Lohnt sich Photovoltaik? – was Sie bei einer neuen Solaranlage beachten sollten
Als wichtiger Teil der Energiewende ist die Erzeugung von Solarstrom bei Unternehmen und Privathaushalten in Deutschland mit inzwischen fast 2 Millionen PV-Anlagen sehr beliebt.
Doch gerade mit den gesunkenen Einspeisevergütungen kommt immer wieder die Frage auf, ob sich Photovoltaik auf dem eigenen Dach überhaupt noch lohnt. Wir schauen uns an, wovon die Rentabilität einer Photovoltaikanlage abhängt und was Sie bei den Überlegungen für eine neue Solaranlage beachten sollten.
Wann lohnt sich Photovoltaik?
Hoher Eigenverbrauch der Betreiber
Eine Photovoltaikanlage lohnt sich aktuell vor allem dann, wenn Sie als Betreiber einen hohen Eigenverbrauchsanteil haben. Wird eine große Menge von Haushaltsstrom tagsüber für mehrere Personen benötigt und mit dem erzeugten Solarstrom zum Beispiel Elektroautos an der Wallbox geladen, kann eine PV-Anlage schnell Sinn machen.
Als aktueller Durchschnittsverbrauch wird für eine Familie ein Bedarf von 4.500 bis 5.500 Kilowattstunden (kWh) jährlich angenommen, der im Optimalfall zu einem großen Teil durch die Solaranlage gedeckt werden kann. Grund für die Rentabilität der PV-Anlage ist, dass Sie im Vergleich zum Strompreis am Markt selbst bei Berücksichtigung der Anschaffungskosten einen niedrigeren Preis pro kWh erzielen.
Dadurch kann sich die Errichtung einer Solaranlage auf dem Dach schnell lohnen, denn jedes Jahr sparen Sie bei den Stromkosten viel Geld mit dem eigens erzeugten Solarstrom.
Stromspeicher als Brückenlösung
Ein Stromspeicher kann als Brücke dienen, um den Strombedarf des Haushalts auch dann zu decken, wenn gerade keine Sonne scheint. Mit einem Batteriespeicher wird erzeugter Solarstrom, der nicht verbraucht wurde, nicht in das Stromnetz eingespeist, sondern gespeichert. Dadurch wird der Solarstrom später für den Eigenverbrauch genutzt und Strom muss nicht teuer von den Netzbetreibern eingekauft werden.
Eine Solaranlage mit Speicher kann sich zum Beispiel lohnen, wenn ein hoher Eigenverbrauch besteht, aber vor allem am Abend, weil die Bewohner tagsüber auf der Arbeit sind. Der am Tag erzeugte Strom wird in der Batterie gespeichert und Sie müssen später nicht auf teure Energie von den Netzbetreibern zurückgreifen.
Trotz der gesunkenen Preise für Solarspeicher hängt es immer noch vom Einzelfall ab, ob sich eine Batterie zur Speicherung von nicht verbrauchtem Solarstrom lohnt. Kalkulieren Sie dazu genau, ob eine Anschaffung rentabel ist.
Standort mit hoher Sonneneinstrahlung
Bei den Überlegungen zur Errichtung einer PV-Anlage spielt der Standort eine wichtige Rolle. Denn am Ende geht es darum, mit der PV-Anlage Geld zu sparen, weshalb die Solarmodule eine große Menge von Strom für den Eigenverbrauch oder die Einspeisung in das Stromnetz produzieren sollen. Wie viel Sonneneinstrahlung der Standort Ihrer Photovoltaikanlage erhält, beeinflusst den maximalen Ertrag der Solarstromanlage stark. Je mehr Kilowattstunden Sie mit den Solarmodulen erzeugen können, desto mehr lohnt sich eine Anschaffung.
Dächer oder Freiflächen im Süden haben durch eine höhere Sonneneinstrahlung als im Norden Vorteile, aber auch in nördlichen Gefilden können Sie eine rentable Solaranlage errichten. Für eine Einschätzung zum eigenen Wohnort können Sie zum Beispiel die unterhalb verlinkte Sonnenstrahlungskarte für Solarenergie des Deutschen Wetterdienstes nutzen. Außerdem gibt es verschiedene Karten einzelner Bundesländer, die näher auf die jeweilige Sonnenstrahlung an Ihrem Standort eingehen.
