Richtiges Verhalten bei Gewitter – wann droht Gefahr im Haus?

Richtiges Verhalten bei Gewitter – wann droht Gefahr im Haus?

Sobald draußen ein Gewitter tobt, rennen viele Menschen durch ihre Häuser und Wohnungen und ziehen die Stecker ihrer Elektrogeräte aus den Steckdosen. Schließlich möchte man ja nicht riskieren, dass man den Blitz noch regelrecht anzieht und vor allem, dass keines der teuren Geräte kaputt geht, wenn der Blitz tatsächlich im Haus einschlagen sollte. Doch was genau ist eigentlich dran an den Mythen, die man sich erzählt und wie sollte man sich wirklich verhalten, wenn ein Gewitter über unsere Köpfe hinweg fegt? Und vor allem: Wie soll man sich im Haus verhalten? Antworten auf diese Fragen gibt es im nachfolgenden Ratgeber.

Elektrogeräte bei Gewitter vom Stromnetz nehmen – was ist dran?

Nun, eigentlich ist das Stecker ziehen bei Gewitter ja schon lange überholt. In vielen Haushalten befinden sich inzwischen entsprechende Sicherungen, die bei einer solch massiven Überspannung reagieren und sofort die Stromzufuhr unterbrechen. Alternativ gibt es auch entsprechende Mehrfachsteckdosen mit Überspannungsschutz, sodass auch hier die Geräte, die daran angeschlossen sind, keinen Schaden nehmen werden. Es gibt aber auch einzelne Stecker-Steckdosen-Gehäuse mit eingebautem Blitzschutz, wie zum Beispiel für unter 10 Euro aus dem Hause Brennenstuhl, welches in der Lage ist, bis zu 13.500 Ampere abzuwehren. Je nach Produkt ist es sogar möglich, einen Schutz bis zu einer Spannung von 120.000 Ampere zu erhalten, wobei diese mitunter aber schnell rund 100 Euro kosten können.

Wer nun allerdings auf Nummer sicher gehen möchte und entsprechende Schutzvorrichtungen nicht im Haus hat, der sollte sich durchaus ein wenig vorbereiten, wenn sich ein Gewitter ankündigt. Sobald ein Gewitter im Anmarsch ist, sollten alle Geräte, wie zum Beispiel der TV, der PC oder das Notebook, vom Strom genommen werden. Denn leider sind ein Blitzeinschlag und die daraus resultierenden Schäden von den meisten Hausratsversicherungen nicht automatisch abgedeckt und nicht selten denkt man beim Abschluss der Versicherung nicht daran, sich auch hier abzusichern.

Indirekte Übertragung eines Blitzeinschlags niemals unterschätzen

Bei einem direkten Blitzeinschlag weiß jeder, was passiert: Es donnert, es blitzt, der Blitz schlägt direkt in ein Objekt ein und es knallt. Doch was kann man unter der indirekten Übertragung eines Blitzeinschlages verstehen?

Ein Blitz muss nicht zwangsläufig direkt in einen Menschen einschlagen, um ihm zu schaden. Denn eine große Gefahr kann auch von Telefonleitungen, Stromleitungen oder Metallrohren ausgehen, die ebenfalls sehr anziehend auf einen Blitz sein können, sodass dieser auch hier leicht einschlagen kann. Befindet man sich nun in der unmittelbaren Nähe zu einer unterirdischen Telefon- oder Rohrleitung oder steht unter einem Strommast und der Blitz schlägt irgendwo entfernt ein, dann besteht das Risiko, dass sich die Energie des Blitzes über diese Leitungen überträgt – mitunter sogar kilometerweit – und schließlich sich in einen Menschen entladen kann. Doch selbst, wenn der Blitz nicht direkt in eine solche Leitung einschlägt, sondern in den feuchten Erdboden, kann es sein, dass er indirekt auf Rohre oder Leitungen überspringt. Auch feuchtes Gras und Zäune stellen diesbezüglich eine mögliche Gefahrenquelle dar.

Vorsicht bei schnurgebundenen Telefonen

Stellen wir uns nun folgendes Szenario vor: Jemand ist mit einem schnurgebundenen Telefon am Telefonieren und ein Blitz schlägt irgendwo in der Nähe in den Erdboden ein. Bis dahin ist das erst mal gar nichts, was man als gefährlich einstufen muss. Nun sind aber Erdboden und Gras feucht, da es schon eine Weile regnet. Was kann hier passieren? Da der Boden feucht ist, kann der Blitz auf die Telefonleitung überspringen. Dies führt dazu, dass kurzzeitig ein sehr hoher Strom durch das Kabel fließt – bis ins Haus zum schnurgebundenen Telefon, wo die Energie des Blitzes schon von einem Menschen erwartet wird.

Baden und Duschen besser vermeiden

Um nicht unerwartet ein „belebendes“ Bad zu nehmen, sollte man lieber auf Bad oder Dusche verzichten, wenn sich ein Gewitter naht. Denn ein Blitz kann sich durchaus auch über Wasserrohre übertragen – bis ins Haus hinein. Selbst wenn die Badewanne korrekt geerdet ist, empfiehlt es sich, darauf zu verzichten, um kein unnötiges Risiko einzugehen, auch wenn die Energie des Blitzes mit jedem Meter, den sie zurücklegt, deutlich abnimmt.

Prickelndes Erlebnis vor dem TV

Auch Antennenkabel, genauso wie SAT-Kabel, können einen Blitz übertragen. Es mag zwar sein, dass man hier keine tausende Volt abbekommen wird, doch wird der Strom sicherlich ausreichen, um zumindest ordentlich eine geputzt zu bekommen. Damit wird die Handlung solcher Filme wie zum Beispiel „Flash – der rote Blitz“ oder „Powder“ plötzlich deutlich realistischer.

Worauf sollte man achten, wenn man sich bei Gewitter im Freien aufhält?

Ein Mythos besagt, man soll sich, wenn man sich bei Gewitter im Freien aufhält, flach auf den Boden legen oder zumindest breitbeinig hinstellen. Ebenso hält sich auch nach Jahrzehnten noch immer tapfer der Spruch „Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen“. Doch Fakt ist: Beides sollte man tunlichst ganz schnell vergessen.

Grundsätzlich sollte man sich niemals auf den Boden legen, sondern besser eine möglichst niedrige Stelle suchen, sodass um einen herum noch etwas ist, das dem Himmel noch ein wenig näher ist, und sich in die Hocke begeben. Dabei sollten die Füße so nach zusammen gerückt werden wie möglich, um die Bodenkontaktfläche so gering wie möglich zu halten. Sich hinzulegen würde den Kontaktbereich zu sehr vergrößern und das Risiko eines Blitzeinschlags deutlich erhöhen.

Auch einem Baum sollte man bei Gewitter lieber nicht zu nah kommen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich nun um eine Buche, eine Eiche, eine Tanne oder eine Erle handelt. Denn dem Blitz ist ehrlich gesagt ganz egal, aus welchem Holz der Baum besteht. Besser ist es, einen sicheren Abstand von mindestens zehn Metern einzuhalten. Denn dadurch kann man einen Überschlag des Blitzes am besten verhindern.

Artikelbild: © KACHALKIN OLEG / Shutterstock


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