Wohnung für Demenzkranke barrierefrei gestalten
Demenz ist eine Behinderung, mit der Deutschland in absehbarer Zeit schwer zu kämpfen haben wird. Schätzungen zufolge werden in Deutschland im Jahr 2050 rund drei Millionen Demenzkranke leben (Link: PDF). Um diesen Menschen ein normales Leben zu ermöglichen, muss die Wohnung barrierefrei gestaltet werden.
Wenn von Behinderung die Rede ist, stellen sich viele Menschen einen Rollstuhlfahrer vor. In Zukunft werden Verbraucher bei dem Wort Behinderung an die ältere Generation denken müssen. Millionen alte Menschen werden Hilfe benötigen.
Diese Hilfe erfordert ein Umdenken und Umstellen der Gesellschaft. Dass Menschen immer älter werden, ist seit Jahren bekannt. Das Altwerden bringt aber auch viele Herausforderungen mit sich – eine davon ist die Demenzkrankheit. Da nicht jeder Kranke in ein Heim gebracht werden kann, sind Umbauten bei ihm zu Hause notwendig.
Informationen zur Demenzkrankheit
Demenz ist ein neurologisches Krankheitsbild, deren Betroffene kognitive und progrediente Fähigkeiten verlieren. In späteren Stadien kommt es zum Verlust der Alltagskompetenz und schließlich zu einem Persönlichkeitszerfall.
Bei Demenz unterscheidet man im Grunde zwischen zwei Stadien:
- Primäre Demenz: Eigenständige Erkrankung, zu der Alzheimer gehört.
- Sekundäre Demenz: Die Folge einer anderen Erkrankung, Parkinson beispielsweise.
Die durch Demenz herbeigeführten Einschränkungen erfordern einen angepassten Wohnraum, damit Erkrankte weiterhin zu Hause leben können. Ein Großteil der Demenzkranken lebt zu Hause und wird von Angehörigen betreut. Ohne einen barrierefreien Wohnraum ist die Pflege jedoch problematisch.
Statistik zum Thema
Prognose zur Entwicklung von Pflegebedürftigkeit weltweit im Zeitraum von 2010 bis 2050
Jahr | Bevölkerung insgesamt (in Millionen) | Pflegebedürftige Menschen (in Millionen) | Prävalenz von Pflegebedürftigkeit (in Prozent) | Anstieg der Pflegebedürftigkeit im Vergleich zum Jahr 2000 (in Prozent) |
---|---|---|---|---|
2010 | 6.833 | 350 | 5,1 | 20 |
2030 | 8.286 | 488 | 5,9 | 68 |
2050 | 9.337 | 614 | 6,6 | 110 |
Quelle: Alzheimer's Disease International (weltweit)
Wenn die eigene Wohnung zum Hindernis wird
Die eigenen vier Wänden sind für viele Menschen ein Orientierungspunkt und eine Gedächtnisstütze. Hier sind sie aufgewachsen, haben schöne Momente erlebt und mit anderen Menschen geteilt. Der Auszug aus den eigenen vier Wänden, um in einem Heim betreut zu werden, entzieht Demenzkranken diese gewohnte Vertrautheit.
Der Entzug der Vertrautheit ist bei demenziell erkrankten Menschen besonders groß. Demenz ist nämlich mit Orientierungslosigkeit gleichzustellen. Folglich ist es keine geeignete Lösung, dieser Gruppe ihren gewohnten Lebensraum zu entziehen, weil er für sie ungeeignet ist. Stattdessen müssen Angehörige die Wohnung entsprechend anpassen.
Die Anpassung der Wohnung reicht von simplen Hilfestellungen bis hin zu großen Umbaumaßnahmen. Simple Maßnahmen kann zum Beispiel die Beschilderung der Wohnung sein, wenn der Pflegefall bereits unter Orientierungslosigkeit leidet. Bei Seton gibt es eine große Auswahl an Piktogrammen und Edelstahlschildern, die für diesen Zweck geeignet sind. Angehörige können mit den Schildern einem demenzkranken Patienten signalisieren, wo sich Treppen befinden, welches Zimmer sich hinter einer Tür befindet sowie auf Gefahren aufmerksam machen.
Zu den aufwendigeren Maßnahmen zählt beispielsweise der Umbau der Nasszelle in ein barrierefreies Badezimmer. Es wird mit Haltegriffen, einer modernen Beleuchtung sowie einem Bodenbelag ausgestattet, auf dem der Kranke nicht ausrutschen kann.