Bei den beliebten Angaben zur Leistung für Solarmodule in kWp (Kilowatt peak) handelt es sich um einen Wert unter genormten Testbedingungen. Der individuelle Standort der Solaranlage wird dafür nicht herangezogen, um einen Vergleich zwischen verschiedenen Herstellern zu ermöglichen.
Unabhängigkeit vom Stromnetz
Ein Kriterium, das unabhängig vom Finanziellen betrachtet werden kann, ist eine mögliche Unabhängigkeit als Betreiber einer Solaranlage von den Netzbetreibern. Dadurch sind Sie ein Stück vom Haushaltsstrompreis abgekapselt und nicht von den Strompreisen abhängig. Einen hohen Autarkiegrad erreichen Sie mit einer PV-Anlage jedoch nur, wenn Sie vor allem tagsüber Energie verbrauchen oder einen Stromspeicher nutzen.
Bei einem Ausfall von Netzstrom kann vielfach der Wechselrichter der Solaranlage nicht arbeiten und eine Versorgung des Haushalts mit Solarstrom ist nicht mehr möglich. Geht es besonders um eine Unabhängigkeit vom Netzanbieter mit Haushaltsstrom, wird für diesen Fall ein Not- oder Ersatzstromsystem benötigt.
Größe und Ausrichtung der Dachfläche
Für eine rentable Photovoltaikanlage sind bei der Errichtung auf dem eigenen Dach einige Dinge zu bedenken. So beeinflussen zum Beispiel Dachausrichtung, der Neigungswinkel oder eine Verschattung die Leistung der PV-Anlage. Ebenfalls ist die Größe der Dachfläche für die Solaranlage zu berücksichtigen. Bei der Anschaffung der PV-Anlage sollten Sie nicht zu klein planen, um mit dem Ertrag Ihren Bedarf für Solarstrom zu decken und die Kosten für die Installation in ein optimales Verhältnis zum späteren Ertrag zu setzen.
Bei einer großen Dachfläche kann Solarenergie auch für Heizung und Warmwasser verwendet werden. Dadurch können laut Empfehlung der Verbraucherzentrale ebenfalls Kosten eingespart werden.
Wann lohnt sich Photovoltaik nicht?
Hoher Einspeisungsanteil von überschüssigem Solarstrom
Kaum lohnt sich die Errichtung einer PV-Anlage, wenn ein hoher Anteil des erzeugten Solarstroms in das Stromnetz eingespeist wird. Grund dafür ist die niedrigere Einspeisevergütung im Rahmen der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gesunken ist. Während Photovoltaikanlagen bis 10 kWp früher für den Verkauf von Strom bis zu 12,70 Cent € pro Kilowattstunde (kWh) erhielten, liegt die Einspeisevergütung ab 1. April 2022 nur noch bei 6,93 Cent.
Wenn Sie einen hohen Überschuss von Solarstrom am Tag einspeisen, aber am Abend den Strom wesentlich teurer einkaufen müssen, gehen jegliche Einsparungen verloren.
Niedriger Stromverbrauch im Haushalt
Durch die gesunkene Vergütung für die Einspeisung von überschüssigem Solarstrom lohnt sich eine PV-Anlage bei niedrigem eigenem Stromverbrauch kaum noch. Wenn die Solaranlage täglich deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht wird, erhöht auch ein Solarstromspeicher die Rentabilität kaum.
Geht es bei der Planung um einen Single-Haushalt, bei dem der/die Bewohner/-in unter der Woche tagsüber selten zu Hause ist und am Abend ebenfalls wenig Strom benötigt wird, liegt der Strombedarf wohl nur bei knapp 1.500 Kilowattstunden jährlich. Dadurch rentieren sich die Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage bei einer niedrigen Einspeisevergütung erst nach vielen Jahren.
Welche Möglichkeiten gibt es für die Finanzierung einer Solaranlage?
Ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt, hängt auch davon ab, welche Förderprogramme Sie in Anspruch nehmen können. So profitieren Hausbesitzer bei einer Modernisierung Ihrer Immobilie mit einem Fokus auf Energieeffizienz nicht nur von günstigen Förderkrediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), sondern können zudem weitere Zuschüsse beantragen.
Mit den Förderprogrammen lassen sich die Anschaffungskosten reduzieren und eine Solaranlage einfacher finanzieren. Bedenken Sie ebenfalls die Möglichkeiten zum Abzug der Vorsteuer, wenn Sie sich als Betreiber einer PV-Anlage für die Regelbesteuerung entscheiden. Dadurch können Sie die Mehrwertsteuer für den Kauf der Photovoltaikanlage zurückerhalten. Auch Wartungen oder Reparaturen durch einen Fachbetrieb lassen sich später absetzen.
Wie lange ist die Lebensdauer einer PV-Anlage?
Die Lebensdauer der Solarmodule spielt eine wichtige Rolle bei der Rentabilität einer Photovoltaikanlage. Hierbei gab es in den letzten Jahren große Fortschritte, sodass ein schneller Austausch der gängigen Dachmodule nicht mehr nötig ist. Laut dem Fraunhofer-Institut degradieren aktuelle PV-Module nur sehr langsam und ein Leistungsverlust ist kaum spürbar.
Gemessen wurde in der Studie eine jährliche Degradation von 0,15 %, die deutlich unter den Angaben vieler Hersteller liegt. Dadurch spricht nichts gegen eine Lebensdauer von mehr als 30 Jahren, bis es zu einem klaren Leistungsabfall kommt. Die genaue Lebensdauer hängt jedoch von der individuellen Solaranlage ab.
Wie lässt sich herausfinden, ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt?
Um herauszufinden, ob sich eine Photovoltaikanlage in Ihrem Fall lohnt, sollten Sie vor der Entscheidung eine eigene Rechnung aufstellen. Zunächst sollten Sie sich überlegen, welche Anschaffungskosten für die Solaranlage anfallen. Dazu müssen Sie neben den gewählten Solarmodulen mit der passenden Leistung in kWp auch die Kosten für die Installation durch einen Fachbetrieb beachten.
Überlegen Sie sich, welche Anlagengröße infrage kommt zu Ihrem Haushalt passt. Ebenfalls gibt es deutliche Unterschiede, ob Hauseigentümer die Solaranlage auf dem Dach des Einfamilienhauses oder auf Freiflächen betreiben möchten.
Eine große Rolle spielt darüber hinaus die Einspeisevergütung, die darüber entscheidet, wie lukrativ die Einspeisung von erzeugtem Solarstrom in das Netz ist. Dazu müssen Sie sich überlegen, welche Strommengen im Haushalt als Eigenbedarf verbraucht und wie viele Kilowattstunden (kWh) gegen Vergütung als Überschuss an die Netzbetreiber eingespeist werden. Hinzu kommt die Frage, ob sich ein Stromspeicher lohnt.
In diesem Fall sollten Sie den Batteriespeicher gleich zusammen mit den Solarmodulen einbauen, um von besseren Förderprogrammen zu profitieren. Setzen Sie die Anschaffungskosten und potenziellen Einnahmen für die Photovoltaikanlage danach in Relation zu Ihrem Verbrauch und den aktuellen Strompreisen, um die Rentabilität zu ermitteln.
Zusammenfassung
Möchte man ein Fazit ziehen, haben sich die Bedingungen für Betreiber einer PV-Anlage mit niedrigem Eigenverbrauch durch die gesunkene Einspeisevergütung deutlich verschlechtert. Dennoch kann eine Photovoltaikanlage für viele Hausbesitzer rentabel sein, wenn Sie einen hohen Eigenverbrauch haben, sich unabhängiger vom Stromnetz aufstellen möchten oder optimale Standortbedingungen vorliegen. Mit einer ausführlichen Kalkulation von Anschaffungskosten und späteren Einsparungen durch selbst erzeugten Solarstrom können Sie zuverlässig herausfinden, ob sich eine neue Solaranlage für Sie lohnt.