Pfettendach
Das Pfettendach ist eine seit Jahrhunderten bewährte Dachform, die auf die Entlastung der einzelnen Bauteile des Dachstuhles zurückzuführen ist. Sie wurde von den Zimmerleuten entwickelt, um den Dachsparren eine Auflage zu geben. Die Folge dieser Konstruktion war, dass die Sparren in ihren Abmessungen geringer gewählt werden konnten. Das erleichterte den Aufbau eines Dachstuhles enorm, was angesichts fehlender hydraulischer Hebetechnik in früheren Zeiten sehr wichtig war.
Das Pfettendach hat sich bis heute bewährt und wird auch weiterhin seinen Bestand haben, denn es zeichnet sich im Vergleich mit einem Sparrendach durch mehrere Vorzüge aus. Um die Form des Pfettendaches zu verdeutlichen, folgt zunächst eine kleine Baulehre:
Pfetten sind die waagerechten Balken eines Dachstuhls. Sie befinden sich in Längsrichtung jeweils am unteren Fuß des Dachstuhls und werden dort Fußpfetten genannt. Eine Pfette befindet sich am höchsten Punkt des zweiseitig geneigten Daches, dem First, und sie wird deshalb Firstpfette genannt. Bei Dachstühlen mit großen Spannweiten können auf der gesamten Fläche der Dachschräge mehrere Mittelpfetten eingefügt werden, die auf beiden Seiten auf dem Giebelmauerwerk sowie eventuellen tragenden Innenquerwänden aufliegen. Gegebenenfalls werden sie bei den Dächern großer Bauten zusätzlich durch vertikale Balken abgestützt.
Sparren sind die bei einem Steildach in Dachneigung vom First nach unten verlaufenden Balken. Sie werden bei der Dacheindeckung mit querliegenden Dachlatten ausgestattet und nehmen damit die Dachziegel oder anderes Dachmaterial auf.
Der Aufbau eines Pfettendaches
Um ein Pfettendach aufzubauen, muss das darunter liegende Mauerwerk fertiggestellt sein, denn hier werden die Fußpfetten aufmontiert. Auch die beidseitigen Hausgiebel müssen vorhanden sein, denn ihre Spitze bildet die Auflage für die Firstpfette. Zwischenliegende Mittelpfetten erhalten ebenfalls ihre Auflage auf dem Giebelmauerwerk. In dieser Reihenfolge montieren die Zimmerleute zunächst das Gerüst für die Dachsparren.
Dann werden die in Dachneigung verlaufenden Sparren auf die Pfetten aufgelegt und vernagelt. Am First werden die jeweils von beiden Seiten aufeinandertreffenden Sparren mit Laschen verbunden. Jeder Dachsparren liegt also auf der Firstpfette, der Fußpfette sowie eventuellen dazwischen eingefügten Mittelpfetten auf und wird durch diese Konstruktion erheblich vom Gewicht des weiteren Dachaufbaus entlastet.
Das Pfettendach eines langen Gebäudes wird verstärkt, indem die zwischenliegenden Pfetten durch senkrechte Balken mehrfach abgestützt werden. Damit erhält das Pfettendach eine wesentlich gleichmäßigere Lastverteilung als beispielsweise ein Sparrendach.
Die Vor- und Nachteile eines Pfettendaches
Der größte Vorteil am Pfettendach besteht wie gesagt in der größeren Steifigkeit der Dachkonstruktion. Während ein Sparrendach die gesamte Dachlast auf die Außenwände überträgt, leitet das Pfettendach wesentliche Teillasten auf das Giebelmauerwerk und die darunter liegende Geschossdecke ab. An einem Pfettendach können aber auch viel einfacher große Dachgauben oder Dachflächenfenster eingebaut werden. Dies ist möglich, weil sich die Konstruktion des Pfettendaches „in sich“ trägt. Lediglich bei einer senkrechten Lastverteilung durch zusätzliche Balkenstützen muss die Decke des darunter liegenden Geschosses ausreichend tragfähig ausgebildet worden sein. Das Pfettendach lässt sich problemlos montieren und ermöglicht kleinere Holzquerschnitte bei den Sparren, die sich als Kostenfaktor widerspiegeln. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich größere Dachüberstände problemlos umsetzen lassen. Die Entlastung der Sparren auf den Fußpfetten ermöglicht diese Mehrbelastung.
Der Nachteil eines großen Pfettendaches besteht in seiner etwas aufwendigeren Konstruktion sowie in seinen senkrechten Balken. Sie erschweren beispielsweise einen Dachgeschossausbau und lassen nicht jeden beliebigen Grundriss der Räume zu. Andererseits können besonders diese senkrechten Balken bei einer durchdachten Raumarchitektur als gestalterische Elemente dienen.
Erlaubt ein Pfettendach verschiedene Formen des Dachstuhls?
Das Prinzip der First-, Mittel- und Fußpfetten am Pfettendach lässt viele verschiedene Dachformen zu. Während ein Sparrendach in seiner Dachlast wesentlich eingeschränkt ist, ermöglicht das Pfettendach unterschiedliche Dachformen, Dachneigungen, Dachgauben und Richtungsänderungen. Der Einbau zusätzlicher Wechsel bei großen Dachöffnungen ist nicht erforderlich und eröffnet damit viele architektonische Möglichkeiten der Dachgestaltung. Selbst eine aufgesetzte Dachterrasse ist bei richtiger Berechnung der Pfetten problemlos umsetzbar.
Das Pfettendach ist mit diesen Eigenschaften eine universell und flexibel einsetzbare Dachkonstruktion.
Artikelbild: © oleksajewicz / Shutterstock