital. Teilweise sind auch Banken bereits, den vollen Kaufpreis zu finanzieren. Diese Vollfinanzierungen sind allerdings sehr teuer und riskant und nicht zu empfehlen.

Fördert der Staat meinen Hausbau?

Grundsätzlich gibt es zahlreiche Förderungen vom deutschen Staat. Die staatliche Förderbank KfW vergibt Darlehen für den Kauf selbst genutzten Wohneigentums, für altersgerechtes Wohnen sowie energieeffizientes Bauen und Sanieren. Zusätzlich zu dieser Förderung zahlt der Staat beim Bausparen die Wohnungsbauprämie in Höhe von 8,8 Prozent. Bauherren haben zudem die Möglichkeit, Tilgungsraten von Krediten teilweise von ihrer Steuer abzusetzen.

Was geschieht, wenn ich arbeitslos oder arbeitsunfähig werde?

Das Risiko der Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit besteht zu jederzeit. Aus diesem Grund sollten sich Immobilienkäufer und Bauherren passend absichern. Es gibt Versicherungen gegen Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit, aber auch Lebensversicherungen und Restschuldversicherungen.

Artikelbild: © wavebreakmedia / Shutterstock


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