Bodenfliesen: Informationen zum beliebten Bodenbelag

Bodenfliesen: Informationen zum beliebten Bodenbelag

Bodenfliesen bestehen in der Regel aus Keramik und werden umgangssprachlich Kacheln genannt. Die Fliesen werden sowohl im Innen- als auch Außenbereich als Wandverkleidung und Bodenbelag verwendet. Der Begriff „Fliese“ ist dabei ein Oberbegriff, der auch für Glas, Teppich, Naturstein und vieles mehr gültig ist und Bauteile ähnlicher Form klassifiziert.

Das Wort Keramik stammt von dem griechischen Wort „Keramos“. Obwohl sich Ton vor rund einer Million Jahren bildete, verging viel Zeit, bis der Werkstoff von den Menschen entdeckt wurde. Erste Gegenstände aus Ton entstanden erst vor etwa 30.000 Jahren, obwohl die Geschichte der Menschen vor 600.000 Jahren begann. Dennoch ist die Keramik eines der ältesten von Menschen erzeugten Schöpfungen.

Im Laufe der Zeit fanden Gebrauchs- und Kulturgegenstände aller Art einen Platz im täglichen Leben des Menschen. Glasuren wurden um 5.000 v. Chr. benutzt. 2.400 Jahre später nutzen die Ägypter glasierte keramische Plättchen als Wandschmuck in ihren Pyramiden. Perser, Babyloner und Assyrer stellen seit Mitte des zweiten Jahrtausends farbige Halbfayencen und Reliefziegel her. Die Fliesenkeramik gelangte von Persien über Arabien nach Europa und verbreitete sich dort beginnend mit dem 14. Jahrhundert. Die Kacheln erlebten im Mittelalter in den Niederlanden, Italien und Spanien ihre Blütezeit. Besonders berühmt sind die Kacheln der Delfter Fayencemanufakturen, die im 17. und 18. Jahrhundert angefertigt wurden.

In Deutschland tauchten die ersten keramischen Bodenfliesen als Fußboden um das Jahr 1.000 auf. Über Jahrtausende zierten sie allerdings nur Schlösser, Kirchen, Paläste und die Villen von Fürsten, Königen und anderen reichen Persönlichkeiten. Vor dem industriellen Zeitalter war die Herstellung ein aufwendiges Handwerk, welches wertvoll und somit sehr teuer war.

Material

Fliesen sind täglich mehr oder weniger starken Belastungen wie etwa Begehung oder reibender Schmutz ausgesetzt. Anhand von Abriebgruppen wird Verbrauchern angekündigt, wo widerstandsfähigere Bodenfliesen verlegt werden sollten. In Feuchteräume wie Bad und Waschküche gehören rutschhemmende Modelle. Unter Rutschhemmung ist die Trittsicherheit einer Fliese zu verstehen. Hier gibt es mehrere Klassifizierungen:

  • R9 für den privaten Innenraum
  • R10-R12 für Außenbereiche, Terrasse, Swimmingpool
  • R11-R13 für Großküchen und gewerbliche Zwecke

Neben der Trittsicherheit beziehungsweise Rutschhemmung gibt es Bodenfliesen, die als „frostsicher“ genormt sind. Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn sich auch fachgerecht mit Flexkleber verlegt wurden. Dann halten die Bodenfliesen selbst Temperaturen bis -30 °C stand. Probleme treten durch eine falsche Verlegung auf, Hohlräume im Fliesenkleber, fehlender Abdichtung oder Dehnungsfugen.

Eine weitere Klassifizierung ist die Abriebgruppe:

  1. Geeignet für leichte Beanspruchung im Bad und Schlafzimmer beziehungsweise Barfuß- und Hausschuhbereich.
  2. Leichte bis mittlere Beanspruchung im privaten Wohnbereich (Wohnzimmer) mit wenig Schmutz und Begehungsfrequenz.
  3. Für eine mittlere Beanspruchung im gesamten Wohnbereich sowie Küchen, Flure und Treppen sind alle Fliesen der Abriebgruppe 3 geeignet.
  4. Die vierte Abriebgruppe ist für starke Beanspruchungen ausgelegt, etwa auf Terrassen oder in der Garage sowie in öffentlichen Institutionen und Geschäften.
  5. Die Gruppe 5 ist nicht für den privaten Bereich, sondern sehr starke Beanspruchungen gedacht, wie sie in Einkaufszentren und Restaurants vorkommen.

Ebenfalls wichtig ist die Brandfarbe. Bodenfliesen, die dieselbe Brandfarbe besitzen, stammen aus demselben Brennvorgang ab und besitzen somit einen zueinanderpassenden Farbton. Verbraucher sollten für jeden Raum dieselbe Brandfarbe wählen. Diese Kennzeichnung steht auf jedem Karton.

Wichtig: Die Brandfarbe ist kein Qualitätszeichen!

Herstellung

Der Grundwerkstoff von Fliesen ist Ton, dessen Aufbereitung aufwendig und kompliziert ist. Welche Farbe der Ton erhält, hängt von seiner Zusammensetzung und dem Abbaugebiet sowie der Aufbereitung und Brandverfahren ab. Zur Herstellung von Fliesen aus Keramik werden neben Ton auch Sand und Feldspate genutzt. Nach entsprechender Vorbehandlung werden die Gemische in die gewünschte Form gebracht und bei Temperaturen zwischen 1.000 und 1.250 °C gebrannt.

In der modernen Keramikherstellung kommen die Pulverpressung und das Strangpressverfahren zum Einsatz. Die meisten keramischen Fliesen werden heute im Einbrandverfahren hergestellt. Aufgrund der hohen Brenntemperatur ist das Verfahren nicht für alle glasierten Bodenfliesen geeignet. In diesem Fall erfolgt eine zweite Brennung, Doppelbrand genannt.

Der gebrannte Tonkörper einer Fliese wird als „Scherben“ bezeichnet. Je nach Struktur des Scherbens gibt es drei Keramikarten:

  1. Steingut: Als Steingut wird Keramik bezeichnet, deren Scherben bei 1.000 bis 1.100 °C gebrannt werden und die nach dem Prozess eine Wasseraufnahme von mehr als zehn Prozent besitzen. Diese Scherben besitzen eine gute Dekorationsfähigkeit und Bearbeitbarkeit. Aufgrund seiner fehlenden Frostbeständigkeit kommt Steingut ausschließlich um Innenbereich zum Einsatz.
  2. Steinzeug: Scherben werden bei höheren Temperaturen von 1.150 bis 1.250 °C gebrannt. Feldspaten und andere Flussmittel werden zugegeben, um große Zwischenräume mit geschmolzenen Glastropfen aufzufüllen. Das Ergebnis ist eine geringere Wasseraufnahme, höhere Dichte und bessere mechanische Festigkeit. Dadurch ist Steinzeug auch frostbeständig und für den Außeneinsatz geeignet.
  3. Feinsteinzeug: Sehr feines Mineralpulver mit hohen Quarzanteilen wird zusammen mit Feldspaten und anderen Flussmitteln unter viel Druck trocken gepresst. Dank der hohen Brenntemperatur von etwa 1.200 °C erfolgt eine dichte Verbindung, die zu einer hohen chemischen Beständigkeit und Verschleißfestigkeit führt. Die Wasseraufnahme liegt bei weniger als 0,5 Prozent.

Artikelbild: © Natali Glado / Shutterstock


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