Wie Licht unser Wohlbefinden beeinflusst
Mehr als 80 Prozent aller Informationen erfassen wir Menschen mit unseren Augen. Die richtige Beleuchtung in Innenräumen gehört somit zu einem Grundbedürfnis. Sie fördert Wohlbefinden, unterstützt die Gesundheit, Kommunikation sowie Leistungskraft und gibt uns ein Gefühl von Sicherheit.
Das natürliche Tageslicht ist das Vorbild der optimalen Lichtplanung. Sein Verlauf verleiht unserem Biorhythmus lebenswichtige Impulse. In der Praxis wird diese Vorgabe von modernen, nachhaltigen Beleuchtungskonzepten aufgenommen. Drei Faktoren führen zu einer optimalen Beleuchtung:
- optimale Lichtqualität für die jeweilige Sehaufgabe
- Einsatz energieeffizienter Leuchten
- intelligentes Lichtmanagement
Intelligente Nutzung leuchtet ein
Etwa drei Viertel der Kosten für eine Beleuchtungsanlage gehen heute vom Stromverbrauch aus. Mit effizienter Lichttechnik sind somit große Einsparungen möglich. Die moderne Lichtindustrie bietet mittlerweile optimierte Lösungen für praktisch jede Anwendung an. Verbraucher müssen aus diesem Grund bei der Raumplanung und Lichtgestaltung nicht nur die Regeln von Feng Shui beachten, sondern auch für die Zukunft planen. Das bedeutet: Wer seine Räume energieeffizient ausrüstet, spart langfristig Geld für Wartung und Energie. Energieeffiziente Leuchtmittel wie zum Beispiel LEDs aber auch innovative Steuerungssysteme sind notwendig, um dies zu erreichen.
Im Bereich der energieeffizienten Leuchtmittel wurden in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Neueste Lampen sind nicht nur äußerst stromsparend, sie besitzen zudem auch wunderschöne Designs. Der moderne Mensch muss bei der energieeffizienten Beleuchtung keine Abstriche im Bereich Design machen, so wie es früher der Fall war.
Licht, Gesundheit, Wohlbefinden
Wohlbefinden und Gesundheit spielen im modernen Design eine große Rolle. Menschen sollen in Gebäuden leben können, sich dort gerne aufhalten und wohlfühlen, ohne dass ihre Gesundheit in irgendeiner Weise beeinträchtigt wird. Aufgabe der Beleuchtung ist es, das Bedürfnis nach Sehkomfort sowie die emotionalen Reaktionen auf Licht zu berücksichtigen.
Dr. Catherine Sémidor der Schule für Architektur und Landschaftsgestaltung Bordeaux äußert sich zum Thema Sehkomfort folgendermaßen:
Sehkomfort resultiert unmittelbar aus der Helligkeitsverteilung, dem Kontrast der Leuchtdichten und der Blendung. Er hängt wesentlich davon ab, wie natürliches und künstliches Licht aufeinander abgestimmt werden.
Folglich darf man beim Design nicht ausschließlich die Aktivitäten innerhalb einer Immobilie berücksichtigen, sondern auch die Menschen, die sich darin aufhalten. Ein 20-Jähriger hat andere Bedürfnisse an seine Umgebung als die Generation 50+ zum Beispiel.
Licht für ältere Menschen
Das Älterwerden bringt nicht nur physikalische, sondern auch psychologische Veränderungen mit sich. Alte Menschen können sich häufig nur noch eingeschränkt bewegen und kommen aus diesem Grund nur selten mit natürlichem Licht in Kontakt. Hinzu kommt der Faktor, dass ihre Sehkraft immer mehr nachlässt. Das zirkadiane und visuelle System erhalten somit nur noch schwache Signale. Das Resultat sind Beschwerden wie Depressionen, Schlafstörungen und mangelnde kognitive Fähigkeiten.
Bei der Raumgestaltung für ältere Menschen muss man für zwei Lichtquellen sorgen:
- Zum Sehen: Mit zunehmendem Alter wirkt sich das visuelle System auf die Fähigkeit aus, diverse Aufgaben zu erfüllen. Die Generation 50+ hat Probleme beim Lesen, Sehen in schwachbeleuchteten Umgebungen, schnellen Bewegungen oder Wiedererkennen von Gesichtern und Objekten. Dieses Defizit lässt sich durch eine größere Lichtabstrahlung kompensieren.
- Für das Gedächtnis: Das geschwächte zirkadiane System verursacht Funktionsstörungen, die unter anderem zu sozialen Defekten und Depressionen führen können. Die korrekte Beleuchtung der wohnlichen Umgebung hilft, die biologische Uhr aufrecht zu erhalten.
Licht zum Lernen
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass ein hoher Blauanteil im Tageslichtspektrum das menschliche Wohlbefinden steigt. Um herauszufinden, wie Licht das Lernverhalten beeinflusst, hat der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort, eine entsprechende Studie durchgeführt.
Insgesamt 166 Schulkinder zwischen acht und 16 Jahren nahmen an der einjährigen Studie teil. Das vorhandene Lichtsystem wurde mit einem neuen, dynamischen Licht ersetzt, um die Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit und das Verhalten der Kinder zu beobachten. Das dynamische Lichtsystem ermöglicht dem Lehrer, das Licht auf die jeweilige Lernaufgabe oder Tageszeit abzustimmen. So gibt es ein Szenario zum Konzentrieren, Beruhigen und Aktivieren.
Die Studie hat gezeigt, dass die neuen Lichtbedingungen die Lesegeschwindigkeit um bis zu 35 Prozent verbesserte. Durch die gleichzeitig verbesserte Konzentrationsfähigkeit sank die Fehlerhäufigkeit um fast 45 Prozent. Des Weiteren zeigten Videoaufnahmen, dass die Hyperaktivität der Schüler um bis zu 76 Prozent abnahm.
Blau – die perfekte Lichtfarbe?
Forschungen über die Auswirkungen von Licht auf das menschliche Wohlbefinden gibt es seit 2002. Lichtforscher versuchen nun, das perfekte Licht zu finden, welches gesünder und glücklicher macht sowie die Konzentration steigert. Glaubt man Dieter Kunz, dem Leiter der Abteilung Schlafmedizin an der Berliner Charité, soll blaues Licht die Lösung sein. Er bestrahlte Probanden mit blaufarbenen Lichtduschen. Bereits nach zehn Minuten konnte er beobachten, wie der Melatonin-Gehalt im Körper sank. Melatonin ist für unsere innere Uhr verantwortlich.
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