Bonsai – ein Baum für die Wohnung
Frei übersetzt bedeutet das Wort „Bonsai“ einen „Baum im Topf“: „Bon“ heißt Topf, „sai“ heißt Baum. Die Anfänge der Bonsai-Züchtung sind auf das vierte Jahrhundert nach Christus datiert. Der Legende nach zog sich damals der chinesischer Dichter und Hofbeamte Guen-ming von den Staatsgeschäften zurück und begann seine beliebte Pflanzen – die Chrysanthemen – in die Töpfe zu pflanzen. Das müsste der Anfang der Topfpflanzenkultur sein. Etwa 200 Jahre später wurde die eigentliche Bonsai-Kunst ins Leben gerufen. Die ersten Bonsai kann man auf den Gemälden der Tang-Dynastie (618-906) bewundern. Sie stellen Kiefern, Zypressen, Pflaumen, Bambus und Sageretien in speziellen Schalen gepflanzt. Die Bonsaiart ist aus der chinesischen und japanischen Kultur nicht mehr wegzudenken. Kleine Bonsaibäumchen kommen in Asien in fast jeder Wohnung vor.
In den tropischen Klimazonen wie Südchina, Taiwan oder Singapur werden Bonsai aus Pflanzen gerichtet, die als Zimmerpflanzen schon längst die europäischen Wohnungen schmücken. Es sind vor allem die Gummibäume (Ficus retusa), Carmonien (Carmona microphylla) oder Bougainvillen. Bei der Bonsaigestaltung werden die Grundprinzipien des Zen befolgt: Natürlichkeit, Einfachheit, Asymmetrie und die Kunst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Buddhisten sind in ihrer Religion ständig auf der Suche nach Harmonie zwischen den Menschen und Natur. Die kleinen Bäume in Töpfen werden von ihnen als religiöse Objekte verstanden und die Betrachtung dient als Meditationsübung. In Europa oder Amerika gehörten in erster Linie die Menschen in den Großstädten zu denen, die als Ersten die Bonsaikunst für sich entdeckten. Für die Menschen hier waren Bonsaibäume nicht nur der Mittel, um die Wohnung auszuschmücken oder zu „begrünen“. Bonsai bedeutet vielmehr einen neuen Weg zu Natur zu wählen.
Indoors – Bonsai für das Wohnzimmer
Bei den Bonsai kann man grundsätzlich von zwei Arten unterscheiden: Bonsai, die in der Wohnung aus den subtropischen und tropischen Bäumen aufgezüchtet werden – sogenannte Indoors -, und Bonsaibäume, die man aus den in Europa oder Amerika vorkommenden Bäumen draußen züchten kann – Outdoors. Die Outdoor-Bonsai sind wegen der Herkunft nicht dafür geeignet, um auf Dauer in der Wohnung aufgestellt zu werden. Die zu warme und trockene Luft würde die Pflanzen mit der Zeit verkrümmen lassen. Die Indoors jedoch kommen mit dem europäischen Klima sehr gut zurecht. Für die Wohnungs-Bonsai sind Pflanzen mit kleinen Blättern und leicht verholzenden Ästen am besten geeignet. Um die Harmonie zwischen den Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten zu erzielen, sollte man für die Bonsai-Zucht Arten mit zierlichen Blüten und kleinen Früchten auswählen.
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Die Pflegebedingungen für Indoor-Bonsai
Bei der Pflege und Aufzucht sollte man sich immer vor Augen halten, dass ein Haus nicht ganz der natürlichen Lebenswelt der Bonsai entspricht. Die Pflanzenarten, die aus verschiedenen Klimazonen kommen, werden von den Gärtnern nach ihrem Wärmebedarf unterscheidet. Die Pflanzen aus den tropischen Klimaregionen werden in „Warmhäusern“ aufgezüchtet. Sie brauchen eine konstante Temperatur zwischen 18 und 24 Grad Celsius, weil sie über das ganze Jahr an gleichbleibende Temperaturen gewöhnt sind. Man kann denen eine nächtliche Abkühlung gönnen, die Temperatur darf aber insgesamt nicht unter 16 Grad fallen. Somit dürfen Gummibäume oder Schefflera einen Platz am Fenster direkt über der Heizung haben. Bei den subtropischen Arten sieht es ganz anders aus. Sie brauchen sogenannte „Kalthäuser“ und werden im Winter kälteren Temperaturen von fünf bis zwölf Grad ausgesetzt. In freier Natur legen die Pflanzen in der kalten Jahreszeit eine Ruhepause an.
