Weihnachten in Europa – so feiern die Nachbarn
Weihnachtszeit bedeutet nicht nur in Deutschland eine Zeit der Besinnung, der Freude, Liebe und Zusammensein. Auch die Nachbarländer pflegen seit Jahrhunderten ihre schönen und festlichen Weihnachtsbräuche. Wie die Menschen in anderen Ländern Advent und Weihnachten verbringen, möchten wir euch hier näher bringen.
Weihnachten in Belgien
Der Höhepunkt der Weihnachtszeit in Belgien ist Sint Niklaas (Santa Klaus), nicht zu verwechseln mit der belgischen Stadt desselben Namens. In diesem Punkt sind die belgischen Bräuche den holländischen sehr ähnlich. Sint Niklaas besucht mit einem Pferd alle Häuser, um Glück und Freude zu verschenken. Bei verschiedenen Festen und Weihnachtsumzügen wird er festlich geehrt. Wie in Deutschland besuchen die Leute in Belgien gerne Weihnachtsmärkte. Die schönsten und bekanntesten befinden sich in Brüssel und Lüttich. Zu den berühmten lebenden Weihnachtskrippen reisen jährlich Touristen aus aller Welt ein. Die weltbekannten belgischen Pralinen sind hier auch zu Weihnachtszeit in allen möglichen Geschmacksrichtungen erhältlich.
Von den Kirchen werden weihnachtliche Prozessionen organisiert, die Gläubigen führen danach Weihnachts- und Krippenspiele vor, die oft nach der Vorlage von alten Gemälden der Geburt Christi nachgestellt werden. Am zweiten Weihnachtstag werden von kirchlichen und städtischen Chören die weihnachtlichen Klänge verkündet. Zu den Besonderheiten gehört das Spiel Trairies. Es wird mit bis zu zehn Personen gespielt. Jede der Teilnehmer bekommt gegen einen finanziellen Spieleinsatz eine Spielkarte. Die letzte Karte legt man offen auf dem Tisch. Diejenige Person, die die höchste Karte der aufgedeckten Spielfarbe besitzt, bekommt dann einen Christstollen als Gewinn.
Weihnachten an der Seine
Für die Franzosen steht eins klar – gutes Essen darf auf dem Weihnachtstisch nicht fehlen. Trotz des Lichtermeeres auf den Straßen und der weihnachtlichen Hausbeleuchtung, Krippenumzüge und der größten Krippe der Welt – an erster Stelle steht das gute Essen. Zu den traditionellsten Festspeisen gehört an Weihnachten die „Dinde aux marrons“, ein mit Maronen garnierter Truthahn. Ein anderer Festschmaus ist die „Reveillon“ – eine besondere Delikatesse, die aus Austern, Pasteten, Truthahn und Champagner besteht, dazu werden gezuckerte Maronen serviert. Diese und andere Köstlichkeiten serviert man am 24. Dezember, geschlemmt wird jedoch die ganze Nacht.
Traditionell gehen die Leute nach dem Festessen zu nächtlicher Weihnachtsmesse – „Messe de Minuit“ – ähnlich der Christmette in Deutschland, die im Frankreich um Mitternacht stattfindet. Je nachdem findet dann die Weihnachtsbescherung vor oder nach dem nächtlichen Kirchgang statt. Im Frankreich werden die Geschenke vom Pere Noel, dem französischen Weihnachtsmann, geliefert. Der kommt obligatorisch durch den Schornstein und legt seine mitgebrachten Geschenke in die von den Bewohnern bereitgestellten Schuhe.
Polnische Weihnachten
Im streng katholischen Polen ist der Heilige Abend („Wigilia“) das wichtigste Familienfest überhaupt. In Polen existiert ein Aberglaube, dass der Tagesablauf am Heiligen Abend den Einfluss für das ganze folgende Jahr nimmt. Von daher versucht man den Tag ruhig, besinnlich und im Kreis der Familie zu verbringen. Die festliche Mahlzeit wird erst dann angefangen, wenn der erste Stern am Himmel steht, danach wird festlich das Weihnachtsevangelium verlesen. Unter den Tellern auf weihnachtlich gedecktem Tisch legt man ein Geldstück in der Hoffnung, dass die Armut im kommenden Jahr fernab der Familie bleibt. Nach einer alten Tradition wird bei den Vorbereitungen zu dem polnischen Weihnachtsessen ein zusätzliches Gedeck vorbereitet. Es ist den verstorbenen Verwandten gewidmet, die an dem Tag nicht mehr anwesend sind oder falls ein Gast oder Bedürftiger vorbeikommt und an die Tür klopft.
Am Tisch versammelt teilen sich die Menschen eine geweihte Oblate, die als Zeichen der Versöhnung, Freundschaft und Liebe gesehen wird. Jeder Anwesende bricht ein kleines Stück der Oblate ab und teilt es mit anderen, dabei verspricht man sich gegenseitig die Erfüllung aller Wünsche. Nach der katholischen Tradition wird am Heiligen Abend den ganzen Tag über bis zum Abendmahl gefastet. Das abendliche Festmahl enthält auch keine Fleischgerichte, traditionell wird an dem Abend lediglich Fisch, meistens Karpfen und Heringe, gegessen. Dazu kommen Piroggen (Teigtaschen mit Krautfüllung) und andere Krautgerichte, wie beispielsweise der Bigos. Symbolisch für die Monate des Jahres und die Zahl Apostel werden meistens genau zwölf Gerichte serviert. Die Vielzahl der Gerichte soll im kommenden Jahr für mehr Wohlstand für die ganze Familie sorgen. Danach bekommen die Kinder die langersehnte Bescherung und man singt gemeinsam im Familienkreis die allgemein bekannten Weihnachtslieder. Genau um Mitternacht findet die Mitternachtsmesse statt – die „Pasterka“ – zu der die ganze Familie geht, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen und zu beten.
Weihnachten in Spanien
Andersrum wie in Deutschland kennt man in Spanien keine traditionelle Adventszeit. Die Vorweihnachtszeit beginnt dort ohne ein konkretes Datum. Die Weihnachtszeit dauert in Spanien jedoch bis zu den Drei Königen – sechste Januar – erst an diesem Tag bekommen die Kinder dann ihre Geschenke, die von den Königen mitgebracht wurden. In der Weihnachtszeit werden in allen Häusern Krippen ausgestellt, die die Geburt Jesus nachstellen sollen. Am Heiligen Abend versammelt man sich gemeinsam, um ein Festmahl zu sich zu nehmen. Um Mitternacht geht man dann gemeinsam in die Kirche zu der „Misa del Gallo“ – der spanischen Christmette. Am ersten Weihnachtstag isst die ganze Familie zu Mittag zusammen. Besonders bekannt und köstlich sind die zahlreichen Nachtische wie Turrón, Marzipan oder Polvorones. Die ganze Weihnachtszeit über singt man Villancios, also die traditionellen spanischen Weihnachtslieder.
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