Wohnungsmarkt: Die Anzahl der Betrüger wächst zunehmend
Betrüger haben es verstärkt auf Wohnungssuchende abgesehen. Dafür gibt es auch einen guten Grund: Günstige Unterkünfte sind extrem knapp, sodass Mieter unter Druck geraten und bei der Wohnungssuche leichtsinnig werden. Deshalb haben Kriminelle leichtes Spiel – sowohl auf diversen Online-Immobilienportalen als auch bei persönlichen Begegnungen.
Der angespannte Wohnungsmarkt lockt Betrüger an – gerade in Großstädten
Es ist vor allem die komplizierte und nervenaufreibende Wohnungssuche auf den engen Großstadtmärkten, die unzählige Betrüger anlockt. Deshalb sollten Wohnungssuchende vorsichtig sein. Denn: Wenn man eine Wohnung mieten will, kann man nie völlig sicher sein, dass diese dem angeblichen Vermieter auch wirklich gehört.
Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund schildert eine beliebte Masche der Betrüger: Kriminelle mieten über das Portal „Airbnb“ eine Wohnung, nur um sie dann selbst zur Vermietung anzubieten. Unmittelbar nach dem Besichtigungstermin verlangen sie eine Kaution, die der Interessent vorab schon bezahlen soll. Einige Fake-Vermieter gehen sogar so weit, dass sie einen Mietvertrag für die Wohnung vorlegen – obwohl sie diese gar nicht besitzen.
Sobald das Geld beim angeblichen Vermieter eingegangen ist, hören die Wohnungssuchenden von diesem nie wieder etwas. Auffällig ist dabei, dass derartige Fake-Vermieter bei den persönlichen Treffen sehr darauf bedacht sind, die eigene Identität zu verheimlichen. Trotzdem tappen viele Verbraucher, die verzweifelt nach einer Wohnung suchen, in die Falle: Sie wollen es dem vermeintlichen Vermieter unbedingt recht machen und geben ihre Daten zu früh heraus. Demzufolge sind sie für die Maschen der Betrüger auf dem Wohnungsmarkt besonders anfällig.
Wohnungssuchende gehen oft leichtsinnig mit ihren Daten um
Ropertz weiß, dass es für viele Verbraucher schwierig ist, in den größeren Städten bezahlbaren Wohnraum zu finden. Aus diesem Grund gingen sie auch sehr leichtfertig mit ihren persönlichen Daten um. Wer lange genug auf dem angespannten Wohnungsmarkt gesucht hat und dann endlich die Chance auf eine gute, bezahlbare Wohnung hat, der tut oft fast alles, um diese Wohnung auch tatsächlich zu bekommen.
Alarmglocken läuten dann meist nicht mehr. Das sei auch der Grund, weshalb Wohnungssuchende auf Immobilienportalen so oft betrogen würden. Zwar steige die Anzahl der Betrüger im World Wide Web nicht wirklich, allerdings hätten sie ein immer leichteres Spiel, weil schöne Wohnungen zu einem fairen Preis kaum noch zu finden sind. Wer wegen der Wohnungssuche und des engen Mietmarktes ohnehin schon unter Stress steht, sehe zudem alles eher durch eine Art Tunnelblick.
Dies bestätigt der Stressforscher Tim Hagemann, der an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld tätig ist. Dieser Tunnelblick konzentriere sich nur noch auf die eigenen Probleme – nämlich auf die Sorge, niemals eine passende Wohnung zu finden. Dann bleiben die Alarmglocken still, auch wenn das Wohnungsangebot eigentlich zu gut ist, um wahr zu sein. Das warnende Bauchgefühl blenden viele Wohnungssuchende dann einfach aus, weil sie unter enormen Stress stehen, betont Hagemann.
Immobilienportale arbeiten mit automatischen Fake-Überprüfungen
Den Immobilienportalen macht der Mieterschützer Ropertz aber dennoch keinen Vorwurf. Diesen ist ohnehin daran gelegen, Betrügern keine Chance zu geben. Aus diesem Grund sind automatische Algorithmen, die nach Fake-Angeboten suchen, ebenso üblich wie spezielle Mitarbeiter, die die eingestellten Anzeigen von Hand überprüfen. So lassen sich viele gefälschte Wohnungsanzeigen schon entlarven, bevor sie überhaupt online auftauchen.
Es ist aber schwierig, die Verbraucher wirklich nachhaltig vor Betrügern zu warnen. Denn: Wer wirklich eine bezahlbare, gute Wohnung anbietet, wird sich vor potentiellen Mietern kaum retten können. Und er wird seine Wohnung sicher nicht an diejenigen vermieten, die Hemmungen haben, ihre persönlichen Daten zu übermitteln. Wer zu stark auf dem Schutz der eigenen Daten beharrt, wird die Wohnung nicht bekommen.
Wie Mieter sich vor Betrügern schützen können
Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die Wohnungssuchende berücksichtigen können, um sich vor Betrügern zu schützen:
- Niemals in Vorkasse gehen
- Skeptisch werden, wenn der angebliche Vermieter will, dass der Betrag über Western Union überwiesen wird
- Gehaltsnachweise erst übermitteln, wenn die Chancen auf die Wohnung wirklich gut stehen
Wurde man dennoch betrogen, ist die Lage rechtlich eindeutig. Es besteht die Möglichkeit, das Geld von der Person zurückzufordern, bei der es gelandet ist. Ungünstig sei es aber, wenn man nicht genau wisse, wer der Fake-Vermieter eigentlich ist, warnt Ropertz. Dann habe man keinerlei Chance, das Geld zurückzuerhalten.
Zusammenfassung
Wegen der angespannten Wohnungsmarktsituation haben Betrüger zunehmend einfaches Spiel. Wohnungssuchende werden im Umgang mit ihren Daten immer leichtsinniger, weil sie verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung suchen.
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