Die klassischen Wohnprobleme von Demenzerkrankten
Demenzerkrankte haben besondere Ansprüche an ihren Wohnraum. Sie können für sich selbst oder andere Menschen – meist unbewusst – eine Gefahr darstellen. Gefahren können von Reinigungsmitteln, giftigen Pflanzen oder auch Medikamenten ausgehen, die verwechselt und versehentlich verspeist werden. Herabgesetztes Temperaturempfinden kann dafür sorgen, dass sich Demenzkranke beim Baden verbrennen. Nicht abgedrehte Wasserhähne oder vergessene Kerzen können zu Überschwemmungen oder Wohnungsbränden führen.
Abseits dieser Probleme leiden Demenzkranke unter dem klassischen Krankheitsbild älterer Menschen: Stufen und Schwellen stellen für sie ein Hindernis dar, Selbes gilt für Treppen. Glastüren können eine Gefahr darstellen, da diese Gruppe sie nicht richtig wahrnehmen kann. Auf der anderen Seite nehmen Demenzkranke gemusterte oder spiegelnde Bodenbeläge als Loch oder Hindernis war. Auffallende Muster und Tapeten sind häufig für Angstzustände verantwortlich.
Demenzkranke können je nach Ausmaß ihrer Krankheit simple Fähigkeiten verlernen. Selbst die Betätigung der WC-Spülung – eine für einen gesunden Menschen simple Aufgabe – wird zum Problem. Weiterhin leiden Demenzkranke häufig unter Orientierungsstörungen, sodass sie sich in ihrer eigentlich vertrauten Wohnung nicht mehr zurechtfinden. Dieses Gefühl wird von einer schlechten Beleuchtung, mangelnden Kontrasten und verschlossenen Türen verstärkt.
Wohnraumanpassung für demenziell erkrankte Menschen
Die große Herausforderung der Wohnraumanpassung demenziell erkrankter Menschen ist die Tatsache, dass sie möglichst unauffällig geschehen muss. Wie bereits erwähnt, haben diese Menschen bereits Probleme, ihr vertrautes Umfeld wiederzuerkennen. Die plötzliche Veränderung dieses Umfeldes würde ihre Orientierungslosigkeit verstärken. Aus diesem Grund gilt: Vertraute Gegenstände müssen erhalten bleiben.
Grundsätzlich soll die Anpassung des Wohnraumes dem Demenzkranken folgende Vorteile bringen:
- Autonomie wahrnehmen
- Selbstständigkeit fördern
- Lebensqualität erhalten
- individuelle Vorlieben fördern
- Pflegeaufwand reduzieren
Da die Demenz, ihre Ursachen und Folgeerscheinungen sehr unterschiedlich sein können, muss die Wohnraumanpassung individuell erfolgen. Weiterhin gibt es große Unterschiede zwischen den Symptomen eines Alzheimerpatienten und einer an vaskulärer Demenz erkrankten Person. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten: Demenzkranken fehlt die Fähigkeit, sich selbst einzuschätzen und Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
Sowohl die Mobilität als auch der Drang nach Bewegung können sich bei Demenzkranken unterschiedlich entwickeln. Aus diesem Grund sind folgende Bedürfnisse zu berücksichtigen:
- Bewegungsraum: Sollte ausreichend zu Verfügung stehen, beispielsweise im Garten.
- Weglauftendenzen: Der Ausgang sollte gesichert sein, ohne die individuelle Freiheit einzuschränken.
- Strukturen: Klare Farben und Konturen legen Grenzen fest und helfen bei der Orientierung.
- Farbwahl: Warme, helle Farben beugen der Reizüberflutung vor. Gelbe Töne vermitteln Fröhlichkeit, Grün, Blau und Violett haben eine beruhigende Wirkung.
- Markierungen: Wie bereits erwähnt, sollte der Wohnraum mithilfe von Schildern markiert werden. Das gilt insbesondere für Stufen und andere mögliche Gefahren.
Die Optimierung des Wohnraumes mithilfe dieser Hinweise erlaubt es dem Demenzkranken, ein Leben in Würde zu führen. Gleichzeitig erleichtern die Anpassungen auch den Betreuern ihre Arbeit. Von einer Wohnraumoptimierung profitieren schließlich beide Seiten.
Förderung für Maßnahmen zur Barrierefreiheit
Die Maßnahmen zur Erschaffung eines barrierefreien Wohnraumes für Demenzkranke können durchaus mit einigen Kosten verbunden sein. Diese müssen Betroffene nicht alleine auf sich nehmen. Bund, Länder und Kommunen bieten zahlreiche Förderungen für solche Vorhaben an.
Zusammenfassung
Demenzkranke benötigen einen angepassten Wohnraum, um ein weitestgehend normales Leben zu führen und ihren Betreuern die Arbeit zu erleichtern. Diese Optimierungen sind mit einem gewissen Aufwand verbunden, welcher sich am Ende jedoch sowohl für den Erkrankten als auch seine Betreuer lohnt.
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