Grauwasser noch einmal nutzen
Wasser ist das Elixier des Lebens, sagt der Volksmund. Doch auch diese Ressource wird auf unserer Erde knapp und ist nicht unendlich verfügbar. Schon länger warnen Organisationen vor der Verschwendung von Trinkwasser. „Der Planet war noch nie so durstig“, resümiert die UNO beispielsweise im „World Water Development Report 2015“. Wasser sparen oder sogar wieder verwerten ist daher mehr als aktuell. Das geht auch im Eigenheim. Mit der Zweitnutzung von Grauwasser kann hier bis zu 30 Prozent Trinkwasser eingespart werden.
Was ist Grauwasser?
Wasser in einem Haushalt kann in Schwarz und Weiß eingeteilt werden. Schwarz ist dabei das nicht wiederverwendbare Abwasser, Weiß das Trinkwasser, das aus dem Hahn kommt. Aber hier gibt es auch Graustufen. Das sogenannte Grauwasser sind Abwasserarten, die nur wenig verschmutzt sind. Dazu gehören unter anderem das:
- Wasser vom Duschen
- Wasser vom Baden
- Wasser vom Händewaschen
- bedingt Wasser von Spülund Waschmaschine
Diese Wassersorten sind meist nur gering verunreinigt und lassen sich mit einer kleinen Recyclinganlage sehr gut wieder aufbereiten. Nicht geeignet hingegen ist:
- Wasser aus der Toilette
- Wasser aus Küche mit Lebensmittelund Fettresten
Diese Wasserarten sind zu stark verschmutzt und teilweise mit Keimen belastet. Eine Aufbereitung ist zwar theoretisch möglich, lohnt sich jedoch nicht im Eigenheim. Das aufbereitete Grauwasser ist anschließend hygienisch unbedenklich, geruchsfrei und zum Aufbewahren geeignet. Das Wasser kann dann beispielsweise in der Toilette, beim Wässern im Garten, zum weiteren Händewaschen oder zum Reinigen wiederverwendet werden. Bis zu 30 Prozent des Trinkwassers kann so durch die Wiederverwertung gespart werden, sagen Experten.
Jeder Deutsche verbraucht laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rund 122 Liter Trinkwasser täglich. Allein 30 Liter seien davon für Baden und Duschen verwendet, 15 Liter für Händewaschen und Co.
Die Anlage: So kann Wasser gespart werden
Grauwasser kann einem kleinen Miniklärwerk wieder aufbereitet werden, das für Ein- und Mehrfamilienhäuser zur Verfügung steht. Diese Grauwasseranlagen können in verschiedenen Größen erstanden werden: von 500 bis 15.000 Liter. Eine Kleinstanlage reinigt 300 Liter Wasser am Tag. Die Systeme bestehen aus Sammelbehälter, Filter sowie Pumpe und passen meist in den Keller des Hauses. Aber auch im Garten kann soll eine Anlage vergraben werden. Wichtig ist, dass die Anlage an ein vom Trinkwasser getrenntes Wasserleitungssystem angeschlossen wird. Das schreibt die Trinkwasserverordnung vor. So muss im Haus das Abwasser über eine separate Leitung erfasst werden. Das Gleiche gilt für das aufbereitete Wasser.
Ein Haus, das nicht über diese Möglichkeiten verfügt, muss dementsprechend mit zusätzlichen Rohren versehen werden. Die Grauwasseranlage speichert das Wasser vom Duschen und Händewaschen. Sie recycelt das wertvolle Nass in drei Schritten: Einerseits werden Haare und Flusen herausgefiltert, Öle und Seifen ausgelöst und andererseits Keime, Bakterien und Co entfernt. Die Aufbereitung erfolgt mechanisch (durch rotierende Keramikscheiben) und biologisch (durch Mikroorganismen), jedoch ohne Chemie. Die herausgefilterten Stoffe leitet die Anlage in die Kanalisation. Das aufbereitete Wasser kann nach 14 Tagen Aufbereitung direkt in die Verwertungsbereiche geführt werden: in die WC-Spülung oder spezielle Wasseranschlüsse.
Auch Regenwasser kann gesammelt und aufbereitet werden. Dieses Nass kann für mehr als nur für das Blumengießen verwendet werden. Der Nachteil hier: Regenwasser ist nicht kontinuierlich verfügbar und vom Wetter abhängig.
Umweltschonend aber kostenintensiv
Die Anschaffung einer Grauwasseranlage ist umwelttechnisch wertvoll. Jedoch kommen auf den Besitzer auch einige Kosten zu. Die Anlage selbst kann ab 5000 Euro veranschlagt werden. Sind keine zusätzlichen Leitungen vorhanden, müssen noch mal 400 bis 600 Euro kalkuliert werden. Diese Kosten amortisieren sich jedoch nur schleppend. Eine Grauwasseranlage ist ökonomisch nicht immer sinnvoll. Wirtschaftlich wird sie meist erst, wenn mindestens 30 Bewohner davon Nutzen tragen. Daher eignen sie sich für Hotels, Fitnesscenter, Studentenwohnheimen und andere Mehrfamilienhäuser eher als für das Einfamilienhaus. Wer eine Grauwasseranlage in dem kleinen Eigenheim anschafft, handelt vorrangig für die Umwelt statt für den Geldbeutel. Bei einer Doppelhaushälfte mit gemeinsamer Nutzung fällt die Rechnung bereits positiver aus.
Die Anschaffung einer Grauwasseranlage kann jedoch auch gefördert werden. Je nach Bundesland sind verschiedene Fördersummen möglich. Hier sollte sich jeder bei den kommunalen Behörden nach den Möglichkeiten erkundigen. Ebenso vergibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für dieses Bauvorhaben ein zinsgünstiges Darlehen. Eine Grauwasseranlage ist am besten im Sanitärfachbetrieb erhältlich. Hier können Experten auch beraten, ob sich die Anlage lohnt und welche Vorrausetzungen das Eigenheim bereits erfüllt.
Der ökologische Nutzen von nicht wirtschaftlich arbeitenden Grauwasseranlagen ist umstritten. Der BDEW warnt, dass hierzulande Trinkwasserleitungen nur gering genutzt werden und daher mit eben diesem oft gespült werden müssen. Wer Wasser spart, ohne Kosten einzusparen – der verursacht möglicherweise weiteres Spülen der Leitungen.
Zusammenfassung
Der Mensch verbraucht zahlreiche Liter Wasser am Tag. Doch nicht jedes ist so verschmutzt, dass es nicht wieder verwendet werden kann. Eine Grauwasseranlage ermöglicht, leicht verschmutztes Wasser beispielsweise vom Duschen oder Händewaschen ein zweites Mal zu gebrauchen. Biologisch und mechanisch gereinigt kann es beim Pflanzen gießen, Reinigung oder in der Toilettenspülung gebraucht werden. Doch die Anlage kostet und rentiert sich nicht in jedem Fall.
Artikelbild: © Dasha Petrenko / Shutterstock
Die ganze Thematik interessiert mich seit langem, in der Schweiz stosse ich immer noch auf wenig positive Reaktionen.
Dabei wird immer noch stark die finanzielle Seite beleuchtet und dabei die Gletscherschmelze zu wenig beachtet.
Ich bin auf der Suche nach möglichen Investoren, welche ein solche Anlage in einem Mehrfamilienhaus realisieren könnte, damit die Kosten-Nutzenanalyse einmal konkret gemacht werden könnte.