Man sollte sie in dieser Zeit in kalten aber hellen Räumen aufstellen, Schlafzimmer, Flur oder Wintergarten wären dafür optimal. Nachts sollte die Temperatur um einige Grade abgesenkt werden, um die natürlichen Verhältnisse in der Heimat zu simulieren. Die subtropischen Bonsai – auch Kalthaus-Bonsai genannt – stehen im Sommer gerne an einer windfreien Stelle. Bei der Aussetzung der Pflanzen im Spätfrühjahr ins Freie brauchen die etwa zwei Wochen, um sich an die Außenbedingungen wieder zu gewöhnen. Ein windgeschützter Platz im Schatten wäre dafür bestens geeignet. Den ganzen Sommer über dürfen die Bonsai-Pflanzen im Freien verbringen. Im Herbst sollten sie wieder ins Haus gebracht werden, spätestens dann, wenn die Nachttemperaturen auf unter zehn Grad sinken.
Für ausreichende Lichtverhältnisse sorgen
Keine Pflanzen, auch die Bonsai, können ohne genügend Licht nicht überleben. Die Bäumchen brauchen das Licht, um aus der Luft und Wasser pflanzliche Substanzen aufzubauen. Als Standort in der Wohnung eignet sich sehr gut ein Platz am Fenster. Von den Menschen kann es nicht wirklich wahrgenommen werden, aber schon in ein Meter Entfernung vom Fenster nimmt der Helligkeitswert erheblich ab. Für viele Licht liebende Pflanzen kann die Entfernung schon zu groß sein. Licht ist aber nicht gleich die heiße Sonne. Wärme im Übermaß kann für die empfindlichen Bonsai-Bäume lebensgefährlich sein. In heißen Sommermonaten sollte man die Pflanzen, die an einem Süd- oder Westfenster stehen, in den Mittagsstunden mit einer Jalousie oder Gardine von der Sonne zu schützen. Die Helligkeit kann man problemlos mit einem Lichtmesser – dem sogenannten Luxometer – ähnlich wie beim Fotografieren messen. Die Indoors brauchen dann als Tagesminimum zwischen 200 und 1000 Lux, einige Pflanzen sogar noch mehr (Dracena).
Wenn es unmöglich ist, für natürliches Licht in ausreichender Menge zu sorgen, kann man mit künstlichem Licht Abhilfe verschaffen. Die Zusatzbeleuchtung sollte tagsüber für sechs bis acht Stunden eingeschaltet bleiben. Werden die Zimmerbonsai ausschließlich mit Kunstlicht versorgt, sollte die Beleuchtungsdauer mindestens zehn bis 16 Stunden betragen. Ein Automatikschalter für die Beleuchtung, ähnlich wie bei einem Aquarium, würde sich hier gut empfehlen. Für die künstliche Beleuchtung sind die herkömmlichen Glühbirnen überhaupt nicht geeignet. Ihr Licht entspricht nicht dem Tageslicht und sie können aufgrund der Wärmeerzeugung die Pflanzen leicht verbrennen. Für den Bonsai-Einsatz eignen sich am besten die Lumilux-Röhren, Osram-L-Fluora oder Philips –E-86-Lampen. Die Leuchtstoffröhren können auch zu Erzeugung vom künstlichen Tageslicht benutzt werden. Die Lampen werden im Abstand von 25 bis 80 Zentimetern über die Bonsai angebracht.
FAQ – Die häufigsten Fragen
Was ist ein Bonsai?
