Die eigene Wohnung als Filmlocation
Wer wollte nicht schon immer mal ein Filmstar sein? Leider besitzt nicht jeder das nötige Talent. Damit ist der Traum allerdings noch nicht geplatzt. Man kann nämlich sein eigenes Zuhause in eine Filmlocation für einen Blockbuster verwandeln.
Hollywood im eigenen Wohnzimmer – spannender können Filme nicht sein. In Deutschland werden seit vielen Jahren Filme bundesweit gedreht. Gerade Berlin hat sich nach 1990 aufgrund seiner architektonischen Vielseitigkeit zu einem attraktiven Drehort entwickelt. Ob für das Fernsehen, Kino oder Werbungen – täglich sind in der Hauptstadt bis zu 40 Filmteams am Werk. Jedes Jahr werden über 300 Filme in der Region produziert – angemietete Privatwohnungen sind dabei die beliebtesten Drehorte.
Wenn die eigene Wohnung im nächsten Werbespot zu sehen sein wird, dann schlagen die Herzen vieler Filmfans höher. Häufig klingeln Locationscouts von Locationagenturen an den Haustüren wildfremder Menschen und fragen sie aus heiterem Himmel, ob sie ihre Wohnung für einen Film zur Verfügung stellen möchten. Die Filmproduktionsfirmen bringen ihre eigene Ausstattung mit und nutzen gelegentlich das Mobiliar vor Ort – letztendlich kommt es auf das Budget an.
Monatsmiete & Motivmiete als Honorar
Der Motivgeber erhält je nach Unternehmen und den spezifischen Anforderungen der Produktion eine variable Vergütung, die etwa 100 Euro pro Stunde betragen kann. Die genaue Bezahlung hängt jedoch stark von Faktoren wie der Lage, der Größe der Wohnung und dem Umfang der Nutzung ab. Für größere Wohnungen in begehrten Lagen oder für spezielle Anforderungen kann das Honorar deutlich höher ausfallen. Im Idealfall kann die gesamte Monatsmiete schnell durch nur wenige Drehtage zusammenkommen.
Wohnungen sind in jedem Film zentrale Motivgeber. Aus diesem Grund arbeiten viele Filmproduktionsfirmen mit Scouts zusammen, die riesige Datenbanken mit verfügbaren Wohnungen besitzen, die als Drehort infrage kommen.
Das Leben der Scouts ist nicht unbedingt einfach, denn sie benötigen viel Mut, um bei fremden Menschen an der Haustür zu klingeln. Etwa nur die Hälfte aller Menschen gewährt Einblicke in ihre privaten Räume. Obwohl die Filmaufnahmen gut bezahlt sind, ist vielen die Wahrung ihrer Privatsphäre wichtiger.
Um die Privatsphäre zu schützen, sollten klare Vereinbarungen getroffen werden. Eigentümer sollten darauf bestehen, dass spezifische Bereiche ihrer Wohnung nicht gefilmt oder dass bestimmte Gegenstände nicht verwendet werden.
Es kann auch hilfreich sein, Zeiten festzulegen, in denen das Filmteam vor Ort sein darf, um die Unannehmlichkeiten zu minimieren. Zudem sollten Wohnungseigentümer sicherstellen, dass alle Vereinbarungen schriftlich festgehalten werden, um Missverständnisse zu vermeiden und die eigene Privatsphäre effektiv zu schützen.
Die Rolle der Locationscouts im Filmgeschäft
Locationscouts spielen eine entscheidende Rolle in der Filmindustrie, indem sie die perfekten Drehorte für Film- und Fernsehproduktionen ausfindig machen. Ihr Prozess beginnt mit einer genauen Analyse der Anforderungen der Produktion. Basierend darauf recherchieren die Scouts nach potenziellen Orten, die die künstlerische Vision des Films unterstützen können.
Der nächste Schritt umfasst die Sichtung und Bewertung der infrage kommenden Locations. Scouts besuchen zahlreiche Orte, machen Fotoshootings und bewerten sie hinsichtlich ihrer Eignung, einschließlich logistischer Aspekte wie Zugang, Lärmbelästigung und Lichtverhältnisse. Sie führen oft vorläufige Gespräche mit Eigentümern oder Verwaltern, um die Verfügbarkeit und mögliche Einschränkungen zu klären.
