REA-Gips als Baustoff

REA-Gips als Baustoff

Ein klassischer Ansatz im Bauwesen wird damit verfolgt, dass sämtliche Maßnahmen auch einen umweltfreundlichen Charakter haben und insbesondere zukunftsfähig sind. Dies wird nicht allein bei Sanierungen in immer größerem Teil von Verordnungen und Vorschriften des Gesetzgebers geregelt, sondern spielt auch bei der Verwertbarkeit einer Immobilie eine Rolle. Insbesondere bauphysiologisch wertvolle Baustoffe und Materialien sind hier wichtig, allen voran sicherlich auch REA-Gips. Hierbei handelt es sich um speziellen Gips, der in sogenannten Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) gewonnen – dabei werden durch Kalkbeimischung die Rauchgase vom Schwefel gereinigt und machen daraus einen ökologisch vorteilhaften Baustoff.

Eigenschaften und typische Irrtümer in der Anwendung

In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen die Grundlagen und Eigenschaften von REA-Gips und geben anschließend Hinweise zur Anwendung, die oftmals irrtümlich verstanden werden.

Produktionsschritte und Eigenschaften

Das sogenannte Kalkwaschverfahren sorgt dafür, dass Rauchgase im Wäscher vom Schwefeldioxid gereinigt werden. REA-Gips entsteht letztlich dann, wenn durch eine Kalkmilchsuspension das Schwefeldioxid gebunden wird und Oxidationsluft hinzugegeben wird, sodass mittels der Hydrozyklonenabschneidung die finale Eindickung der Gipssuspension erfolgen kann. Anschließend wird das Ganze entwässert, zudem wird das Filterprodukt getrocknet und letztlich brikettiert, um REA-Gips auch als hochwertigen und sehr reinen Baustoff verwenden zu können. In der Zementherstellung, der Produktion von Estrich- oder Bergbaumörtel sowie den klassischen Gipsplatten findet REA-Gips nun Verwendung.

REA-Gips hat gewöhnlich einen pH-Wert von 6,5 sowie einen niedrigeren Normfarbwert, womit die Einsatzmöglichkeiten erweitert werden. Eine höhere Konzentration an Chlorid verbessert die Eigenschaften bezüglich Festigkeit und Porosität, auch dadurch bleibt der neutrale Geruch erhalten. Ein umweltfreundlicher REA-Gips wird deshalb von der Industrie auch als gleichwertig betrachtet, da er chemisch ohnehin mit natürlichem Gips übereinstimmt und die höhere Reinheit eine ökologisch vorteilhafte Einbindung ermöglicht. Aufgrund der besonderen physiologischen Eigenschaften erfüllt REA-Gips auch die Funktion, Luftfeuchtigkeit besser zu regulieren und wird daher zum Großteil in sämtlichen Wohnbereichen eingesetzt.

Typische Irrtümer im Umgang mit Gips

Gips in seiner klassischen Form ist, das belegen umfangreiche Dokumente verschiedener Epochen, ein seit Jahrtausenden im Bauwesen genutzter und geschätzter Werkstoff. Vor allem die Details im Innenausbau sind, dank der Leichtbauweise, hinsichtlich ihrer Stabilität und Werthaltigkeit unübertroffen. Dennoch hört man allenthalben von Heimwerkern, dass Gips nicht in jedem Bereich angewandt werden könnte und bekommt dadurch den Eindruck, derartige Bauweisen seien nicht zukunftsfähig. Wir möchten uns diesen klassischen Irrtümern widmen und einige Bereiche genauer beleuchten.

  • Setzt man auf Bekleidungen aus Natursteinplatten, dann wird gemeinhin von einer Verlegung auf aus Gips bestehenden Bauteilen gewarnt. Dasselbe gilt für Fliesen, was insofern mit einem höheren Aufwand verbunden ist, da die Oberfläche zunächst gesondert behandelt werden muss. Nach Angaben des dafür passenden ZDB-Merkblattes sind jedoch Fliesen in Küchen und Bädern ganz eindeutig auf Gipsputze anzubringen. Hier werden auch Wandbauplatten und klassische Gipsplatten erwähnt, wobei stets auch auf die DIN V 18550 „Putz und Putzsysteme“ geachtet werden sollte.
  • Gips und Beton sind nicht per Definition zueinander unverträglich, die Hafteigenschaften sind beispielsweise bei Normalbeton sehr hoch. Allerdings muss hier darauf geachtet werden, dass der Masseanteil der Restfeuchte des Massivbauteils die Grenze von drei Prozent nicht überschreitet. Außerdem gilt der Grundsatz, Gips ausschließlich auf trockenen Baustoffen zu verputzen, da anderenfalls die im Gips enthaltenen Sulfate das betreffende Bauteil schädigen können. Sie vergrößern das Volumen des Betons, dieser wird porös und verliert einen Großteil seiner Widerstandsfähigkeit.
  • Zudem ist Gips ein alles andere als stabiler und kompakter Baustoff, sodass viele Menschen dem Irrglauben unterliegen, stark beanspruchte Stellen im Haus (etwa Raumtrenner) müssten mit festeren Baustoffen umgesetzt werden. In Wirklichkeit kann Gips in Form von Hartgipsplatten oder Gipsfaserplatten auch als oberflächenhartes Bauteil genutzt werden, was weitere Vorteile mit sich bringt. So wird der Verschleiß verringert und der allgemeine Erhaltungsaufwand minimiert, zusätzlich ergeben sich Möglichkeiten im Bereich der modernen Wohnraumgestaltung.

Artikelbild: © Dmitry Kalinovsky / Shutterstock


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