Bonsai ist eine japanische Gartenkunst, bei der Bäume und Sträucher ästhetisch geformt werden. Hierzulande bezeichnet man aber die kleinen Bäume als Bonsai. Ursprünglich entstand Gartenkunst in China, wurde aber wie viele andere Traditionen von Mönchen und anderen reisenden Menschen nach Japan gebracht. Das japanische Wort bonsai ist eine Zusammensetzung von bon (盆) und sai (栽). Bon bedeutet in diesem Fall Schale, sai steht für Pflanze, anpflanzen oder eine Pflanze pflegen. Die Zusammensetzung bonsai bedeutet folglich die Anpflanzung in einer Schale oder eine Pflanze pflegen.
Welche Arten von Bonsai gibt es?
Viele Menschen kaufen die Pflanze und fragen sich, welche Art von Bonsai sie haben. Es gibt viele verschiedene Stilrichtungen, nach denen ein Bonsai gezüchtet wird. Chokkan-Bonsai verfolgen eine streng aufrechte Form, Shakan sind geneigt und Yose-Ue gleicht einem kleinen Wald.
Wie pflegt man ein Bonsai?
Entgegen der Vermutung, dass die Pflege der Pflanze aufwendig ist, ist das nicht unbedingt der Fall. Es gibt bestimmte Techniken, die zu erlernen sind. Befolgt man die Regeln, bleibt die Pflanze in Topform.
Wie oft sollte man das Bonsai gießen?
Es gibt keinen idealen Zeitpunkt, ein Bonsai zu gießen. Einige Gewächse müssen täglich, andere nur alle vier Tage gegossen werden. Der Wasserverbrauch hängt von dem Lichtverhältnis und der Umgebungstemperatur ab. Je mehr Licht das Bonsai abbekommt und je höher die Umgebung ist, desto größer der Wasserbedarf. Einen Hinweis liefert die Erde. Ist sie trocken, muss das Bonsai gegossen werden.
Wie schneidet man die japanische Pflanze?
Die Baumart entscheidet, wann, wie und wie häufig das Bonsai geschnitten werden sollte. Zu den weiteren Faktoren zählen die Ansprüche des Besitzers und das Alter des Baumes. Generell ist darauf zu achten, ausschließlich hochwertige, saubere und vor allem scharfe Schneidewerkzeuge zu verwenden. Ein Blattschnitt ist in der Regel nur alle zwei Jahre im Sommer notwendig. Der Erhaltungsschnitt wird jeden Sommer durchgeführt.
Wächst das Bonsai bei wenig Licht?
Jeder Baum besitzt das Grundbedürfnis, Licht abzubekommen. Das ist beim Bonsai nicht anders, denn nur mit Licht kann die Pflanze wachsen und leben. Wenn in einem Raum wenig Licht zur Verfügung steht, sollte das Bonsai möglichst nahe an einem Fenster platziert werden. Wichtig ist, dass er frei und nicht an einer Wand steht. Auf der Wandseite könnten Mangelerscheinungen auftreten.
Wann sollte man die Pflanze umtopfen?
Ein Bonsai wird im Regelfall möglichst frühzeitig im Frühjahr umgetopft, wenn sich der Baum noch mitten in seiner Winterruhe befindet. Ziel ist es, die Belastung durch das Umtopfen gering zu halten. Wie oft ein Bonsai umgetopft werden muss, hängt von der Schalengröße ab. Erhält der Baum viel Licht und wächst schnell, muss er etwa alle zwei Jahre umgetopft werden. Ältere Bäume kommen auch drei bis fünf Jahre in demselben Topf aus.
Welche Erde benötigt ein Bonsai?
Ein Bonsai benötigt eine geeignete Substratmischung, damit er alle wichtigen Nährstoffe erhält. In Onlinegeschäften sind fertige Mischungen erhältlich, jedoch ist es besser, das Substrat selbst zuzubereiten. Die Komponenten für die Substratmischung lauten Akadama (Lehmgranulat), Blumenerde sowie feiner Kies. Das Verhältnis der drei Komponenten hängt davon ab, welche Art von Bonsai man besitzt. Für einen Laubbaum beträgt der Anteil in Prozent 50/25/25, bei Kiefern 60/10/30.
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