Sobald eine engere Auswahl getroffen wurde, präsentieren die Scouts ihre Empfehlungen dem Regisseur und Produktionsteam. Diese Auswahlphase beinhaltet oft Rückkehrbesuche mit weiteren Teammitgliedern, um sicherzustellen, dass die Location in das kreative und technische Konzept des Projekts passt.
Schließlich, nach der Zustimmung durch das Produktionsteam, unterstützen die Scouts die Vertragsverhandlungen. Sie bleiben häufig bis zum Beginn der Dreharbeiten in Kontakt mit den Location-Anbietern, um sicherzustellen, dass alle vereinbarten Bedingungen erfüllt werden und um letzte Anpassungen vorzunehmen.
Vertraglich alles unter einem Hut
Für die Filmaufnahmen oder Fotoproduktionen unterschreiben Produktionsfirma und Mieter einen Motivnutzungsvertrag. Darin wird die Höhe der Entschädigung festgehalten. Für eine Drehzeit von ein bis zwei Tagen beträgt der Richtwert eine Nettomiete je Drehtag.
Noch mal die Hälfte fällt für die Einrichtung des gesamten Sets sowie den Rückbau an. Bei Drehaufnahmen, die nur wenige Stunden oder gar mehrere Wochen dauern, wird typischerweise eine Pauschale ausgehandelt, deren Höhe sich nach der Länge der Nutzung und den spezifischen Anforderungen der Produktion richtet.
Die Haftpflichtversicherung der Produktionsfirma spielt eine wesentliche Rolle, da sie für eventuelle Schäden aufkommt. Diese Versicherung sollte Schäden am Eigentum, eventuelle Verletzungen von Personen und daraus resultierende rechtliche Forderungen abdecken. Vermieter sollten sich die Versicherungsdetails genau erklären lassen und bestätigen, dass alle potenziellen Risiken abgesichert sind.
Vermieter müssen bedenken, dass Dreharbeiten im Treppenhaus verboten sind bzw. das Grundstück nicht als Abstellplatz genutzt werden kann. Um solche Aktivitäten dennoch zu ermöglichen, benötigt das Filmunternehmen spezielle Nutzungsverträge mit dem Eigentümer der Immobilie. Diese sollten alle notwendigen Genehmigungen und die Zustimmung der anderen Miteigentümer beinhalten.
Auch für den Mieter gilt: Die gewerbliche Nutzung der gemieteten Räumlichkeiten ist nur mit dem Einverständnis des Eigentümers zulässig. Ohne eine solche Vereinbarung riskiert der Mieter mietrechtliche Konsequenzen, die im schlimmsten Fall zu einer fristlosen Kündigung führen können. Mieter sollten daher eine schriftliche Zustimmung des Vermieters einholen und sicherstellen, dass alle Bedingungen klar und eindeutig im Mietvertrag festgehalten sind.
Soziale und emotionale Auswirkungen von Filmdrehs in Privatwohnungen
Das Drehen von Filmen in Privatwohnungen kann nicht nur spannend, sondern auch herausfordernd sein, sowohl für die Bewohner als auch für die Nachbarschaft. Die Anwesenheit eines Filmteams kann den Alltagsrhythmus erheblich stören, insbesondere wenn der Dreh lange Stunden umfasst oder über mehrere Tage geht.
Die ständige Präsenz von Crewmitgliedern, das Aufstellen von Ausrüstung und die mögliche Einschränkung von Privatbereichen können stressig sein. Zudem können die Beziehungen zu den Nachbarn durch Lärm, erhöhten Verkehr und die Nutzung gemeinschaftlicher Räume unter Druck geraten.
Daher sollten alle Beteiligten, einschließlich der Filmcrew, klare Kommunikationslinien pflegen und Respekt für die Privatsphäre und den Alltag der Anwohner zeigen, um Konflikte zu minimieren und eine positive Erfahrung für alle zu fördern.
Zusammenfassung
Das Drehen von Filmen oder Fotoshootings in der eigenen Wohnung kann diese in eine begehrte Filmlocation verwandeln. Als Motivgeber können Sie dabei je nach Bedarf der Filmproduktionen eine beträchtliche Vergütung erhalten, die von der Lage und Größe Ihrer Wohnung abhängt. Locationscouts spielen dabei eine große Rolle, indem sie durch Fotoproduktionen geeignete Drehorte in einer Datenbank sammeln und bei Bedarf an Filmproduktionsteams vermitteln. Dabei müssen sie oft Überzeugungsarbeit leisten, da viele Wohnungseigentümer ihre Privatsphäre schützen möchten. Verträge regeln dabei die Höhe der Entschädigung und den Umgang mit dem Eigentum während der Drehtage, um die Rechte beider Parteien zu schützen.
FAQ – Die häufigsten Fragen
Wie kann ich meine Wohnung als Filmlocation anbieten?
Um Ihre Wohnung als Filmlocation anzubieten, sollten Sie sich bei einer Location-Agentur registrieren oder Ihre Immobilie direkt an Filmproduktionsfirmen über deren Websites oder durch Kontaktaufnahme mit Locationscouts anbieten. Stellen Sie sicher, dass Sie aussagekräftige Fotos Ihrer Wohnung bereitstellen und relevante Informationen wie Größe, Lage und besondere Merkmale angeben.
Welche Art von Vertrag wird benötigt, wenn meine Wohnung als Filmlocation genutzt wird?
Für die Nutzung Ihrer Wohnung als Filmlocation ist ein Motivnutzungsvertrag notwendig. Dieser Vertrag regelt die Höhe der Entschädigung, die Nutzungsdauer, und welche Bereiche gefilmt werden dürfen. Es ist wichtig, dass alle Bedingungen klar definiert und schriftlich festgehalten werden.
Was passiert, wenn während der Filmaufnahmen Schäden entstehen?
Sollten während der Filmaufnahmen Schäden an Ihrer Wohnung entstehen, kommt in der Regel die Haftpflichtversicherung der Filmproduktionsfirma für diese auf. Es ist wichtig, dass Sie vor Drehbeginn die Versicherungsdetails prüfen und bestätigen, dass alle potenziellen Risiken abgedeckt sind.
Wie viel kann ich als Motivgeber verdienen?
Die Vergütung als Motivgeber kann stark variieren und hängt von der Größe, Lage Ihrer Wohnung und den spezifischen Anforderungen der Produktion ab. Manchmal kann das Honorar sogar einer ganzen Monatsmiete entsprechen, wenn die Dreharbeiten mehrere Tage andauern.
Darf das Filmteam Änderungen an meiner Einrichtung vornehmen?
Änderungen an Ihrer Einrichtung durch das Filmteam sind nur mit Ihrer ausdrücklichen Zustimmung zulässig. Es ist ratsam, genaue Vereinbarungen zu treffen, welche Möbel oder Dekorationen verwendet oder umgestellt werden dürfen und diese schriftlich im Vertrag festzuhalten.
Kann ich meine Wohnung für eine Filmaufnahme nutzen, ohne den Vermieter zu informieren?
Die Nutzung Ihrer Wohnung für Filmaufnahmen ohne die Zustimmung des Vermieters kann mietrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, einschließlich einer möglichen fristlosen Kündigung. Es ist unbedingt erforderlich, eine schriftliche Genehmigung des Vermieters einzuholen.
Was sollte ich tun, um meine Privatsphäre während der Dreharbeiten zu schützen?
Um Ihre Privatsphäre zu schützen, sollten Sie klare Vereinbarungen über die Drehzeiten und die zu filmenden Bereiche treffen. Stellen Sie sicher, dass diese Einschränkungen im Vertrag verankert sind und kommunizieren Sie offen Ihre Bedenken bezüglich der Privatsphäre mit dem Filmteam.
Wie wirkt sich das Filmen auf meine Nachbarschaft aus?
Das Filmen kann zu erhöhtem Verkehr, Lärm und der Nutzung gemeinschaftlicher Flächen führen, was bei Nachbarn Unannehmlichkeiten verursachen kann. Es ist ratsam, Ihre Nachbarn im Voraus zu informieren und das Filmteam anzuweisen, Rücksicht auf die Gemeinschaft zu nehmen.
Wie lange dauern die Dreharbeiten in der Regel?
Die Dauer der Dreharbeiten kann variieren, von einigen Stunden bis zu mehreren Wochen, abhängig vom Umfang des Projekts. Sie sollten die genauen Zeiten im Vertrag festlegen, um sicherzustellen, dass Ihre Routine so wenig wie möglich gestört wird.
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